Die historischen Mühlenstandorte Obere und Untere Buschmühle (Süden) und Nepomucenusmühle (Norden) liegen an der Inde, umgeben von Grünland mit Altbäumen. Im Umfeld der Nepomucenusmüle und der Buschmühle sind Relikte des Steinkohlenbergbaus repräsentiert (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 92). Im Kleinrelief an der Nepomucenusmühle finden sich Pingen und kleine Halden.
Bei der Buschmühle handelt es sich um eine Doppelanlage links und rechts der Cockerillstraße. Auf der Karte des Münsterländchens von 1646 ist sie noch ohne Unterteilung eingezeichnet (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S.54). Später unterscheidet man zwischen „Oberer“ und „Unterer Buschmühle“. Die Buschmühle diente lange Zeit der Messingverarbeitung. Nutzungswandel (s. u.) machte Um-, An- und Neubauten notwendig. Die Gebäudesubstanz stellt heute ein Gemisch aus verschiedenen Bauzeiten und –zuständen dar (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 64). Mühlengebäude sind nicht erhalten.
Obere Buschmühle: 1816 als Kupfermühle nachgewiesen (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S.55). Ab 1840 Textilfabrikation, Spinnerei und landwirtschaftlicher Betrieb. 1934 Aufbau einer Feintuchfabrik (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 58). Ab 1960 Buntweberei. Seit den 1980er Jahren nutzen unterschiedliche Gewerbe die ehemaligen Textilverarbeitungsstätte (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 63). Auch heute noch gewerbliche Nutzung.
Untere Buschmühle: Ursprünglich Kupfermühle, wurde frühzeitig der Nutzung durch Textilindustrie (Färberei, Walkmühle und Wollspüle) zugeführt, 1907 Umnutzung als Getreidemühle (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 68). Stilllegung um 1960, Nutzung von Dalli als Lagerhallen (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 69). Erhalten geblieben ist ein historisch wertvolles Herrenhaus aus Bruchstein mit Wappenstein von 1573 (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 64) sowie ein Herrenhaus aus Ziegelstein in typischer Architektur des 19. Jahrhunderts. Der quadratisch gemauerte Kamin dieses Herrenhauses ist eine Besonderheit, denn runde Kamine wurden erst nach 1860 gemauert. Der eckige Kamin an der Buschmühle ist der einzige dieser Art im Stolberger Raum und schon 1847 in Grundrisszeichnung eingetragen (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 65). Der Mühlengraben ist noch zwischen den Gebäuden zu erkennen.
Nepomucenusmühle: Wahrscheinlich 1731 als Kupfermühle gegründet (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 71f.). Umwidmung zu Textilstandort (Textilmühle, Streichgarnspinnerei, Filztuchfabrik) (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 72ff.) 1944 nahezu vollständige Zerstörung (Schreiber, A. Katharina und Helmut 2008, S. 75). Wiederaufbau und bis heute gewerbliche Nutzung durch Rheinische Filztuchfabrik (funktionale Kontinuität).
In diesem Kulturlandschaftsbereich ist die industrielle Entwicklung der vorindustriellen Zeit bis zur Industrialisierung ablesbar. Der Kulturlandschaftsbereich ist in großen Teilen hoch repräsentativ (kartennachweislich) für die kulturlandschaftliche Entwicklung des Stolberger Raums vom 16. Jahrhundert bis zur Industrialisierung. Eine industrielle / gewerbliche Nutzung besteht teilweise bis heute (Obere Buschmühle, Nepomucenusmühle). Historische Bausubstanz verschiedener Zeitschnitte von teilweise hoher Wertigkeit (Untere Buschmühle) ist erhalten. An der Nepomucenusmühle nur schlechte historische Ablesbarkeit. Hier ist allerdings eine funktionale Kontinuität gegeben. Das umgebende Grünland mit Altbäumen entspricht weitestgehend der Situation vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Durch historische Tiefe, zusammenhängende Struktur und Einzelelemente ist die Ablesbarkeit und Erlebbarkeit insgesamt kulturhistorisch sehr wertvoll.
Schreiber, Helmut; Schreiber, Katharina A. / Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e. V. (Hrsg.) (2008)
Im Schatten des Langen Hein. Teil 1: Vom Werden eines Stolberger Stadtteils zur Zeit der Industrialisierung bis in die 1960er Jahre. (Beiträge zur Stolberger Geschichte.) Stolberg.
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