Um nachhaltig jedes Jahr eine gewisse Menge an Holz hauen zu können, hat man schon Ende des 16. Jahrhunderts den gesamten Reichswald in bestimmte Flächen, „Gehaue“, eingeteilt. Als Vermessungseinheit wählten die Förster damals die Waldhufe, eine Fläche von umgerechnet etwa 13,4 ha, das waren 16 Holländische Morgen. Bei der damals verbreiteten Nieder- und Mittelwaldwirtschaft mit einer Umtriebszeit von rund 30 Jahren teilte man die Waldfläche in 30 Gehaue auf, um jedes Jahr das Holz eines Gehaues als Holzeinschlagsfläche nutzen zu können. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert schwankten die Größen der Gehaue zwischen 218 und 235 holländischen Morgen.
Zur Abgrenzung der Haublöcke schlugen die Waldmesser jährlich so genannte „Roojen“ in den Wald. Die Grundlinien, von denen die Roojen abgingen, nannte man „Hoofdroojen“. Im Laufe der Zeit bildeten sich feste Grundlinien heraus, die man dem natürlichen, relativ geradlinig verlaufenden Grenzen des Reichswaldes anpasste. Diese Wege oder Hauptgestelle, in der Waldordnung von 1649 auch als „Stelstee“, später oder „Stellstätten“ bezeichnet, haben sich bis zum heutigen Tage erhalten.
1826 haben preußische Forstbeamte den Wald gründlich neu vermessen, das damalige forstwirtschaftliche System verfeinert und die Grundlage für die heutige, detailliertere Einteilung geschaffen. Im Abstand von jeweils 200 Ruthen (742 m) wurden parallel zum Rendezvous die mit lateinischen Buschstaben bezeichneten Hauptgestelle eingerichtet (A bis K), die auch heute noch gültig sind. Senkrecht dazu wurden Feuergestelle errichtet: in der Folge war der gesamte Reichswald in 117 quadratische Flächen (Jagen) eingeteilt.
Aufgrund der Abteilungseinteilung der Forstverwaltung von 1826 ist das alte herkömmliche Wegenetz bis auf die Durchgangsstraßen und wenige Ausnahmen nicht mehr dargestellt und durch ein quadratisches Netz ersetzt worden. Hiermit könnte der Eindruck vermittelt werden, dass das alte Wegenetz keinen Bestand mehr hatte. Dieser Eindruck ist aber falsch. Trotz der neuen Abteilungseinteilung war das Wegenetz durchaus noch vorhanden und lässt sich noch heute an vielen Stellen im Wald erahnen. Es ist zu vermuten, dass die Ingenieur-Offiziere, die aus anderen preußischen Gebieten stammten, diese Wege, die durch die neuen Abteilungswege gequert wurden, nicht kartiert haben. Auf der Neuaufnahme von 1894 ist das vorhandene alte Wegenetz wiederum dargestellt.
In den nachfolgenden Zeiten sind einige „Gestell- oder Abteilungswege“ erweitert worden. Außerdem sind bei der Anlage der Reichswaldsiedlung 1949 einige „Gestellwege“ als Straße ausgebaut worden.
(Peter Burggraaff, Universtät Koblenz, 2013)
Literatur
Gorissen, Friedrich (1950)
Heimat im Reichswald. Kleve.
Huth, Klaus (1981)
Zur Geschichte des Klever Reichswaldes unter besonderer Berücksichtigung der Waldeigentums- und Rechtsverhältnisse, der Waldnutzung sowie der Waldbewirtschaftung. Ein Beitrag zur regionalen Forstgeschichte. (Diplomarbeit Universität Freiburg.) Freiburg i.Br..
Einteilung des Reichswaldes in 117 quadratische Abteilungen (Jagen)
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