Seit 1470 ist außerdem die Weiershagener Eisenhütte bezeugt, die bedeutendste und wahrscheinlich älteste Eisenhütte der Herrschaft Homburg. Sie stand dort, wo sich heute der Baustoffhandel befindet und wurde noch bis in die 1860er Jahre bewirtschaftet. Betrieben wurde die Hütte mit der Wasserkraft der Wiehl, welche zu diesem Zweck im Bereich der heutigen Straßenbrücke aufgestaut wurde. Eine aus mehreren Hohlwegen bestehende Eisenstraße verband die Weiershagener Hütte mit der Brüderstraße in Drabenderhöhe.
Als Hohlwege bezeichnet man Wege mit auffällig hohen Seitenböschungen. Die Nutzung über mehrere Jahrhunderte, unzählige Karren, die bei guter und schlechter Witterung die Wege befuhren, haben sich ins Gelände eingegraben. Ausspülungen durch Regenwasser verstärkten diesen Effekt, so dass im Laufe der Zeit immer steilere Böschungen entstanden. In Regionen mit besonders feinem Untergrund wie Lehm oder Löss können solche Hohlwege schließlich mehrere Meter eingetieft sein. Im Bergischen Land ist der Untergrund härter. Meist besteht er aus Grauwacke, einem Sandgestein, das als Pflasterstein und Baumaterial auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region entscheidend geprägt hat. So sind die Hohlwege hier nicht so tief eingeschnitten wie in anderen Gegenden. Innerhalb der historischen Kulturlandschaft waren Hohlwege ein verbreitetes Phänomen. Mit der Einführung motorisierter Fahrzeuge und Landmaschinen sowie der Asphaltierung der Wege wurde ihr Vertiefungsprozess unterbrochen. Seitdem sind Hohlwege verkehrsgeschichtliche Relikte mit hohem Zeugniswert.
Hohlwege sind aber nicht nur von historischer, sondern auch von ökologischer Bedeutung. Wenn sie nicht in einem Wald liegen, sind ihre Ränder oft heckenartig mit Sträuchern und Bäumen bewachsen. Dort und in den Hohlräumen der strukturreichen Seitenböschungen finden viele Lebewesen Unterschlupf, darunter zum Beispiel auch überwinternde Erdkröten. Zudem entsteht im Schutz der Seitenwände ein sehr spezielles Kleinklima, welches von Wärme, Trockenheit und einem fast beständig wehenden leichten Wind geprägt ist. Ein derartiges Klima ist sonst nur in den südosteuropäischen Steppengebieten zu finden. So wird der Hohlweg zu einer Heimat für viele seltene Tiere und Pflanzen: Wildbienen und -wespen bauen hier gerne ihre Bruthöhlen, Eidechsen sonnen sich, Dachse bringen ihre Jungen zur Welt und mehrere Dutzend Vogel- und Schmetterlingsarten finden hier ein Zuhause.
An der Hawinkel genannten Straße beginnen die Hohlwege der Wegverbindung Weiershagen-Drabenderhöhe und führen in Windungen hinauf nach Brächen. Aufgrund dieses Verlaufes ist nicht erkennbar, welches die Haupt- und welches die Nebenstrecken sind. Vom heutigen Weg, den die Hohlwege mehrfach kreuzen, sind diese zwar einsehbar, aber nur schlecht begehbar. In Gestalt dieser Eisenstraße ist ein wichtiger Beleg für die Geschichte und Bedeutung der Weiershagener Eisenhütte und des Forster Erzabbaus erhalten.
(Biologische Station Oberberg, 2013. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt.)