„An der steinernen Brücke zu Kurtenbach steht ein Mahlwerk“–Bereits vor fast 500 Jahren wird dieser Standort zum ersten Mal schriftlich als Mühle erwähnt. Friedenthal ist ein Standort mit einer sehr langen Tradition.
„Die gesamte Anlage dokumentiert in einer für die Region kaum ein zweites Mal sichtbar gebliebenen Vollständigkeit die Wirtschaftsgeschichte eines oberbergischen Wasserkraft-Standortes, die historische Arbeitsplatz-Umwelt in der Industrie im ländlichen Raum, die technische Nutzung der Wasserkraft und Anpassung an natürliche Ressourcen sowie einen alten Arbeitsplatz, an welchem zeitweise ca. 70 Personen arbeiteten, also auch ein wichtiges Stück lokaler Sozialgeschichte.“ (Nicke, 2007) Hier fand wie an vielen Wasserkraftstandorten der Bachtäler im Bergischen Land im Laufe der Jahrhunderte ein häufiger Nutzungswandel statt:
Die Anfänge und der erste Hammer Vermutlich wurde in Friedenthal schon früh die Wasserkraft genutzt, sichere Quellen gibt es hierfür allerdings nicht. Benachbarte Standorte im Homburger Bröltal lassen sich jedoch dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit zuordnen. 1768 wird an dieser Stelle der erste Hammer erwähnt. Die Namensgebung „Hammer zur Müllen“ deutet nach Nicke (2007) darauf hin, dass sich an diesem Ort aber zuvor bereits eine Getreidemühle befunden hat. Mindestens bis zum Jahr 1803 soll hier der „Altemühler Hammer zu Hammertal“ als der einzige Stabhammer im Homburgischen bestanden haben.
Der Hammer wird Papiermühle Um 1830 wird der alte Hammer zu einer Papiermühle („Hoffmannsche Mühle“) umgebaut, im Jahr 1834 erhalten Heinrich Geldmacher, der bereits die Homburger Papiermühle betrieb, und Gustav Hoffmann aus Nümbrecht die Konzession zum Betrieb dieser Papiermühle.
Umnutzung zur Mahl-, Öl- und Knochenstampfmühle Im Jahr 1848 erfolgt ein weiterer Nutzungswechsel: Gustav Hoffmann und David Schmitz aus Nümbrecht erhalten die Konzession zur Umwandlung der Papiermühle in eine Mahl-, Öl- und Knochenstampfmühle.
Die Messerfabrik Friedenthal Um 1893-1896 schließlich baut die Firma Linden & Co. aus Solingen die Anlage in eine Messerfabrik um und lässt Betriebsgebäude und Anbauten auf dem Gelände errichten. Der Gebäudekomplex wurde bis heute nur unwesentlich verändert und zeigt einen charakteristischen Fabriktyp des oberbergisch-ländlichen Raumes.
Im Jahr 1919 übernehmen Friedrich Otto Stöcker und Paul Wewer den Betrieb. Sie produzieren in Friedenthal Messerschäfte und fertigen daraus unter Verwendung von Solinger Klingen hochwertige Messer, die im In- und Ausland unter dem Produktnamen „Metzgerfreund“ bekannt waren. Zwischen 1965 und 1970 wird die Fertigung eingestellt. In Solingen wurde noch bis 2005 produziert. Bis 1938 wird noch ein Wasserrad mit 3,5 Metern Durchmesser durch die Bröl angetrieben. Dann wird das Wasserrad durch eine sogenannte Banki-Turbine, eine Doppelturbine nach dem System Ossberger, ausgetauscht. Über Transmissionen (Kraftübertragung durch Riemen und Wellen) konnten so die verschiedenen Maschinen der Messerfabrik angetrieben werden. Die Transmissionstechnik ist bis heute fast komplett erhalten geblieben.
„In der Messerfabrik wurden Messer geschliffen, poliert, gepließtet sowie (in ebenfalls dort produzierte) Holzgriffe geheftet. Die dazugehörigen Werkstätten, Maschinen und Fertigungsgeräte sind zum Teil erhalten. So gibt es mehrere Schleifstein-Anlagen, Pließtscheiben, Schleifband-Anlagen, Fräs- und Bohrmaschinen, Stanzgeräte, Drehbank- und Polieranlagen. Alle diese konnten bei Wassermangel über Elektromotoren angetrieben werden, waren aber normalerweise an die von der Turbine angetriebene umfangreiche Transmissionswelle mit ihren vielen Abzweigen angeschlossen.“ (Nicke, 2007)
Grüner Strom aus dem Bröltal: Wasserkraftanlage Friedenthal Bis heute sind die wassertechnischen Anlagen vorhanden. Der Besitzer der Anlage möchte das kulturelle Erbe des jahrhundertealten Wasserkraftstandortes erhalten und die vorhandenen Möglichkeiten nutzen, um Strom aus erneuerbarer Energie zu erzeugen. Dazu war es erforderlich im Jahr 2010, die alte Turbine durch eine doppelt gesteuerte Kaplan-Turbine zu ersetzen. Hierdurch kann „grüner“ Strom für circa 50 Haushalte in das Stromnetz der Gemeindewerke Nümbrecht eingespeist werden. So können im Jahr 170t CO2 eingespart werden.
Bildhauerwerkstatt „Atelier Pape“ in der Alten Messerfabrik Friedenthal Große Bereiche der Außenanlagen und der ehemaligen Fabrikhallen wurden bereits stilgerecht instandgesetzt. Die Gebäude der Alten Messerfabrik Friedenthal werden heute für die Durchführung von Bildhauerseminaren genutzt.
Zu Besuch: Mühlentag 2013 Anlässlich des Mühlentages 2013 am Pfingstmontag öffnen die Alte Messerfabrik Friedenthal sowie zahlreiche Mühlen, Hämmer und Wasserkraftanlagen in der Region ihre Türen für Interessierte. Informationen zu den teilnehmenden Standorten und Angeboten zwischen Erft, Wupper und Sieg sind unter www.muehlenregion-rheinland.lvr.de abrufbar.
(LVR-Fachbereich Umwelt, 2011 und 2013)
Die „Alte Messerfabrik Friedenthal in Nümbrecht“ war KuLaDig-Objekt des Monats im Mai 2013.
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