Wann die ersten Mühlen in Gahlen Wasserkraft zum Mahlen des Getreides nutzten, lässt sich nicht mehr exakt bestimmen. Im Jahre 1405 wird für das Lippedorf erstmals ein Mann namens Wynck als Müller genannt. Der erste urkundliche Hinweis auf eine Gahlener Mühle stammt aus dem Jahre 1508. Zahlreiche bauliche Änderungen haben im Verlauf der letzten dreieinhalb Jahrhunderte dazu beigetragen, dass von der ursprünglichen Form der Gahlener Mühle nahe der Kirche (heutige Kirchstraße) nur noch Restspuren erhalten geblieben sind. Die Dorfmühle war bereits im 18. Jahrhundert von der aus der Bocholter Gegend stammenden Familie Winck angepachtet worden. Bis in die 1890er-Jahre war nur der mittlere auf schweren Steinblöcken stehende Holzbau vorhanden, der sich mit seinem stumpfen Dach dem Profil des Kirchturms anpasste.
Fotos aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zeigen die Mühle bereits mit ihren beiderseitigen Anbauten aus Ziegelsteinen, deren Farbton der Dorfmühle im Volksmund den Namen „Rote Mühle“ einbrachte. Im Frühjahr 1945 kam das Mühlrad der Dorfmühle zum Stillstand. Die vor der Front der Alliierten sich zurückziehenden deutschen Truppen sprengten die dicht vorbeiführende Straßenbrücke. Die Sprengung verursachte auch Schäden am Mühlenhaus, am Mühlrad und am Mahlmechanismus. Da auch der Mühlenteich weitgehend verschlammte, war an ein Mahlen per Wasserkraft vorerst nicht mehr zu denken. Ein Mahlgang wurde seitdem mit Strom in Gang gesetzt.
1950 setzte sich der neugegründete Heimatverein für die Entschlammung des Teiches und für die Restaurierung des Mühlrades ein. Die Durchführung der Maßnahmen begründete der Verein mit der Bedeutung des Mühlenteiches als Löschwasserspeicher und Anziehungspunkt für auswärtige Besucher. Die Familie Benninghoff, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Dorfmühle war, hat den Mühlenbetrieb fürs Brotgetreidemahlen 1955 eingestellt. Auch der Bäckereiladen wurde geschlossen. Etwa zwei Jahre lang diente die Mühle lediglich zum Schrotmahlen für die Gahlener Landwirte. Ab 1960 nutzten die Post und die Gemeindesparkasse Hünxe den vorderen Anbau, während im hinteren Teil drei Wohnungen entstanden. Im Jahre 1975 wurde das mittlerweile weiße Mühlengebäude schließlich komplett zum Wohnhaus umgebaut (LVR-Fachbereich Umwelt, 2012). 1972 ließ der letzte Mühlenbesitzer Ernst Benninghoff das 5,80 Meter hohe Mühlrad mit seinen 56 Schaufeln restaurieren. Ein Mühlstein wurde dem Dinslakener „Haus der Heimat“ übergeben. Seither lockt die Mühle – malerisch eingebettet in ein Ensemble aus Dorfkirche, baumbestandenem Mühlenteich, Grünanlagen und Brunnen aus Natursteinen – Wochenend-Erholer scharenweise ins Lippedorf.
Das jetzt der Gemeinde Schermbeck gehörende Mühlrad wird vom Heimatverein betreut.
(Heimatverein Gahlen, 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
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Empfohlene Zitierweise
Heimatverein Gahlen (2014), Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. (2014): „Dorfmühle und Mühlenteich in Gahlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-87065-20140304-2 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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