Die heutige Kapelle St. Leonhard (Namenstag: 6. November) geht auf eine besondere Stiftung im 19. Jahrhundert zurück. Vermutlich erbauten die adligen Herren von Heyer im 12. oder 13. Jahrhundert die erste Kapelle auf der kleinen 531 Meer hohen Bergkuppe südwestlich von Borler. Seit dem frühen 17. Jahrhundert ist sie als beliebtes Ziel von Prozessionen belegt.
Heyerkapelle und Friedhof, bis dahin Begräbnisstätte der Familie Heyer und des Dorfes Borler, wurden 1801 bzw. 1805 geschlossen, die Kapelle 1817 entweiht, mit Genehmigung der Preußischen Regierung 1823 auf Abbruch verkauft und nach langem Zögern 1830 abgerissen. Der Altar gelangte dabei nach Bongard, die größere der beiden Glocken nach Borler, die andere nach Wittlich. Mit der Zerstörung von Heyerkapelle und Friedhof war die Bergkuppe (Höhe 531) wüst. Einige Grabsteine des Friedhofs aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind entlang dem Weg zur Kapelle aufgestellt worden.
Der Borler Bürger Peter Josef Welling († 1874) stiftete in seinem Testament 365 Taler zum Bau der heutigen Wallfahrtskapelle, die 1875 eingeweiht wurde. 1878 wurden am Weg zur Kapelle und auf dem kleinen Vorplatz 14 Kreuzwegstationen mit Namen der Stifter errichtet. Beeindruckend ist das Kreuzkrippengewölbe aus Pilastern.
Während des Krieges feierte der damalige Pfarrer Moritz jeden Freitag auf dem Heyerberg die Bittmesse für die Soldaten, die er unter den besonderen Schutz der Mutter Gottes vom Heyerberg stellte. Von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr füllte sich die Kapelle mehr und mehr. Je düsterer die Zeiten wurden, umso mehr erhellten die Kerzen an den Kapellenwänden, die die Namen der Gefallenen kundtaten, den Raum. Am Heiligen Abend schritten Jungen und Mädchen, Krippe und Tannenbaum tragend, durch den winterhellen Wald und feierten in der Heyerbergskapelle mit Blockflöte, Lied und Glockenklang das Geheimnis der Heiligen Nacht. Als sich die Greuel der Verwüstung der heiligen Stätte näherten, wurde eine I=Staffel (Instand-Setzung von Autos der Wehrmacht) in der Kapelle einquartiert. Als Ofen diente den Soldaten der mächtige Antriebsaufsatz einer V 1, deren Abschußstellen in unmittelbarer Nähe der Kapelle lagen. Viele dieser V=Waffen gingen hier nieder. Nach dem Kriege war für viele Heimkehrer der Gang zur Kapelle auf dem Berge oberste Verpflichtung als Dank zu Christus und der Gottesmutter. Von Hermann Bauer
Das Objekt „Sog. Borler Kapelle südwestlich der Ortslage auf dem Heyerberg“ in Borler ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Vulkaneifel 2020, S. 7).
Nach der Umstellung der Geschichtsstraße 2020 auf thematische Rundwanderwege gehört die zugehörige Infotafel zum Rundwanderweg „Frieden, Wald und Kapelle“ (Geschichtsstraße der Verbandsgemeinde Kelberg, Abschnitt 2, Station 28).
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., Hermann Bauer, 2013, 2021, 2024)
Literatur
Burggraaff, Peter (2009)
Die Geschichtsstraße Kelberg als vermittelndes interkommunales Projekt. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Vermittlung von Kulturlandschaften. Initiative zur Förderung des Kulturlandschaftsbewusstseins, S. 73-83. Bonn.
Burggraaff, Peter; Kleefeld, Klaus-Dieter / Bundesamt für Naturschutz und Bund Heimat und Umwelt (Hrsg.) (2010)
Landschaft erzählen. Die Geschichtsstraße in Kelberg (Eifel) als Fallbeispiel für die Erläuterung von Natur- und Kulturerbe. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland) (Hrsg.): Wege zu Natur und Kulturlandschaft, S. 56-71. Bonn.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Vulkaneifel. Denkmalverzeichnis Kreis Vulkaneifel, 24. Mai 2023. S. 7, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke.rlp.de/Vulkaneifel, abgerufen am 20.06.2023
Hölzern, J. Baptist (1995)
Die Kapelle im Heyerwald. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1996, S. 63-64. Daun.
Mertes, Erich (1989)
Heyerkapelle und Friedhof. Ein schutzwürdiges Kulturdenkmal.. In: Kreis Daun Vulkaneifel, Heimatjahrbuch 1990, S. 203-208. Daun.
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Empfohlene Zitierweise
Peter Burggraaff (2021), Hermann Bauer: „Heyer-Kapelle auf dem Heyerberg mit dem Weg nach Borler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-61963-20130306-6 (Abgerufen: 10. September 2024)
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