In dem zweistöckigen Empfangsgebäude, das sich durch seinen villenartigen Charakter von den eher bescheiden wirkenden Bahnhofsgebäuden talab- und aufwärts unterschied, waren im Parterre der Dienstraum mit Fahrkarten- und Gepäckschalter, das Stellwerk, das später in einen Anbau verlegt wurde, sowie Wartesäle von der 1. bis zur 3. und 4. Klasse untergebracht, nebenan Güterschuppen mit Verladerampe und Gleisanschluss. Im ersten Stock des Gebäudes befand sich die Wohnung des jeweiligen Bahnhofsvorstehers. Seine Bedeutung für den Personen- und Kleingüterverkehr verdankte der Bahnhof Ahrbrück dem großen Einzugsgebiet, zu dem neben der Standortgemeinde, Brück, die Gemeinden Denn (jetzt Ahrbrück), Pützfeld, Lind, die Ahrnebentäler bis Blasweiler und Cassel zählten.
Außer dem regelmäßigen Berufs- und allgemeinen Reiseverkehr war das Empfangsgebäude Ausgangs- und Endpunkt für Fahrten zu den Markttagen nach Adenau und für Wallfahrten nach Remagen, Bornhofen und Kevelaer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bahn regelmäßig von dem Zivilpersonal des nach der Aussiedlung der Bevölkerung in Denn gebauten Luftwaffentruppenübungsplatzes benutzt; sonntags fuhren weit über hundert Soldaten von Brück zum Kinobesuch nach Altenahr.
Anfang der 1980er Jahre, das Bahnhofsempfangsgebäude war bereits geschlossen, der Fahrkartenverkauf erfolgte über einen Automaten vor der Eingangstüre, kam es zu Verhandlungen zwischen der Ortsgemeinde Ahrbrück und der Deutschen Bundesbahn. Der Ortsgemeinderat faste dann im Jahre 1988 - zwischenzeitlich (1985) war der Personenverkehr zwischen Adenau und Kreuzberg eingestellt, der Gleiskörper von Adenau bis Hönningen rückgebaut - den Beschluss zum Erwerb des Empfangsgebäudes Ahrbrück und entwickelte erste Planungen zur künftigen Nutzung des Gebäudes. Der durch die Kommunalwahl 1989 neugebildete Ortsgemeinderat nahm die bestehende Plankonzeption auf und beantragte förmlich die Baugenehmigung für den Um- und Ausbau des ehemaligen Empfangsgebäudes in ein Bürger- und Gemeindehaus. Ende 1990 wurden die Bauarbeiten begonnen. Die Renovierung und Umnutzung des Bahnhofes ist ein hervorragendes Beispiel für die Erhaltung baugeschichtlich wertvoller Substanz und die Tatsache, dass diese sich in den meisten Fällen hervorragend mit neuer Nutzung verbindet.
(Jan Hansen, Universität Koblenz-Landau, 2013)