Als Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, König von Preußen 1861-1888 und Deutscher Kaiser 1871-1888) starb, errichteten zahlreiche Städte Denkmäler zu seinem Ruhm. Da wollte Düsseldorf nicht hintanstehen, die Stadt bewilligte 30.000 Mark. Da es jedoch nicht gelang, die rheinischen Nachbarstädte Duisburg, Krefeld, Essen zur Mitfinanzierung zu bewegen, um ein gemeinsames Denkmal für den gesamten Niederrhein zu initiieren, wurde das Projekt zunächst auf Eis gelegt. Im April 1888 wurde ein Finanzierungsausschuss gebildet, der schließlich über private Spenden und andere Unterstützungsmaßnahmen die stolze Summe von 200.000 Mark bereitstellen konnte. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, ihn gewann 1889 Carl Janssen (1855-1927), Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Schwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Standort, nach hitzig geführten Diskussionen fiel die Entscheidung im November 1889 auf die Alleestraße (heutige Heinrich-Heine-Allee), Ecke Elberfelder Straße, wo die preußisch-patriotische Großplastik am 18. Oktober 1896 feierlich enthüllt wurde.
Das Neo-Barock-Denkmal besteht aus einer 4,15 Meter hohen Reiterstatue des Kaisers aus Bronze, die auf einem 6,47 Meter hohen Sockel aus Bavenogranit und Odenwälder Granit thront. Bronze-Kartuschen, -Wappen und -Embleme, die das Deutsche Reich, das Königreich Preußen und die Stadt Düsseldorf symbolisieren, schmücken den Sockel. Zwei Flachreliefs zeigen Episoden aus der Herrschaftsgeschichte Wilhelms I. Der Kaiser ist in seine Paradeuniform gewandet und hält den Zügel seines trabenden Hengstes locker und souverän. Flankiert wird er von zwei geflügelten Bronzefiguren, den Genien des Kriegs und Friedens. Rechts „der Krieg“, eine eher männliche Figur, strebt im Laufschritt vorwärts und präsentiert triumphierend den Lorbeer des Sieges. Der „Frieden“ ist eine weibliche Figur, umflossen von einem antik anmutenden Gewand, sie streut Blumen unter das fiktive Volk. In der anderen Hand trägt der „Friede“ ein Füllhorn als Symbol für Wohlstand und Überfluss. So kommuniziert das Artefakt seine vaterländische Botschaft, dass erst auf der Basis des siegreich geführten Krieges von 1870/71 ein stabiler Friede in Prosperität und Wachstum möglich gewesen sei. Eine von Engeln umschwirrte Inschrift verkündet in erhobenen Fraktur-Buchstaben: „Dem Begründer des Deutschen Reiches das dankbare Düsseldorf“.
Die Weltkriege überstand das Denkmal unbeschadet, musste allerdings 1961 der Umgestaltung des Jan-Wellem-Platzes weichen. 1964 bis 1983 stand es auf dem Platz der Deutschen Einheit, bis es wegen des U-Bahn-Baus eingelagert wurde. Seit 1997/98 befindet es sich nun auf dem Martin-Luther-Platz gegenüber der Johanniskirche. Seine – in Zeiten der europäischen Verständigung – problematische „Rückwärtsausrichtung“ nach Westen wurde indes beibehalten.
Die Hinweistafel vor dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal beinhaltet folgenden Text: „Im Jahr 1896 wurde das von Karl Janssen (1855-1927) geschaffene Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Alleestrasse, der heutigen Heinrich-Heine-Allee, aufgestellt. 1899 folgte das Bismark-Denkmal von August Bauer (1868-1961) und Johannes Röttger (1864-1943). Als drittes Monument wurde 1901 das Moltke-Denkmal von J.C. Hammerschmitt (1873-1926) enthüllt. Letzteres ging im 2. Weltkrieg bis auf eine Sockelplastik verloren.“
(Enno Stahl / bearbeitet von Suzan Leblebici, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2013)
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