Objektstandort Die Reste der beiden neuzeitlichen jesuitischen Weingüter „erster und zweiter Zickelburger Hof“ befinden sich circa 300 Meter nördlich des heutigen Grundstücks Menzenberg 9 (Haus Parzival / Simrock-Haus) unter Wald, einem Waldweg und einer jüngst gerodeten Fläche.
Kurzbeschreibung Der heutige Waldweg, der von Selhof kommt und weiter in Richtung Südosten verläuft, trennt und schneidet zum Teil die beiden Hofstellen. Das Hofareal des Zweiten Zickelburger Hofs östlich des Waldwegs war 0,09 Hektar groß, der erste Zickelburger Hof umfasste eine Fläche von 0,068 Hektar und lag westlich des Waldwegs. Das erste Zickelburger Weingut wurde 1840 aufgegeben und abgebrochen, das zweite existierte 1890 (auf der Preußischen Neuaufnahme) noch an Ort und Stelle. Im Jahre 1843 wohnten im einzigen Wohngebäude sieben Menschen; 1888 war das Gebäude unbewohnt.
1911 sind noch Reste der Wirtschaftsgebäude vorhanden. 1925 sind nur noch die Trümmer der letzten Scheune / Schuppen verblieben, wie J. J. Brungs in seiner Geschichte der Stadt Honnef schrieb. Die älteste Darstellung der Höfe ist auf einer Karte mit Eintrag der jesuitischen Güter (Lagekarte Jesuiten Kolleg Köln) von 1739 erhalten. Hier sind die beiden Hauptgebäude „Zickelburg D und E“ erkennbar. Der Bad Honnefer Heimatforscher Adolf Nekum beschreibt in seinem Band „1100 Jahre Weinbau in Honnef“ die wechselvolle Geschichte des ersten und zweiten Zickelburger Hofs. Am Siebengebirge besaßen die Kölner Jesuiten zahlreiche Ländereien, was sehr anschaulich durch Güter- und Katasterkarten des 18. Jahrhundert belegt wird. Im frühen 19. Jahrhundert wurden nach der Säkularisation die ehemaligen Besitzungen als Domänengut verwaltet und ab 1820 nach und nach an Private veräußert. Dazu gehörten auch die beiden Weingüter auf der „Zickelburg“.
Erster Zickelburger Hof - „Funck'sche Zickelburg“ Der genaue Beginn des Weingutes liegt noch im Dunkeln. Erste Nachrichten liegen aus der Zeit um 1600 vor und nennen als Besitzer Herrn Funck aus Rheinbreitbach. Später wird der Zusatz „Funck'sche Zickelburg“ zur Unterscheidung zum zweiten Zickelburger Hof geläufig.
1637 kaufen Dr. Clooth und Catharina Schilling den halben Besitz während des Dreißigjährigen Kriegs von Anna Heuers. 1638 verkaufen sie ihre Hälfte des Weinguts an die Jesuiten. 1643 erwerben die Jesuiten auch die zweite Hälfte von den Kindern Peter Eschenbrenders. Während des jesuitischen Besitztums werden verschiedene Pächter und Halbwinner wie von 1666 bis 1707 Peter Ittenbach, der sechs Weingärten von viereinhalb Morgen, zwei Parzellen Land, zwei Wiesen und neun Büsche für Rahmhölzer bewirtschaftete. 1709 und 1714 wird Peter Eichas, 1719 Peter Bruns urkundlich in den Kölner Jesuitenverzeichnissen genannt. 1740 und 1801 werden die Pächter Matthias Kirmann und Peter Düx erwähnt. Nach der Säkularisation 1803, der Aufhebung aller Stifte, Abteien und Klöster, gelangten die Jesuitenbesitzungen 1815 in preußischen Domänenbesitz und wurden dem Bergischen Schulfond zugewiesen. Bernhard Wolters aus Bonn kaufte 1835 das Weingut für 1200 Reichstaler und bereits 1836 weiter an H. von Wurmb. 1834 bis 1837 ist Johann Peter Heinen Pächter des Weinguts. Seine Frau Cäcilie, geborene Rivelers, ist die von Simrock entdeckte Winzerin und Volksliedersängerin. In der zeitgenössischen Literatur wird sie als „Menzenberger Nachtigall“ und als „Heinemöhn“ bezeichnet. 1840 erfolgte dann der Abbruch der Gebäude.
Zweiter Zickelburger Hof – „Jungfern-Zickelburg“ Der genaue Beginn des Weingutes liegt noch im Dunkeln. Erste Nachrichten liegen aus der Zeit ab etwa 1614 vor. Besitzer des Weingutes waren Ernst Noeten und Agnes von Raidt, die den Besitz als Heiratsgut an Adam Noeten und Gertrud von Lydt übertrugen. Deren Tochter, die Jungfrau Gertrud Noetens, verschenkte 1654 das zweite Weingut auf der Zickelburg den Jesuiten. Zur Unterscheidung zum ersten Zickelburger Hof wurde der Zu-satz „Jungfern-Zickelburg“ nun geläufig.
Während des jesuitischen Besitztums werden verschiedene Pächter und Halbwinner wie von 1634 Johann Wambiß, 1649 Joan Kretz und Niesgen. 1678 gehören einunddreißigeinhalb Morgen Weingärten, dreieinhalb Morgen Land, neun Wiesen und 19 Büsche für Rahmhölzer zum Besitz. 1706 bis 1716 wird Halbwinner Eberhard Brungs und 1717 bis 1754 Peter Assemacher urkundlich in den Kölner Jesuitenverzeichnissen genannt. 1763 werden Maurer, Schreiner- und Dachdeckerarbeiten am Hof durchgeführt und die Fenster in Blei gelegt. 1801 ist als Pächter Bertram Harperath und bis 1837 Wilhelm Harperath erwähnt. Nach der Säkularisation 1803 – Aufhebung aller Stifte, Abteien und Klöster – gelangten die Jesuitenbesitzungen 1815 in preußischen Domänenbesitz und wurden der Schule Commision von Cöln (Flur XXVIII Menzenberg) zugewiesen. Gerhard Schumacher aus Krefeld kaufte 1835 das Weingut für 1310 Reichstaler. 1883 verkaufte er es an W. Clouth, 1886 erwarb Rudolf Grimm das Weingut und verkaufte es 1890 an Auguste Grimm. Es bestand in Resten wohl noch bis zum Ersten Weltkrieg. Auf der Topografischen Karte von 1926 ist nur noch ein Schuppen an dieser Stelle benannt.
Frau Gertrud Ottendorf berichtete hierüber: „Auf dem Plateau der Zickelburg stand ein Fachwerkhaus, das dem Gastwirt Wilhelm Clouth gehörte. Er verkaufte es der Tochter Wilhelm Grimms, Auguste Grimm. Sie bezog das Haus nie, denn, noch bevor es wohnlich hergerichtet war, wurde es durch Brand zerstört. Deshalb wohnte Auguste Grimm sommers über im Gasthof der Geschwister Clouth, dessen Eingang von Rheinbreitbach lag“.
Die kartographischen Darstellungen und historischen Überlieferungen belegen somit eine mehr als 300 Jahre alte Existenz der Weingüter „Erster und Zweiter Zickelburger Hof“ und der Weinberge in der Flur „Auf der Zickelburg“.
Zustand/Erscheinungsbild Erster Zickelburger Hof – „Funck`sche Zickelburg“ Der Standort des ersten Zickelburger Hofs ist heute im Gelände nicht mehr eindeutig sichtbar, Reste des Wohn- und der beiden Nebengebäude sind als Bruchsteinwall östlich entlang des Waldweges aufgetürmt. Vermutlich wurde beim Wegebau das Bruchmaterial abgeräumt und seitlich dazu gelagert. Teile des ehemaligen Wohngebäudes und eines Nebengebäudes befinden sich im Wegebereich. Der ursprüngliche Weg – von Norden kommend – endete bei den Gebäuden. Erst nach 1966 entstand der heutige Waldweg, der jetzt auf einer neuen Route durch den aufgeforsteten Zickelberg und Menzenberg, durch die ehemaligen Weinberge führt.
Zweiter Zickelburger Hof – „Jungfern-Zickelburg“ Der Standort des zweiten Zickelburger Hofs ist heute im Bereich einer frisch gerodeten Nadelholzfläche. Südlich parallel des Waldwegs liegt der bis zu 1,6 Meter hohe, circa 6 Meter breite und 23 Meter lange Bruchsteinwall der abgebrochenen Gebäude. Die Grundmauern / Fundamente des Wohn- und der ursprünglich zwei Nebengebäude sind als kleine Geländeerhebung auf dem digitalen Geländemodell (Laserscan) erkennbar. Bei späteren Um- und Ausbauten wurde das Wohngebäude mit einem Nebengebäude verbunden, so dass ein lang rechteckiger Gebäudekomplex entstand.
Bodendenkmal Das Objekt ist ein eingetragenes Bodendenkmal (LVR-ABR SU 261).
(Christine Wohlfarth, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013)
Die Erfassung und Bearbeitung erfolgten im Rahmen des von der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) geförderten Projektes „Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg“.
Internet www.bodendenkmalpflege.lvr.de: Projekt „Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und Sieg“ (abgerufen 30.08.2017)
Literatur
Brungs, Joseph Johann (1925)
Die Stadt Honnef und ihre Geschichte. Honnef.
Freckmann, Klaus (2001)
Aspekte des historischen, ländlichen und kleinstädtischen Hausbaues am Siebengebirge. In: Schmidt, Burghart; Köhren-Jansen, Helmtrud u. Freckmann, Klaus (Hrsg.): Auf den Spuren alter Häuser. Jahrringdatierung und Bauweise. Lohmar im Bergischen Land, Siebengebirge, (Schriftenreihe zur Dendrochronologie und Bauforschung, 2.) S. 289–368. Abb. 242, Marburg.
Janssen, Johannes (1972)
Honneffer Familienbuch 1632-1809. Köln.
Königliche Regierung zu Cöln (Hrsg.) (1845)
Uebersicht der Bestandtheile u. Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften des Regierungs-Bezirks Cöln. S. 85, Cöln.
Königliches statistisches Bureau (Hrsg.) (1888)
Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen, Band XII: Rheinland. S. 115, Berlin. Online verfügbar: services.ub.uni-koeln.de, 1155, abgerufen am 19.02.2024
Nekum, Adolf (1993)
1100 Jahre Weinbau in Honnef. Bad Honnef.
Nekum, Adolf (1988)
Tausend Jahre Selhof, hundert Jahre Bürgerverein. Bad Honnef.
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