In Schermbeck und Gahlen lebten seinerzeit viele Menschen von der Tondachziegelindustrie aufgrund hiesiger Tonvorkommen. Die Orte selber sind erst durch die heimische Dachziegelindustrie in ganz Deutschland bekannt geworden. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren zahlreiche Feldbahnen für den Abtransport des heimischen Tonabbaus genutzt worden. Die Feldbahnlinie Röben Idunahall AG wurde teilweise mit Gründung des Betriebes am 30.03.1908 geschaffen. 1908 bis 1936 wurden die Loren von Pferdegespannen aus den Tongruben in Gahlen bis an die Lippe gezogen – von dort aus wurden sie mit einer Seilbahn ins Werk hinein gezogen. 1936 wurde dann eine Lippebrücke errichtet, die gleichzeitig eine Bahnlinie parallel zum Strassenbetrieb zuließ. Aus diesem Anlass wurden derzeit zwei Motorloks angeschafft, die für den Lasttransport des Tones zuständig waren.
Die Feldbahnen übernahmen die Aufgabe, aus den unterschiedlichen Tongruben den Ton unmittelbar zu den Werken der heimischen Tondachziegelindustrie für Idunahall und Nelskamp zu transportieren. Des Weiteren wurden sie auch für Kies- und Sandtransporte anderer Betriebe genutzt. Aufgrund der ehemaligen Bahnstrecke „Wesel-Schermbeck-Haltern“ wurden auch Transporte für den Umschlag von entsprechenden Gütern zum und vom früheren Bahnhof in Schermbeck durchgeführt. In der Neuzeit ersetzten LKW-Transporte die Tontransporte der Feldbahnen. Auch das die heimischen Tongebiete weniger Ton lieferten war mit ein Grund, dass die Bahnen immer weniger zum Einsatz kamen. Somit wurde der Bedarf an der Feldbahn immer geringer. 1982 wurde die Bahnstrecke letztmalig vom Betreiber Idunahall grundlegend saniert. Bis 2001 erhielt sich so eine, in Deutschland derzeit einmalige Bahnstrecke. Ende 2001 wurde der kommerzielle Betrieb der Bahn von Idunahall eingestellt, 2005 wurde das Werk komplett geschlossen.
Heute sind die ungenutzten Tongruben und ihr Umfeld Rückzugsgebiete für Flora und Fauna, sodass diese Gebiete mittlerweile zu Naturschutzgebieten erklärt wurden.
Die Strecke Schermbeck-Gahlen hat das Interesse des „Förderverein Deutsche Feldbahnen e.V.“ geweckt. Der Verein möchte die bauliche Ausführung dieser, in Deutschland mittlerweile einzigartigen Feldbahnstrecke als „lebendiges Industriedenkmal“ der Nachwelt erhalten.
(Helmut Scheffler, Heimatverein Gahlen, 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet
www.heimatverein-gahlen.de: Heimatverein Gahlen (Abgerufen am 07.04.2014)