Seit April 2002 erinnert eine Tafel auf dem Gelände der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) im Gahlener Aap an die zahlreichen artesischen Quellen (natürliche Austritte aus einem „gespannten“, d.h. mit hohem Druckniveau fließenden Grundwasserleiter), die noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in der Lippetalung gewaltige Wassermengen förderten. Entstanden sind diese Brunnen in der Folge von Mutungsbohrungen für den Bergbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei diesen Bohrungen geriet man in die unter Druck stehenden Aquiferen (Grundwasserleiter) der Halterner Sande. Da die Bohrungen später nicht abgedichtet wurden, entströmte per Eigendruck fontänenartig das Grundwasser.
Als die Essener Firma Schulte-Herbrüggen bei der ersten Bohrung im Jahre 1910 ein Rohr auf das Bohrloch steckte, stieg das Wasser in diesem Rohr bis 4,91 Meter über dem Erdboden auf. Die stärkste aller elf Quellen lag etwa 500 Meter südlich des ehemaligen Bahnhofs Schermbeck unmittelbar hinter dem Steilabfall der sandigen Niederterrasse zur Flussaue der Lippe. Noch im Jahre 1935 sprudelte diese Quelle; ihr Wasser floss als kräftiger Bach der Lippe zu. Sämtliche Brichter und Gahlener Quellen lieferten im Jahre 1926 insgesamt 183 Liter pro Sekunde. Dies entsprach einer Menge von 15.800 Kubikmetern täglich oder 5,7 Millionen Kubikmetern im Jahr. Ein Teil des Wassers wurde bereits Anfang der 1930er-Jahre von der Anlage Holsterhausen der RWW als Trinkwasser gefördert. Etwa 10.000 Kubikmeter wurden 1935 täglich gefördert, was einer jährlichen Förderung von 3,6 Millionen Kubikmetern entsprach. Die Förderkapazität lag damals noch niedriger als jene Menge, welche durch den natürlichen Druck aus den Quellen heraussprudelte. So blieb den Gahlenern das Schauspiel der artesischen Quellen erhalten. In den Reiseführern der 1950er-Jahre wurden die Quellen als Sehenswürdigkeiten angepriesen, auf die in Gahlen besondere Schilder hinwiesen. In dem Maße, wie die Förderung des Wassers wegen des erhöhten Trinkwasserbedarfs zunahm, ging die Ergiebigkeit der Quellen zurück. Im Oktober 1954, vier Jahrzehnte nach der ersten Bohrung, lieferten die Quellen mit 80 Litern pro Sekunde nicht einmal mehr die Hälfte ihrer ursprünglichen Wassermenge. Drei Jahrzehnte später hatten die Quellen in den 1980er-Jahren aufgehört zu sprudeln.
(Heimatverein Gahlen, 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
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Empfohlene Zitierweise
Heimatverein Gahlen (2014), Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. (2014): „Artesische Brunnen in Gahlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-90643-20140415-2 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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