Warum die Kultstätte den Namen „Judenkirchhof“ trägt, ist nicht gänzlich bekannt. Winter geht von folgendem Erklärungsansatz aus:
„Den Gerolsteinern des Mittelalters war sicher noch die Existenz einer zerstörten heidnischen Kultstätte bekannt, aber der geographische und historische Horizont der Menschen der damaligen Zeit war derart eingeengt, dass ihnen als Nicht-Christen (=Heiden) nur die Juden bekannt und vorstellbar waren, so daß sie vielleicht zu der Überzeugung gekommen waren, in früheren Zeiten habe sich tatsächlich ein Friedhof der Juden auf der Hustley befunden“ (Winter 1986, S. 75).
Die Abmessungen des Heiligtums betragen 63 x 43 Meter, über die ursprüngliche Höhe der insgesamt sieben Gebäude können jedoch keine Angaben mehr gemacht werden (Dohm 1986, S. 81). Heute sind lediglich die Grundmauern der Anlage erhalten, welche in den Jahren 1927 und 1928 freigelegt worden sind. Die Anlage selbst war von einer Mauer umgeben, innerhalb derer sich das Heiligtum sowie vier weitere Gebäude befanden. Während der archäologischen Ausgrabungen in den 1920er Jahren wurden beim Freilegen der Grundmauern der Anlage auch Goldmünzen in großer Zahl gefunden. Da auf diesen die Konterfeis der römischen Kaiser Augustus (gestorben 14 n. Chr.) und Gratian (gestorben 383 n. Chr.) zu sehen waren, lässt dies auf eine mehrere hundert Jahre währende Nutzung des Tempels schließen. Da laut Dohm Brandspuren an der Anlage gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass das Heiligtum einer Brandstiftung nach dem 4. Jahrhundert n. Chr. zum Opfer fiel und danach nicht wieder errichtet wurde.
Verehrung der Lokalgöttin „Caiva“
Mittels archäologischen Untersuchungen konnte herausgefunden werden, dass in dieser Tempelanlage die Göttin Caiva verehrt wurde. Caiva „war eine der Schutzpatroninnen der keltischen Bauernschaften, die damals den Raum Gerolstein und Pelm und vielleicht noch darüber hinaus bewohnten“ (Dohm 1986, S. 81). Neben ihrer Funktion als Schutzgöttin wird ihr ebenfalls die Rolle einer Fruchtbarkeitsgöttin zugewiesen (Stadtverwaltung Gerolstein 1975, S. 19).
(Benjamin Keul, Universität Koblenz-Landau, 2013)
Internet
de.wikipedia.org: Gerolstein, Juddekirchhof (abgerufen 08.10.2013)