Sickerleitung und Brunnenstube „Grüner Pütz“ des Römerkanals

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Nettersheim
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 30′ 44,53″ N: 6° 36′ 27,88″ O 50,51237°N: 6,60775°O
Koordinate UTM 32.330.392,47 m: 5.598.334,10 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.543.151,82 m: 5.597.577,59 m
  • Der Grüne Pütz bei Nettersheim (2012)

    Der Grüne Pütz bei Nettersheim (2012)

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    Der Grüne Pütz im Jahr 2025

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Die römische Eifelwasserleitung ist mit einer Länge von 95,4 Kilometern der größte antike Technikbau nördlich der Alpen und eines der populärsten Bodendenkmäler des Rheinlandes. Aus fünf Quellgebieten in der „Sötenicher Kalkmulde“ wurden täglich 20 Millionen Liter besten Trinkwassers in die römische Provinzhauptstadt Köln geleitet. Es handelte sich hierbei um eine reine Gefälleleitung, die sich eng an das Relief anpasste. Das südlichste Quellgebiet, an das die Wasserleitung angeschlossen war, liegt am Grünen Pütz (rheinisch Brunnen von lateinisch puteus) bei Nettersheim. An den Fuß des linken Talhanges der Urft schmiegt sich zunächst auf 80 Metern Länge ein Kanal, dessen Bergseite aus losen Steinen ohne Mörtelverbund aufgeschichtet ist; hier konnte das aus dem Hang quellende Wasser eindringen. Angeschlossen an diese Sickerleitung ist ein rechteckiges Wassersammelbecken. Wegen der verringerten Fließgeschwindigkeit lagerten sich hier mitgeführte Schwebstoffe ab. Im Anschluss daran beginnt die eigentliche Wasserleitung.

Die vier Stränge der Eifelwasserleitung nach Köln wurden sämtlich aus Quellfassungen gespeist, wobei die Methoden der Wasserfassung den jeweiligen Wasservorkommen angepasst waren. Am Grünen Pütz bediente man sich einer 80 Meter langen Sickerleitung, deren bergseitige Wange ohne Mörtel, also wasserdurchlässig gebaut worden ist, so konnte das aus dem Hang quellende Wasser eindringen. Die talseitige Wange war anders gebaut worden, denn hier sorgten die Vermörtelung und ein künstlich eingebrachtes Dichtungspaket aus Ton dafür, dass einerseits kein Trinkwasser verloren ging und andererseits das Bachwasser des Urfttales aus dem Kanal ferngehalten wurde. Der Reinhaltung des Quellwassers dienten außerdem eine Abdeckung aus mächtigen Sandsteinplatten sowie eine Kiesschüttung auf der Sohle, die ansonsten nicht weiter ausgebaut war.

Brunnenstube Grüner Pütz
An den Fuß des linken Talhanges der Urft schmiegt sich auf 80 Meter Länge eine Sickerleitung, deren bergseitige Wange ohne Mörtel, also wasserdurchlässig gebaut worden ist; so kann das aus dem Hang quellende Wasser eindringen. Die talseitige Wange war anders gebaut worden, denn hier sorgen eine Vermörtelung und ein künstlich eingebrachtes Dichtungspaket aus Ton dafür, dass einerseits kein Trinkwasser verloren geht und andererseits das Bachwasser des Urfttales aus dem Kanal ferngehalten wird. Der Reinhaltung des Quellwassers diente ursprünglich außerdem eine Abdeckung aus mächtigen Sandsteinplatten, die heute teilweise aufgestellt sind, um einen Einblick zu ermöglichen, sowie eine Kiesschüttung auf der Sohle, die ansonsten nicht weiter ausgebaut war.
Angeschlossen an diese Sickerleitung ist ein rechteckiges Becken, dessen Fundament bei den Ausgrabungen 1952 und 1975 vollständig erhalten war und 1,93 Meter mal 1,86 Meter misst. Sein im Verhältnis zur Sickerleitung vergrößerter Querschnitt sorgt für eine verringerte Fließgeschwindigkeit. Zwei kleine Durchbrüche in den Sandsteinblöcken des Fundamentes lassen zusätzliches Quellwasser eindringen. Der Schwellstein am Beginn der im Westen anschließenden Wasserleitung bewirkt eine kleine Aufstauung des Wassers in der Brunnenstube, wodurch eine Beruhigung und Klärung erreicht wird. Auf dem Sandsteinfundament sind die Wände der Brunnenstube mit Grauwackehandquadern aufgemauert. Den oberen Abschluss der Seitenwände bilden eine halbrund gearbeitete Sandsteinbekrönung, die an den Ecken der nach oben offenen Brunnenstube mit Medusen-Häuptern versehen ist; dadurch gedachte man Unheil von der Quelle abzuhalten. Im Anschluss an die Brunnenstube beginnt die eigentliche Wasserleitung. Der heutige Zustand der Brunnenstube wurde 1975 rekonstruiert. Zur Frostsicherung war in römischer Zeit sowohl die Sickerleitung als auch die an den Grünen Pütz angeschlossene Leitung mit Erdreich überdeckt.
130 Meter westlich der Brunnenstube zweigt von der römischen Wasserleitung ein modernes Rohr ab, durch das das Quellwasser unter der Bahntrasse in Richtung Urft abgeleitet wird. Hier wird deutlich, wie viel Wasser auch heute noch der Grüne Pütz liefert.

Die archäologischen Untersuchungen im Rahmen der Sanierung der Bahnstrecke
Im Frühsommer 2023 begann in den Gemeinden Kall und Nettersheim der Wiederaufbau der von Hochwasserschäden aus dem Juli 2021 betroffenen Bahnstrecke von Köln nach Trier. Im Abschnitt zwischen Kall-Urft und im Rosental bei Nettersheim tangiert bzw. überprägt der Bahndamm die Trasse der römischen Eifelwasserleitung, wobei sich die Quellfassung „Grüner Pütz“ unmittelbar südlich der Bahnlinie befindet. Da in einigen Bereichen eine Fundamentierung des Bahndammes vorgesehen war, war davon auszugehen, dass die geplante Baumaßnahme das Bodendenkmal beeinträchtigen würde.
Anhand einer von der Firma Fundort GmbH durchgeführten Sachverhaltsermittlung wurden in mehreren Sondagen der Verlauf sowie der Erhaltungszustand des antiken Bauwerks geprüft. Hierbei zeigte sich, dass der anhand von Höhenlinien angenommene Verlauf des Denkmals auch auf das heutige, durch die Bahntrasse geprägte Landschaftsbild zurückzuführen ist. Der Bau der Eifelbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat die natürlichen Gegebenheiten stark verändert. Daher weicht der 2023 tatsächlich nachgewiesene Verlauf deutlich von dem bisher angenommenen ab. Im Zuge der Erdarbeiten des Eisenbahnbaus wurde die römische Eifelwasserleitung im 19. Jahrhundert teilweise abgebrochen. Dennoch konnten sechs Abschnitte des antiken Bauwerks während der Untersuchung nachgewiesen werden.
Maße und Bauweise waren in allen Befundabschnitten gleich. Die knapp 1,30 Meter hohe und ca. 1,20 Meter breite Wasserleitung wies eine lichte Weite von 0,54 Metern auf. Erwartungsgemäß bestanden die je 0,30 Meter breiten Seitenwangen sowie der Boden der U-förmigen Rinne aus opus caementicium. Dieser hochgradig druckfeste Gussbeton, dem zerkleinerter Grauwackebruch, Kies und Ziegelklein beigemengt worden waren, setzte sich aus gebranntem Kalk und Sand zusammen. Je nach Anteil der Zusatzstoffe (Kies in unterschiedlicher Körnung und Ziegelmehl) hatte das Gussmauerwerk eine weißliche bis weißgräuliche, leicht rosa schimmernde Färbung. In dem westlichen, im Hangprofil erhaltenen Aufschluss war die lageweise Einbringung der Betonmasse noch deutlich auszumachen. In diesem Aufschluss konnte ebenfalls die 0,30 Meter mächtige Stickung, die unterhalb der Sohlenmitte größere, hochkant gesetzte Grauwacken aufwies, erfasst werden. Das Kanalinnere wurde zunächst mit einem gräulichen Putz ausgekleidet. Anschließend wurden der Boden und der untere Wandabschnitt mit einer 0,5 Zentimeter dicken Schicht aus rötlichem opus signinum verputzt.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013, 2020, 2025)

Hinweise
Die Brunnenstube „Grüner Pütz“ ist eingetragenes Bodendenkmal (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Nr. EU 67a).
Die Sickerleitung mit der Brunnenstube sind an den 116 Kilometer langen, in sieben Etappen unterteilten Römerkanal-Wanderweg von Nettersheim nach Köln angebunden (Station Nr. 1), der dem Trassenverlauf der römischen Eifelwasserleitung folgt. Sie sind Ziel der ArchaeoRegion Nordeifel (Nr. 24) und Station der Archäologietour Nordeifel 2025.

Internet
www.roemerkanal-wanderweg.de (Abgerufen: 14.4.2013)
de.wikipedia.org: Grüner Pütz (Abgerufen: 14.4.2013)
www.nrw-stiftung.de: Römische Wasserleitung bei Urft (Abgerufen: 14.4.2013)
www.nettersheim.de (Abgerufen: 14.4.2013)

Literatur

Carruba, Bettina (2024)
Wenn die Landschaft sich verändert… – die Eifelwasserleitung zwischen „Grünem Pütz“ und Urft. In: Archäologie im Rheinland 2023, S. 90–93. Oppenheim.
Grewe, Klaus (1986)
Atlas der römischen Wasserleitungen nach Köln. (Rheinische Ausgrabungen, 26.) S. 38-41, Köln u. Bonn.
Grewe, Klaus; Knauff, Manfred (2012)
Die lange Leitung der Römer. Der Römerkanal-Wanderweg Nettersheim-Köln. S. 148-150, Meckenheim.
Horn, Heinz Günter (1987)
Die Römer in Nordrhein-Westfalen. S. 577-578, Stuttgart.

Sickerleitung und Brunnenstube „Grüner Pütz“ des Römerkanals

Schlagwörter
Ort
63947 Nettersheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 80 bis 90, Ende 270 bis 280

Empfohlene Zitierweise

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„Sickerleitung und Brunnenstube „Grüner Pütz“ des Römerkanals”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-UM-20130327-0021 (Abgerufen: 19. September 2025)
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