Schon in der Frühen Neuzeit lebten Juden (wieder) in Cochem. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte die Gemeinde ihren Höchststand an Mitgliedern. 1932 waren Sehl, Klotten, Büchel, Alfen und Bruttig angeschlossen.
Gemeindegröße um 1815: 42 (1808) / 45 (1822), um 1880: 113 (1885), 1932: 49 / 56 (1925) / 16 (1939: Cochem, Cond und Sehl), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: 1808 und 1853 sind Betstuben nachgewiesen. 1860 erfolgte die Einweihung eines Neubaus, der 1938 verwüstet und nach dem Krieg abgerissen wurde (Angaben vorab nach Reuter 2007).
Eine jüdische Gemeinde in Cochem entstand bereits im Mittelalter. 1242 werden erstmalig Juden in der Stadt genannt, die zunächst königliche, dann trierische Kammerknechte waren.
„Über eine mittelalterliche Betstube oder Synagoge liegen keine Informationen vor. 1853 war eine Betstube im Haus des Isaac Haas eingerichtet. Damals hatte die Gemeinde schon einen Bauplatz für eine neue Synagoge erworben. 1860 konnte sie fertiggestellt werden. Bei der Synagoge handelte es sich um einen traufständigen Bruchsteinbau im Rundbogenstil. Charakteristisch waren die in große Blendbogennischen eingelassenen Fenster. Neben der Synagoge wurde 1897 ein jüdisches Schulhaus mit einer Lehrerwohnung eingerichtet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet, gleichfalls das jüdische Schulhaus und die Wohnung von Lehrer Goetzoff. Anfang 1945 wurde das Synagogengebäude durch einen Bombentreffen beschädigt und später abgebrochen. Das Grundstück ist neu bebaut.“ (alemannia-judaica.de)
„Synagoge am 9. November 1938 verwüstet, 1945 abgerissen, keinerlei Bausubstanz vorhanden, heutige Nutzung am Standort: Neubau - keine nähere Angabe zur Nutzungsart.“ (synagogen.info)
Das alte Portal der zerstörten Cochemer Synagoge mit der Inschrift: „Wisse vor wem Du stehst“ (Psalm 95,6) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg hinter dem Eingang des neueren Cochemer Judenfriedhofs in der Kelberger Straße aufgestellt. 2016 wurde eine Gedenktafel in der Oberbachstraße eingeweiht, die an die früheren Standorte der Synagoge und der Schule der Jüdischen Gemeinde erinnert (www.rhein-zeitung.de).
Zwei weitere Gedenktafeln befinden sich an einem Durchgang der Pfarrkirche Sankt Martin in der Bernstraße in der Cochemer Innenstadt, nahe des Marktplatzes. Ihre Inschriften lauten (vgl. alemannia-judaica.de u. Abb.):
Die jüdische Gemeinde in Cochem verlor am 9. November 1938 – Reichskristallnacht – durch Verwüstung Synagoge und Schulhaus in der Oberbachstraße Nr. 361.
Zur Erinnerung und Mahnung gegeben am 9. November 1988.
und
Jahrhunderte lebten Juden in Cochem.
Die Familien Mayer, Goethoff, Hirsch, Dahl, Haimann, Hein, Simon wurden Opfer der Schoah 1933-1945.
Zur Erinnerung und Mahnung November 1998.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013/2018)
Internet
www.alemannia-judaica.de: Cochem, Jüdische Geschichte / Synagoge (abgerufen 01.07.2013)
www.rhein-zeitung.de: Gedenken: Tafel erinnert an Cochems frühere Synagoge (Rhein-Zeitung vom 11.11.2016, abgerufen 14.11.218)
synagogen.info: Cochem, Oberbachstraße 361 (abgerufen 01.07.2013, Inhalt nicht mehr verfügbar 07.04.2021)