Karmeliterkirche in Boppard

Karmeliterkloster in Boppard

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Boppard
Kreis(e): Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 13′ 56,84″ N: 7° 35′ 18,19″ O 50,23245°N: 7,58839°O
Koordinate UTM 32.399.324,19 m: 5.565.429,95 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.399.359,05 m: 5.567.216,48 m
  • Seitenansicht der Karmeliterkirche (2025)

    Seitenansicht der Karmeliterkirche (2025)

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  • Außenansicht der Karmeliterkirche (2025)

    Außenansicht der Karmeliterkirche (2025)

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  • Ausschnitt der Ostfassade des Karmeliterklosters Boppard mit einem aufwändig gestalteten Eingangsportal (2014)

    Ausschnitt der Ostfassade des Karmeliterklosters Boppard mit einem aufwändig gestalteten Eingangsportal (2014)

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  • Südansicht des Karmeliterklosters in Boppard (2014)

    Südansicht des Karmeliterklosters in Boppard (2014)

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  • Inschriftentafel mit der Inschrift "Karmeliterkirche 14. Jh."

    Inschriftentafel mit der Inschrift "Karmeliterkirche 14. Jh."

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  • Altar mit Krippe (2025)

    Altar mit Krippe (2025)

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  • Die Karmeliter-Klosterkirche in Boppard von Nordosten aus gesehen (2014)

    Die Karmeliter-Klosterkirche in Boppard von Nordosten aus gesehen (2014)

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Der Orden der Karmeliter wurde um 1150 auf dem Berg Karmel in der Nähe des heutigen Haifa gegründet. Es handelt sich um einen Gebirgszug, mit Möglichkeiten zum Rückzug aus dem Alltagsleben. Der Orden soll sich aus einer Gruppe von Eremiten (Einsiedlern) gebildet haben, die sich an diesem Ort in der Nähe der Eliasquelle niedergelassen hatten. Dort wollten sie ein kontemplatives Leben führen und beriefen sich dabei auf den biblischen Propheten Elija. Es entstanden ein Kloster und eine erste Ordensregel. Die Ursprünge des Ordens lagen also im Heiligen Land, das die christlichen Kreuzritter im Zuge der mittelalterlichen Kreuzzüge von den moslemischen Herrschern befreien wollten.

Aufgrund der zunehmenden Bedrohung der Stellung des christlichen Ordens durch die moslemischen Sarazenen verlegten die Ordensleute den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit aus dem Nahen Osten nach Europa. Ab 1238 setzte diese Neuorientierung verstärkt ein. In Europa wurden neue Niederlassungen gegründet. Der Eremitenorden wandelte sich zu einem Bettelorden, dessen Regel von Papst Innozenz IV. 1247 den neuen Verhältnissen angepasst wurde. Im Zentrum der Verehrung steht neben dem genannten Propheten vor allem die Gottesmutter Maria, was sich auch in der Ausgestaltung der Kirchen des Ordens widerspiegelt. Zudem erlaubte die neue Regel, dass sich der Orden nicht allein in einsamen Landschaften niederlassen durfte, sondern auch in Städten.

Um 1262 erfolgte die Ordensgründung in Boppard, direkt außerhalb Stadtmauern, nicht weit entfernt vom Rhein. Seit 1320 wurde wohl der Bau des Kirchengebäudes in Angriff genommen. Nach Würzburg und Köln war es die dritte Niederlassung des Bettelordens in Deutschland. Zuwendungen, Stiftungen und Vermächtnisse durch den Adel und die Bürger von Boppard ermöglichten den sich über Jahre hinziehenden Kirchenbau und den langsam wachsenden Wohlstand der Klostergemeinschaft. Von Anfang an war die Geschichte des Klosters eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden, gewährten die Ordensleute spirituelle Dienste im Gegenzug zu materiellen Zuwendungen aus dem Adel und dem begüterten Bürgertum. Auf diesem Weg wuchs auch der Grundbesitz des Klosters in der Stadt und in der Umgebung, wobei vor allem Weinberge (Wingerte) in den Besitz des Klosters kamen. Zudem lebten die Mönche nicht in selbstgewählter Abgeschiedenheit, sondern wirkten in die Stadt hinein als Seelsorger, Prediger, Lehrer und Gelehrte. Eine umfangreiche Bibliothek brachte das Wissen der damaligen Zeit an den Rhein und nach Boppard und das Kloster förderte die Entfaltung des geistigen Lebens am Mittelrhein.
Zuerst gebaut wurde in der Kirche ein hochgotischer Chor. Gemäß der Ordensregel verzichtete man auf einen Turm, es gab nur einen gotischen Dachreiter. Das Langhaus wurde als schlichte Hallenkirche im gotischen Stil errichtet, es gab zunächst nur ein Hauptschiff mit der Kanzel in der Mitte. Erst später erfolgte die Erweiterung durch ein Seitenschiff, wodurch eine zweischiffige Hallenkirche mit 9 Altären entstand (15. Jh.). Der Grundstein für den Bau eines neuen Klostergebäudes wurde im Mai 1728 gelegt. Dieses Klostergebäude direkt neben der Kirche wird momentan umfänglich restauriert, um anschließend ab Mitte 2027 wieder zum Sitz der Stadtverwaltung von Boppard zu werden.

Der Wohlstand des Klosters und die enge Verbundenheit mit der Stadt spiegelten sich im Innern der Kirche wider. Das spätgotische Chorgestühl (um 1460/70) war höchst kunstvoll aus Eichenholz geschnitzt, Altäre und Madonnenfiguren sind kunstgeschichtlich wertvolle Objekte, Reliquien bezeugten die tiefe Gläubigkeit der damaligen Zeit, die zahlreichen Grablegen dokumentierten die Anziehungskraft des Klosters für die Adligen und die Patrizier Boppards. Die Totenschilde bekannter Adelsgeschlechter zeugen ebenfalls von dieser engen Verbindung. Durch die Einrichtung eines Kolumbariums im Jahre 2017 knüpft die Karmeliterkirche an die alte Tradition als Begräbniskirche an. Von besonderem Wert waren zudem die Glasfenster der Karmeliterkirche, deren wechselvolles Schicksal zugleich den Niedergang des Klosters schlagartig beleuchtet. Im Jahre 1803 wurde das Kloster im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegen aufgelöst und ging in das Eigentum der Stadt über.

Glasmalereien entwickeln vor allem bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen eine beeindruckende Wirkung, schaffen einen „magischen Farbenzauber“ (Achim Machwirth) und stellen eine Verbindung zwischen der irdischen und der himmlischen Sphäre her. Die Fenster im Seitenschiff entstanden in der Zeit von 1440 bis 1446. Insgesamt stehen die Fenster, die verschiedenen Werkstätten entstammen, für einen Höhepunkt der rheinischen Glasmalerei. Sie verkörpern Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament und verweisen darauf, dass den Gläubigen auch auf dem Weg über die sinnliche Wahrnehmung zentrale Aussagen des christlichen Glaubens vermittelt werden sollten. Nach den Napoleonischen Kriegen und der Säkularisation verkaufte die sich in finanzieller Not befindliche Stadt Boppard die Fenster 1818 an Lucie von Pückler-Muskau. Im Herbst 1818 trafen die sieben großen Fenster aus der Karmeliterkirche, bestehend aus über 280 Einzelfeldern, in Muskau ein. Spätere Versuche, die wertvollen Fenster durch einen Rückkauf wieder nach Boppard zu bringen, scheiterten. Über das Haus des Fürsten Pückler-Muskau gelangten die Fenster in den internationalen Kunsthandel. Bis zum heutigen Tag befinden sich Teile der Fenster überwiegend im Besitz international renommierter Museen und deren Besucher haben die Gelegenheit, einen Blick auf einige der schönsten Kunstobjekte zu werfen, die einstmals in Boppard am Mittelrhein beheimatet waren.

Kulturdenkmal
Zur Karmeliterkirche und dem ehemaligen Karmeliterkloster findet sich ein Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises (Stand Spetember 2025). Der Eintrag lautet:
„Kath. Karmeliterkirche und ehem. Karmeliterkloster Karmeliterstraße
urspr. turmloser Saalbau, 1320 in Bau, Seitenschiff 1439-44;
ehem. Kloster (Karmeliterstraße 2, jetzt Stadtverwaltung), schlichte Barockanlage, bez. 1730; bauliche
Gesamtanlage“


(Geschichtsverein für Mittelrhein und Vorderhunsrück, Boppard, 2025)

Literatur

Akademie der Wissenschaften und Literatur, Mainz und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. (Hrsg.) (2008)
Die Inschriften der ehemaligen Karmeliter-Klosterkirche in Boppard. Mainz.
Götz, Ernst; Kern, Susanne / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2013)
St. Severus in Boppard. (Rheinische Kunststätten, Heft 540.) Köln.
Machwirth, Achim / Verkehrs- und Verschönerungsverein Boppard (Hrsg.) (2012)
Der Karmel zu Boppard am Rhein. Die Glasmalereien der Karmeliterkirche. Boppard.
Mißling, Heinz E. (2005)
Karmeliterkirche und ehemaliges Kloster Boppard. In: (Kunstführer, Verlag Schnell und Steiner), Regensburg.
Stiftung Fürst - Pückler - Museum Park und Schloss (Hrsg.) (2024)
"…macht mir u. aller Welt außerordentliche Freude.". Die Glasmalereisammlung des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. Branitz.

Karmeliterkirche in Boppard

Schlagwörter
Ort
56154 Boppard
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Vor Ort Dokumentation
Historischer Zeitraum
Beginn 1262 bis 1500

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Geschichtsverein für Mittelrhein und Vorderhunsrück: „Karmeliterkirche in Boppard”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-83186-20140107-4 (Abgerufen: 24. Dezember 2025)
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