Der Name „Grüne Weiher“ stammt sprachgeschichtlich nicht von dem ihn umgebenden Waldesgrün; wir müssen seine Deutung vielmehr im Rechtswahrzeichen suchen. In historischer Zeit war innerhalb des Hoch- oder Halsgerichtes die Rede von einer „Grünen Gerichtsbarkeit“, bezugnehmend auf Straftäter, die auf frischer Tat ertappt wurden. Ein Gerichtsverfahren war deswegen als nicht notwendig angesehen worden und der Täter konnte sofort durch Erhängen oder Ertränken hingerichtet werden. Die Tat „in flagranti“ war noch frisch und grün wie junge Blätter im Mai. Daher wurde ein Baum, an dem Missetäter unmittelbar nach der Tat aufgehängt wurden, als „Grüner Baum“ bezeichnet. In dem „Grünen Weiher“ wurden die Verurteilten sofort durch Ertränken hingerichtet.
So stand z.B. auf Kindestötung seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit hinein, die Todesstrafe durch Ertränken. Solche verurteilten sogenannten „Huren“ (= Verbrecher) durften aber nicht auf einem christlichen Friedhof beerdigt werden, sondern wurden am „Hurenweg“, im benachbarten „Hurenbüsch“ verscharrt. Noch bis in die 1930er Jahre wurde dort auch das verendete Vieh vergraben.
Bis 1795 war der Henker des Gerichtes Retterath gleichzeitig Abdecker für das gefallene Vieh. Er wohnte in Mannebach. Wenn in trockenen Jahren der Grüne Weiher kein Wasser führte, fanden die Hinrichtungen im Grünbach an der Gemeindegrenze zwischen Retterath und Lirstal rechtsseitig in die Elz, statt. Kurz vor der Einmündung des Grünbachs in den Elzbach heißt die dortige Retterather Wiese „Hurenwiese“ (Hurren Wies, Flur 8)
Vor einigen Jahren (2010) ist der grüne Weiher ehrenamtlich von Mitgliedern des Gewerbe- und Fremdenverkehrsvereins Uersfeld und Umgebung (www.oberes-elztal.de) wieder hergerichtet worden und es wurde ein Steg angelegt.
Nach der Umstellung der Geschichtsstraße 2020 auf thematische Rundwanderwege gehört die zugehörige Infotafel zum Rundwanderweg „Grenze, Galgen und Geschichte“ (Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg, Abschnitt 1, Station 12).
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2014, 2021