Das überlieferte Grabensystem befindet sich hauptsächlich im Wald. Es wurde gepflegt und mit Sandsteinbrücken und mit Durchlassbauwerken versehen, die teilweise bis heute erhalten geblieben sind (siehe Zickermann 2002, Gesamtperpektive Klosterlandschaft Maulbronn 2012, S. 35).
Im Rahmen der landschaftsplanerischen Gesamtperspektive Klosterlandschaft Maulbronn von 2012 werden die erhalten gebliebenen Gräben aufgewertet und die strukturelle Vielfalt gesichert.
Mit der Errichtung des Grabensystems für die Wasserversorgung des Klosters, der Klostermühle sowie die Speisung der Fischteiche begannen die Mönche unmittelbar nach der Gründung des Klosters 1147. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde das Grabensystem ständig erweitert und verfeinert.
Als erster logischer Schritt wurde die Trinkwasserversorgung gewährleistet. Vermutlich wurde das Kloster über einen Brunnen auf dem Gebiet des Schafhofes mittels einer Leitung versorgt. Weiterhin gab es wahrscheinlich ebenfalls einen Brunnen innerhalb des Klosters.
Für das Mühlengewerbe und insbesondere für das Betreiben der Klostermühle aus der Gründungsphase, die Fischzucht sowie die Wiesenwässerung wurde das Wasserversorgungsnetz erweitert. Zunächst wurde das Wasser der Salzach gestaut. Der Tiefe See ist ein angelegter Stausee, der für die Brauchwasserversorgung für die Klostermühle und die Latrinen fungierte. Darüber hinaus wurde dieser See mit Sammelkanälen und über den Überlauf des Roßweihers mittels eines Kanals in den Binsensee zusätzlich gespeist, da das Wasser der Salzach nicht ausreichte und der Fluss starke Schwankungen verzeichnete.
In der Salzach wurden weitere Stauseen wie der Binsensee, Gartensee, Schleifmühlensee, Abt-Gerungs-See, Elfinger See und Aalkistensee angelegt.
Das gesamte Wassergrabensystem von Maulbronn, mit dem auch die Wasserscheide Neckar/Rhein überbrückt wurde, ist ein Ausdruck der zisterziensischen Wasserbautechnik.
Heute befindet sich das nicht mehr intakte Grabensystem hauptsächlich im Wald. Es führt kaum noch Wasser und ist in seinem Bestand gefährdet.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2013, 2021)
Seit 1993 gehört das Kloster Maulbronn (Zisterzienserabtei) aufgrund seiner hervorragenden baulichen Erhaltung, der Klosterlandschaft und als Zentrum der Stadt Maulbronn als Kulturerbe zur Liste der UNESCO-Welterbe-Stätten in Deutschland.