Burg und Schloss Ringenberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Hamminkeln
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 44′ 31,08″ N: 6° 36′ 53,42″ O 51,74197°N: 6,61484°O
Koordinate UTM 32.335.328,66 m: 5.735.031,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.542.510,96 m: 5.734.372,62 m
Das Castrum Ringenberg wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt. Zwischen 1223-1242 trug das Castrum die Bezeichnungen „de Dingede“ und „de Ringelenberg“, seit 1247 ausschließlich „Ringelenberg“ (Groten 2006, S. 426). Das Schloss Ringenberg wurde von den Freigrafen und Ritter Sueder von Dingden im Isselbruch um 1220 errichtet. Diese Burg verfügte über einen Wall und einen Wassergraben in schwer zugänglichem Gelände nahe bei der Grenze zum klevischen Hamminkeln. Allerdings hatte der Münster lehnspflichtige Herr von Dingden das feste Burghaus ohne Genehmigung des Münsteraner Bischofs errichtet.

Die historische Argumentation der Datierung bezieht sich auf urkundliche Nennungen und die Namensverschiebung der Herren von Dingden zu Ringenberg. In einem Vergleich von 1233 zwischen den Einwohnern und dem Stift Wissel wegen unerlaubter Holzfällerei taucht als Zeuge erstmals „Suethero de Ringelberg“ auf. Daraus leitet Helmut Rotthauwe (1983, S. 217) die Existenz der Burg Ringenberg in diesem Jahr ab.

Diese Faktoren, die Errichtung in siedlungsungünstigem Gelände in unmittelbarer territorialer Grenzlage und die wehrhafte Steinbauweise ohne Genehmigung des Lehnsherren gibt Hinweise auf die Funktion der Burg Ringenberg als Grenzfestung. 1247 trug Sueder IV. das Schloss dem Erzbischof Konrad zum Lehen auf (Lacomblet 1840): „...Suederus de Ringelinberg..., ergo verus heres castri Ringelinberg de bona et spontanea mea voluntate castrum ipsum et proprietatem eiusdem liberaliter contuli et donuaui venerabili patri domino meo Conrado coloniensi archiepiscopo et eccelsie coloniensi, ac omne ius proprietatis, quod in ipso habui, transtuli in ipsum dominum archiepiscopum eiusque successores et ecclesiam coloniensem. Et etiam dominus archiepiscopus castrum ipsum ... mihi in feodo concessit, pro quo ego ipsius et successorum suorum et ecclesie coloniensis sum homo ligius ad suriendam eis contra omnem hominem, excepto episcopo monasteriensi, cuis sum ministerialis...

1257 erfolgte der Verkauf an Bischof Otto II. von Münster. Nach der Verlobung von Beatrix mit Diedrich Luf, Enkel des Grafen Dietrich IV., fiel die Burg 1257 an Kleve. Hierbei wurden „slot ind lant van Ringhenberch“ übertragen. Damit waren innerhalb von zehn Jahren drei Besitzübertragungen erfolgt und Sueder blieb Burgherr. Die Folge der Eheschließung mit faktischer Übertragung nach Kleve führte zum Widerspruch von Münster bis zum Vergleich von 1265, als Münster Oberlehensherr wurde, aber klevisch regiert wurde.
1382 schenkte Kunegunde von Ringenberg dem Bischof von Münster ihr gesamten Besitztum einschließlich Vasallen, Zehnten und Dienstleuten. Seitdem war der westfälische Besitz der Herren von Ringenberg Kirchengut, während die Burg klevisch war.

Die Burg war Keimzelle für die spätere Kolonisation und Errichtung der gleichnamigen Siedlung. Sie stand zunächst isoliert als wehrhaftes Steinhaus in unbesiedeltem Sumpfland als Grenzfeste ohne Kornfelder und Weidegründe. Das Schöffen-Siegel an einer Urkunde aus dem Jahre 1336 (Rotthauwe 1983, S. 222 f.) enthält die älteste stilisierte Darstellung der Burg innerhalb des runden Siegelfeldes mit großem Toreingang und vorgebautem Turm, dem wiederum das Schild mit der klevischen Lilie vorgestellt ist. Die Umschrift lautet: „S(igillum) scabinorum Ringhenbergencis“.

Die Siedlung bestand zu diesem Zeitpunkt aus der Burg, der Burgsiedlung und der Bruchkolonie. 1437 wurde durch Herzog Adolf ein Amtmann eingesetzt. Die Burg wurde kontinuierlich wehrhaft gehalten. Auch in nachfolgenden Urkunden wurde eine Burgbesatzung bis 10 Mann erwähnt und es scheinen im 15. Jahrhundert auch Umbauten und bauliche Erweiterungen der Burg stattgefunden zu haben. Die Burg Ringenberg gehörte zu einem klevischen Festungsriegel zusammen mit der Isselburg und der Schermbecker Burg, der auch während der Soester Fehde 1444-1449 eine Rolle spielte.
Für Ringenberg war die Burgfunktion von entscheidender Bedeutung, denn eine Marktfunktion oder die Rolle einer Ackerbürgerstadt wird nach Durchsicht der Aussagen aus der Literatur und der Physiognomie von Ringenberg nicht erkennbar. Daraus ergeben sich wiederum Aussagen zu den Umlandverflechtungen und den Umlandfunktionen, die eindeutig auf der fortifaktorischen Grenzsnspruchssicherung liegen.
Entscheidend war die Funktion der Burg als Sitz des klevischen Amtsmannes, somit eine Amtsburg. Urkundlich fassbar wird die Tätigkeit der Drosten in Ringenberg seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, der erstgenannte Amtmann ist Gottfried von Hönnepel. Spätere klevische Amtmänner sind ebenfalls namentlich überliefert. Baulich interessant ist die Erwähnung eines Bergfrieds in der Freiheit Ringenberg. Hierbei handelte es sich um einen Turm in der Freiheit der Burg vor der Vorburg.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1629 von niederländischen Truppen vollständig zerstört. Kurfürst Friedrich Wilhelm übergab das „ruinierte, demolierte, auch ganz und gar zum Steinhaufen verfallene Haus“ 1648 an Jakob von Spaen als Mannlehen, dessen Nachfolger Alexander von Spaen das Schloss 1661 von Grund auf neu erbaute. Damit überwiegt bei dem heute obertägig sichtbaren Baukörper baulich das 17. Jahrhundert.

Auf einem künstlich erhöhten quadratischen Terrain ist die Schlossanlage mit einem Mitteltrakt, zwei Seitenflügeln und hohen dreistöckigen Rundtürmen an den Ecken gestaltet.

(Klaus-Dieter Kleefeld und Susan Leblebici, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)

Literatur

Clemen, Paul (Hrsg.) (1892)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Rees. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 2.1.) Düsseldorf.
Groten, Manfred (2006)
Nordrhein-Westfalen. (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 3.) S. 426, Stuttgart.
Lacomblet, Theodor Josef (1840)
Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Niederrheinisches Urkundenbuch (NRUB, vier Bände 1840-1858). (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, C 10, Neudruck Siegburg 1981.) Bd. 2, Nr. 322, Düsseldorf. Online verfügbar: digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de, NRUB, abgerufen am 11.04.2024
Maurer, Carmen (1992)
Untersuchung des Kellers in Schloß Ringenberg. In: Archäologie im Rheinland 1991, S. 145-148. S. 145-148, Köln u. Bonn.
Pankok, Hulda (1962)
Das Schicksal des Schlosses Ringenberg. In: Heimatkalender des Kreises Rees 1963, S. 145-148. S. 145-148, Rheinberg.
Rotthauwe, Helmut (gen. Löns) (Bearb.) / Gemeinde Hamminkeln (Hrsg.) (1983)
Sieben unter einem Dach : Brünen, Dingden, Hamminkeln, Loikum, Mehrhoog, Ringenberg, Wertherbruch. S. 145-148, Hamminkeln.
Schueren, Gert van der; Tross, Carl Ludwig Philipp (1824)
Gert's van der Schüren Chronik von Cleve und Mark, zum erstenmale hrsg. und mit kurzen Anmerkungen versehen von Ludwig Tross. S. 53, Hamm.
Tromp, Heimerick M.J. (1991)
Ein Geschlecht ohne Grenzen: die Freiherren van Spaen zu Biljoen und Ringenberg. Alexander von Spaen und sein Nachlass. In: Niederrhein (hrsg. von der Industrie und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve (Niederrhein Kammer 47), S. 227-228. S. 227-228, o. O.
Werres, F. H. (1829)
Rückblick auf die Geschichte des Herzogthums Cleve überhaupt, und der Stadt Wesel im Besonderen, während des Cleveschen Erbfolge-Streites vom Jahre 1609 bis 1666. S. 214, Wesel (zweite Auflage 1830).

Burg und Schloss Ringenberg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schloßstraße
Ort
46499 Hamminkeln
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archäologische Grabung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1223 bis 1247

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Burg und Schloss Ringenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-9529-20110405-2 (Abgerufen: 27. Juli 2024)
Seitenanfang