Kelberg war vor 1795 ein Marktdorf. Wann Kelberg das Marktrecht erhalten hat, ist nicht bekannt. Der Begriff Marktort hatte eine rechtliche Bedeutung und bezog sich auf das von den Landesherren – für Kelberg der Kurfürst von Trier – verliehene Recht, Märkte abzuhalten. Größere Marktgemeinden wurden auch als „Marktflecken“ bezeichnet. Die Marktrechte sind als eine Art Vorstufe von Stadtrechten zu betrachten. Es war ein erster wichtiger Schritt, zur Stadt erhoben zu werden.
Nachdem das Marktrecht seit 1795 anders geregelt ist, hat die Bezeichnung „Markt“ mit Ausnahme von Bayern keine besondere rechtliche und inhaltliche Bedeutung mehr. Die Marktorte verfügten über einen im Ort zentral gelegenen Marktplatz. Dies ist in Kelberg der Fall und somit hatte Kelberg in der Vergangenheit eine gehobene Stellung.
Der heutige Marktplatz ist eine zentrale Informationsstelle für den Tourismus und die Naherholung mit Hinweisschildern über die Geschichtsstraße, den Eifelsteig und weitere Wander- und Radrouten sowie sonstige touristische Informationen im Kelberger Land. Außerdem befinden sich dort ein Brunnen, Grünflächen, ein kleiner Spielplatz, Parkplätze sowie eine Terrasse. Weiterhin finden dort verschiedene Veranstaltungen und Aktivitäten statt, der jährliche Frühjahrs- und Nikolausmarkt des Gewerbevereins Kelberg sowie der überregional bekannte Kunsthandwerkermarkt der Gemeinde Kelberg am ersten Augustwochenende; er ist der Startpunkt von geführten Wanderungen und Exkursionen.
Der Marktplatz bildet ebenfalls den offiziellen Ausgangspunkt der Geschichtsstraße Kelberg mit dem Standort des Mahnmals des Luftangriffs auf Kelberg am 16.1.1945 und der Station 1 des zweiten Abschnitts der Geschichtsstraße. Auf dieser Station wird der Luftangriff auf Kelberg thematisiert.
Aufgrund der strategischen Lage an zwei großen Aufmarschstraßen (die heutige B 257 und B 410) wurde Kelberg am Ende des Zweiten Weltkriegs ein Ziel alliierter Bomben.
Am 16. Januar 1945, einem Sonntag, wurde der Ort um die Mittagszeit von 36 alliierten Jagdbombern angegriffen. In kurzer Zeit zerstörten 200 bis 300 Bomben zwei Drittel des Dorfes. 17 Zivilisten und noch mehr Soldaten kamen ums Leben. Erst am Vortag hatten größere Truppeneinheiten (Panzer, Artillerie, Infanterie) in Kelberg Quartier bezogen. Die Folgen des Luftangriffes waren verheerend und der Schock saß tief. In der Pfarrchronik heißt es: „Kelberg ist im Herzen zerstört, ein furchtbarer Anblick. [...] Die Bevölkerung streift in den Wäldern umher oder sitzt in Höhlen und schlechten Bunkern“.
Die getöteten Soldaten wurden neben der alten Wallfahrtskapelle auf dem Schwarzenberg beigesetzt . Ein Gedenkstein erinnert hier und am Marktplatz heute als Mahnmal an die Opfer des Bombenangriffs (siehe auch die Stationen „der Ehrenfriedhof auf dem Schwarzenberg“ und „ein Schutzbunker für Kelberg“.
Nach der Umstellung der Geschichtsstraße 2020 auf thematische Rundwanderwege gehört die zugehörige Infotafel zu den Rundwanderwegen „Höfe, Häuser und Hütten“, „Sagenhafter Schwarzenberg“ und „Geheimnis Natur und Leben“ (Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg, Abschnitt 2, Station 1).
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2014, 2021)
Literatur
Burggraaff, Peter (2009)
Die Geschichtsstraße Kelberg als vermittelndes interkommunales Projekt. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Vermittlung von Kulturlandschaften. Initiative zur Förderung des Kulturlandschaftsbewusstseins, S. 73-83. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter (2008)
Die Erweiterung der Geschichtsstraße Kelberg. In: Landkreis Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 2009, S. 193-198. Daun.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter / Bundesamt für Naturschutz und Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2010)
Landschaft erzählen. Die Geschichtsstraße in Kelberg (Eifel) als Fallbeispiel für die Erläuterung von Natur- und Kulturerbe. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland) (Hrsg.): Wege zu Natur und Kulturlandschaft, S. 56-71. Bonn.
Molitor, Hermann (2000)
Das Kelberger Land - Aus alten Zeiten und jungen Tagen. 67-69, Daun (2. erweiterte Auflage).
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