Am inneren Ring zwischen Karlsgraben und Mauerstraße, erbaute der Textilfabrikant Johann Friedrich Lochner 1859/60 am Rande seines Werksgeländes eine Villa, das Lochnersche Palais. Das Grundstück wurde durch ein prächtiges barockes Tor aus dem 18. Jahrhundert erschlossen. Als Baumeister kommen Laurenz Mefferdatis, Jakob Couven oder Joseph Moretti in Frage, die alle in Aachen große Wirkung entfalteten, deren bauliches Erbe jedoch im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Die Lochnersche Fabrikantenvilla war 1928 der erste Altbau, den die RWTH Aachen erwarb, um ihn als Institutsgebäude zu benutzen. Als Institut für Gesteinshüttenhunde wird das Gebäude bis heute genutzt. Infolge starker Schäden im Zweiten Weltkrieg und modernen Umbauten in den Sechzigerjahren durch den Architekten Hans Haas, ist von der ursprünglichen Substanz und der Innenausstattung fast nichts mehr erhalten. Die überformte Villa ist für den Gesamtzusammenhang des ehemaligen Lochnerschen Anwesens relevant.
Das Barocktor besteht aus einer Schaufassade aus Blaustein mit einem schmalen Hinterbau über und neben der Durchfahrt. Der gedrückte Torbogen ist beidseitig von je zwei Pilastern mit ionisierenden Kapitellen flankiert. Darüber befindet sich ein Gebälk mit starken Verkröpfungen. Der Scheitel des Torbogens ist schmuckvoll betont und über dem Gebälk erhebt sich ein ornamentierter Ziergiebel mit Wappenschild und Blumengirlanden. Dahinter sitzt ein Satteldach, das durch den Giebel straßenseitig versteckt wird.
Als die Familie Lochner ihre Villa noch um 1890 erweiterte, ließ sie auch ein Kutscherhaus an die Rückseite des barocken Torhauses anbauen. Tritt man durch das Tor, schließt das Kutscherhaus auf der linken Seite wie ein Seitenflügel an, der jedoch nicht bündig mit der Durchfahrt abschließt, sondern ein Stück in den Weg hinein ragt, wodurch er als nachträgliche Ergänzung sofort auffällt. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude in drei Achsen mit Fenstergewänden in barockisierenden Formen. Die beiden Geschosse werden durch ein Gurtgesims und unterschiedliche Gestaltung der Putzfassaden voneinander abgehoben: Bandrustika im Erdgeschoss, glatter Putz im Obergeschoss. Die Fenster beider Geschosse sind mit Segmentbogen und betontem Schlussstein ausgeführt. Das Kutscherhaus lehnt an eine südlich stehende Backsteinwand, an der außen auf dem verputzten Bereich ein vergangener Treppenverlauf nachgezeichnet ist.
(Moritz Wild, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2011)
Quelle LVR-ADR Denkmälerarchiv, Bauakte.
Literatur
Dauber, Reinhard (1985)
Aachener Villenarchitektur - die Villa als Bauaufgabe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. 77, Recklinghausen.
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