Als Bodendenkmal mit der Nummer 5 wurde am 3. Juni 1987 in die gemeindliche Bodendenkmalliste ein eigenartig geformter Hügel eingetragen, der sich etwa 1200 Meter südlich der Ortsmitte von Gahlen befindet. Kamphaus (heute Ruloff) heißt der unmittelbar benachbarte Hof auf alten Flurkarten und Messtischblättern, auf denen man die runde Form des Hügels deutlich erkennen kann.
Als Mitte der 1920er-Jahre das Provinzialmuseum Bonn einen Fragebogen für die archäologische Karte der Regierungsbezirke Koblenz, Köln, Aachen und Düsseldorf bearbeitete, wurde auch der Gahlener Hügel katalogisiert. „Kamphaus, jetzt ein hoher Hügel, Flur 16, Nr. 161“, heißt es in dem Fragebogen, der sich heute in der „Ortsakte Gahlen“ des LVR-LandesMuseums Bonn befindet. Als Eigentümer werden die Gebrüder Kuhn genannt. Der Hof und der Hügel gehörten ehemals als Pachthof den Herren von Gartrop. Man vermutet, dass der Hof früher einmal im Besitz der Familie von Arnim gewesen sei. Der genannte Fragebogen des Provinzialmuseums Bonn weist auf einen unterirdischen Gang hin, der vom Standort der Motte (Turmhügelburg) am Kamphaushof zum „Woort“ geführt habe. Gemeint ist mit „Woort“ der Hof Großkelwing südöstlich der Niewerthsiedlung, der auch eine frühmittelalterliche Wehranlage besaß. 40 Meter Durchmesser hat der Hügel am Hof Ruloff, der das umgebende Gelände um fünf Meter überragt. Es ist ein Burgtyp auf einem künstlich angelegten Erdhügel, den die Wissenschaftler, abgeleitet von dem französischen Wort motte = Klumpen, als Motte (Turmhügelburg) bezeichnen.
Michael Müller-Wille, der die mittelalterlichen Motten im Rheinland in den 1960er-Jahren untersuchte, charakterisiert die Motten als mittelalterliche Burghügel. Ihre Wehrfunktion wurde zumeist durch Trocken- oder Wassergräben unterstrichen. Viele Motten trugen turmartige Befestigungen, die meist aus Holz bestanden. Bei längerem Bestehen wurden sie allerdings durch Steinbauten ergänzt oder ersetzt. Einzelne Motten wurden im Laufe der Zeit zu umfangreichen Burgen weiterentwickelt wie die Burg Linn in Krefeld und die Burg in Moers. Der Beschreibung des Provinzialmuseums kann man entnehmen, dass bei der Denkmäleraufnahme der Gahlener Motte eine Pingsdorfer Scherbe und eine blaugraue Kugeltopfscherbe auf dem Hügel gefunden wurden. Die Funde verweisen ins zehnte bis zwölfte Jahrhundert. In der groben Form ist die Motte noch heute zu erkennen, obwohl im Südwesten inzwischen Abgrabungen stattgefunden haben und der 18 Meter breite Graben an den meisten Stellen zugeschüttet wurde. 1911 berichtete W. Gaecks in der Festschrift zum 35. Rheinischen Provinziallehrertag in Wesel, dass auf der Motte Kamphaus früher einmal ein Jagdhäuschen gestanden haben soll. An der Südostseite erkennt man an einer Vertiefung im Gelände den ehemaligen Graben, der vielleicht einmal mit Wasser gefüllt war.
(Helmut Scheffler, Heimatverein Gahlen, 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
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Empfohlene Zitierweise
Helmut Scheffler (2014), Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. (2014): „Motte am Kamphaushof in Gahlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-90662-20140416-5 (Abgerufen: 7. Dezember 2024)
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