Klever Residenzlandschaft von 1650-1700: Ehemalige Residenz der Klever Herzöge mit im Kern romanischer Schwanenburg und gotischer ehemaliger Stiftskirche sowie Oberstadt auf einem Bergrücken oberhalb des Kermisdahl gelegen, Unterstadt mit gotischer Pfarrkirche, klassizistischem Gebäudekomplex an der Tiergartenstraße sowie den historischen Parkanlagen Alter Tiergarten und Neuer Tiergarten mit Prinz-Moritz-Kanal, Grabmal, vorgeschichtliche Grabhügel, Moritzpark, Galerien, Alleensystemen und Schlössern Rindern und Gnadenthal mit Gräben und Parks.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Strukturen, von Ansichten und Sichträumen von historischen Stadt- und Ortskernen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Wahren als landschaftliche Dominante
- Sichern linearer Strukturen
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 30.12.2015)
Kulturlandschaftliche Entwicklung
Auf Initiative des 1647 vom brandenburgischen Kurfürsten ernannten Klever Statthalters Johann Moritz von Nassau wurde zwischen ca. 1650 und 1700 eine zusammenhängende Residenz- und Kunstlandschaft südöstlich und nordwestlich von Kleve unter Berücksichtigung der naturräumlichen Beschaffenheit mit der holozänen Aue und der pleistozänen Endmoräne gestaltet. Mit der Anlage von Parks, Gärten, Brunnen, Tempeln, Sternbergen und zugehörigen, auf Kirchen- und Burgtürme orientierten Sichtachsen, sowie der Einbeziehung von Residenzen und Schlössern, wie z.B. Moyland, wurde diese landschaftliche und künstlerische Gesamtkomposition von europäischem Rang geschaffen. Diese Landschaft beinhaltet die damaligen Vorstellungen über kunstsinnige und vor allem aus den Niederlanden stammende Gestaltungsformen. Außerdem wurden ebenfalls die damalige Machtstellung und der Reichtum der Herrschenden zum Ausdruck gebracht und in der Landschaft zur Schau gestellt.
Der erste Schwerpunkt dieser Arbeiten lag südöstlich von Kleve zwischen Freudenberg und der Schwanenburg in Kleve mit der Residenz des Statthalters, dem Prinzenhof, unter Einbeziehung der flachen Auefläche östlich des Kermisdahls, der mit Obstbaumalleen ausgestattet wurde. 1653 entstand dort die Nassauallee mit jeweils zwei Reihen von Linden zwischen dem Nassauer Tor und Weißes Tor. 1678 ließ der Statthalter beim Haus Freudenberg seine Grabstätte errichten.
Der zweite Schwerpunkt wurde anschließend nordwestlich von Kleve seit 1658 mit dem neuen Tiergarten realisiert. Der Waldpark auf der Endmoräne wird vom 12-strahligen Sternberg im Tiergarten dominiert, die auf die Schwanenturm, Stiftskirche und weiteren benachbarten Kirchtürme orientiert sind. In dem Klever Stadtwald wurde der Tiergarten mit einem geradlinigen Wegenetz angelegt. Der Tiergarten wird durch ein Alleendreieck in der Ebene angebunden. Hierbei wurde auch die 1654 erbaute Wasserburg von Rindern miteinbezogen. Die Hauptsichtachse vom Springenberg zielt mit dem nicht fertig gestellten Johann-Moritz-Kanal auf die Stiftskirche von Elten. Dort wurde nach dem Preußisch-Französischen Krieg 1870-1871 eine Siegessäule errichtet. Im Klever Stadtwald wurde der Tiergarten mit einem geradlinigen Wegenetz angelegt. Weitere Elemente sind der eiserne Mann, das Amphitheater und der Tempel mit Brunnenanlage auf dem Springberg.
Danach wurde das ehemalige Kloster Gnadental, das 1663 zum Schloss umgebaut wurde, ebenfalls mit einbezogen.
Hiermit wurde Kleve die dritte Residenzstadt von Preußen und fungierte als Vorbild für gestalterische Aspekte in Berlin. Die Residenz wurde bis ca. 1790 erneuert und mit dem Forstgarten erweitert. 1830 sind der Schützenplatz und der benachbarte Elsebusch (südlich der Wasserburg Rindern) von Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846) als englischer Park gestaltet worden.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden diese Anlagen nach ihrer Instandsetzung als Kurpark genutzt. In den 1980er Jahren wurden die heruntergekommenen Anlagen aufwendig wiederhergestellt.
Seit 1988 steht der nordwestliche Teil der Residenzanlagen als Denkmalbereich unter Schutz.
Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
- Schlösser
- Gärten
- Forstgarten
- Tempel
- Amphitheater
- Der eiserne Mann
- Minervabrunnen
- Landschaftsgarten
- Alter und Neuer Tierpark
- Sichtachsen und Schneisen
- Sternberg (auf prähistorischen Grabhügeln)
- Moritzgrab
- Klassizistische Villen (der Kurstadt Kleve)
- Prinz-Moritzkanal (orientiert auf Eltener Stiftskirche)
- Siegessäule des Krieges von 1870-1871
Die Überlieferung dieser kunstvoll gestalteten, frühneuzeitlichen ehemaligen Residenzlandschaft prägt heute sehr eindrucksvoll das Landschaftsbild.
Das Hauptziel ist die Erhaltung dieser zusammenhängenden gesamten Residenzanlagen mit Erhöhung der Erlebbarkeit, die erforderliche Garten- und Parkpflege sowie die Wiederherstellung der Sichtachsen.
Konflikte entstehen vor allem durch Zerschneidung durch neue Straßen oder durch Baumaßnahmen innerhalb der Gesamtanlage.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)