Historie Erst am Ende des 19. Jahrhunderts begann die Flächeninanspruchnahme im Raum Walsum durch die Montanindustrie. Hauptakteur war das Unternehmen Thyssen, ab 1921 der Unternehmenszweig Thyssen-Bornemisza. Der Rhein war hier neben der Geologie der für die Industrie interssante Standortfaktor, denn er ermöglichte den preisgünstigen Transport von Massengut (hier: Steinkohle). Bereits 1904 erfolgten erste Planungen zum Abteufen der Zeche Walsum. Doch der Förderbeginn verzögerte sich unverhältnismäßig bis 1939 durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Ruhrbesetzung und die Weltwirtschaftskrise. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Doppelschachtanlage (Schacht 1 Franz Lenze, Schacht 2 Wilhelm-Roelen) zeittypisch zum Verbund- und Anschlussbergwerk ausgebaut (zugeteilt wurden: 1979 Schacht Voerde, 1993 Schächte des Bergwerks Rheinland) (Hermann / Hermann 2003, S. 195f.). Auf historischen Karten ist ein deutlicher Ausbau der Siedlungsfläche östlich der heutigen Nord-Süd verlaufenden Güterverkehrsstrecke zu erkennen, der mit den Vorbereitungen zum Bau der Zeche Walsum ab Mitte der 1920er Jahre korrespondiert. Für die Zeche wurde zudem der Nordhafen Walsum (1933-36) als jüngster der Duisburger Häfen angelegt sowie ein Kraftwerk (1928 / 1957 / 1988 / 2007) zur Erzeugung der auf der Zeche benötigten Energie.
„Schicht im Schacht“ 2008 Als letzte Duisburger Zeche wurde Walsum im Juni 2008 geschlossen. Hintergrund waren der von der Europäischen Union verordnete Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohleabbau bis 2014 sowie Bürgerproteste gegen den geplanten Kohleabbau unter dem Rhein, denn es wurden Deichbrüche durch Bergsenkungen befürchtet. Noch im gleichen Jahr wurden die Fördergerüste und Fördermaschinenhäuser sowie das Lüftergebäude (1943) unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch beantragte die Ruhrkohle AG im Oktober 2011 aus Wirtschaftlichkeitsgründen den Abriss der Gebäude bei der Stadt Duisburg (Herberhold 2011). Sie hält auch 2015 weiterhin am Abriss der Gebäude fest. Lediglich das Gerüst über Schacht 1 wird nach Protesten aus der Bevölkerung als Wahrzeichen und Landmarke Walsums erhalten bleiben. Der Schacht wird für die Grubenwasserhaltung weitergenutzt.
Heutiger Zustand Ende 2009 waren bereits wesentliche Anlagenteile der Zeche abgetragen, so dass auch der ehemalige Eingangsbereich der Zeche (Torbauten, Einfahrt ...) nicht mehr zu erkennen ist. Schacht I (Franz Lenze) ist 2013 noch unverändert, Schacht II um die Hälfte zurückgebaut. Er dient jetzt der Wasserhaltung. Die gegenüber zum ehemaligen Eingang gelegenen Werkssiedlungshäuser (Dr. Wilhelm-Roelen-Straße / Brunsbachstraße) im Koloniestil mit einfachster Zechenhausarchitektur von 1914/48 sind bis auf eines abgerissen worden. Das Kraftwerk ist in den Besitz der STEAG übergegangen, die seit 2007 Block 10 errichtet. Die Befeuerung erfolgt nun ausschließlich mit Importkohle. Das Kraftwerk hat ebenfalls einen Teil des ehemaligen Zechengeländes übernommen. Der Nordhafen Walsum wird seit der Zechenschließung vom Kraftwerk benutzt.
Kulturhistorische Bedeutung Der Zeugniswert ergibt sich für die Hochphase der Steinkohlengewinnung in der Rheinzone und für die EU-Verpflichtung zum Ausstieg aus der Förderung. Die funktionale Einheit aus Zeche und Kraftwerk ist noch (!) erhalten und annähernd nachvollziehbar. Zusammen mit den südlich anschließenden historisch begründeten Industriestandorten (Papierfabrik Norske Skog Walsum, gegründet 1897 als Niederrheinische Zellstofffabrik Walsum/Aschaffenburger Zellstoffwerke, ab 1962 Haindl Papier GmbH, ab 2001 Norske Skog sowie der Rheinfelsquellen Hövelmann GmbH & Co. KG, gegründet 1905) ist an der Rheinfront die herausragende Bedeutung dieses Transportweges als Standortfaktor für Industrieunternehmen unterschiedlicher Branchen und über verschiedene Zeitschnitte hinweg ablesbar. Unterstützt wird diese Wahrnehmbarkeit durch die industriellen Werkshäfen, die kurz nach der Wende 19./20. Jahrhundert typisch für die Rheinfront werden, da sie den Unternehmen die Unabhängigkeit von den öffentlichen Häfen (Gebühren etc.) bringen.
(Martina Gelhar, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2013)
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