Der so genannte Hildebold-Dom ist der unmittelbare Vorgängerbau des heutigen Kölner Domes. Der Platz, an dem der Dom heute steht, war seit spätrömischer Zeit der Ort, an dem die ersten Christen sich in Köln versammelten. Mehrere, immer größer werdende Kirchen wechselten sich an dieser, nahe der Stadtmauer gelegenen Stelle ab. Der erste Kirchenbau, von dem wir wissen, wie er ausgesehen hat, war der 870 vollendete karolingische Dom. Er hatte an beiden Enden des Langhauses je ein Querhaus und einen Chor. Der Altar im Osten war Maria geweiht, der im Westen dem heiligen Petrus. Unter Erzbischof Bruno wurde im Norden und Süden dem Langhaus je ein Seitenschiff hinzugefügt. Mit nur noch kleinen Veränderungen stand dieser Dom bis ins 13. Jahrhundert.
Es ist unklar, wann mit dem Bau des romanischen Doms begonnen wurde. Der Bau wird nach dem Tod des Erzbischofs Hildebold 818 und vor 857 fertiggestellt worden sein, weil die Annales Fuldenses und Annales Bertiniani einen Blitzschlag 857 in die in Benutzung befindliche Kirche erwähnen, dem u.a. ein Priester am Petrus-Altar (also im Westen) zum Opfer gefallen sei. Doppelfeld datiert im Jahre 1948 aufgrund von Grabungsbefunden den Baubeginn um das Jahr 800, später wurde der Bau um 810 vom einem Stadtbrand zerstört und unter Hildebold planiert. Den frühesten Hinweis findet man in der handschriftlichen Chronik „Agrippina“ (von Heinrich von Beeck in den Jahren 1469 bis 1472 verfasst; siehe Kölner Bauer), die Hildebold als den Erbauer des Alten Domes nennt: „Dieser Hildeboldus was, der sant Peter den Dom zu Coelne yrst fundiere ind machen ließe“. Dem wurde erstmals 1958 widersprochen, und ein Baubeginn in ottonischer Zeit unter Erzbischof Bruno angenommen. Danach kommt Hildebold als Bauherr des Alten Domes nicht mehr in Frage, aber der Baubeginn bleibt aufgrund der schlechten Quellenlage weiterhin unbestimmt. Andere Quellen gehen davon aus, dass mit dem Bau wahrscheinlich um 850 begonnen wurde, als Erzbischof Gunthar an der Macht war. Dieser wurde jedoch während der Bauzeit des Domes im Jahre 863 exkommuniziert, konnte aber noch bis 866 im Amt bleiben. Der exkommunizierte Gunthar war allerdings als Bauherr und Namensgeber unerwünscht, weshalb man die Kirche später dem berühmteren Vorgänger Hildebold zuschrieb und sie deshalb lange den Namen „Hildebold-Dom“ trug. Die Kirche wurde am 27. September 870 (oder 873) durch Erzbischof Willibert geweiht. Sein fälschlicher Namensgeber Erzbischof Hildebold war zu dieser Zeit bereits seit langem verstorben († 3. September 818). Hildebold kommt als Bauherr bzw. als Stifter für Teile der dem Alten Dom vorausgehenden letzten Umbauphase des merowingerzeitlichen Domes in Frage, insbesondere für dessen Westteil mit dem sogenannten St. Galler-Ringatrium. Am 11. September 889 wird Erzbischof Willibert hier beigesetzt. Vor 965 erweitert Erzbischof Bruno I. den Alten Dom um je ein Seitenschiff im Norden und Süden zu einer fünfschiffigen Kirche. […] Bereits am 15. September 857 wurde der Alte Dom während eines schweren Unwetters durch Blitzeinschlag stark beschädigt; im Dom kamen hierdurch 3 Menschen ums Leben. Zwischen Dezember 881 und Januar 882 überstand er - beschädigt - als eines der wenigen Gebäude die Zerstörung und Brandschatzung durch die Normannen. Reichskanzler und Erzbischof Rainald von Dassel brachte am 23. Juli 1164 mit den Heiligen Drei Königen die wichtigsten Reliquien des Hochmittelalters in die damals mit fast 50.000 Einwohnern wichtigste und wohlhabendste Stadt des Reiches. Sie war seit den Tagen der aus oströmischem Herrschergeblüt stammenden Kaiserin Theophanu auch Zentrum der deutschen Goldschmiedekunst und damit des einträglichen Reliquienhandels. Im Alten Dom werden die Reliquien im Dreikönigenschrein aufbewahrt. Am 13. April 1248 wird mit Zustimmung des Erzbischofs Konrad von Hochstaden der Abriss des riesigen romanischen Hildebold-Doms beschlossen. Die Abbrucharbeiten beginnen am 27. April 1248 mit der Unterhöhlung der östlichen Kirchenmauern. Diese Höhlen wurden mit Holz abgestützt. Um den Dom zum Einsturz zu bringen, wollten die Bauarbeiter die Holzstützen am 30. April 1248 kontrolliert anzünden. Durch starken Wind griff jedoch das Feuer unkontrollierbar um sich und zerstörte den Dom bis auf die verbliebenen Mauern. Der Dreikönigenschrein konnte gerettet werden. Schon am 15. August 1248 legt von Hochstaden in Anwesenheit des gewählten, aber noch nicht gekrönten (Gegen-) Königs Wilhelm von Holland an der Stelle des nunmehr völlig abgetragenen karolingischen Alten Doms unter großer Feierlichkeit den Grundstein für den heutigen Kölner Dom.
(Barbara Schock-Werner, Dombaumeisterin zu Köln, 2010)
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