Ehemalige Rheininseln mit hochwassersicheren mittelalterlichen bis neuzeitlichen Wurten als besonderes historisches Siedlungsgefüge mit erhaltener Landnutzungsstruktur.
Rhein-Altarme mit erhaltenen geoarchäologischen Relikten (Grietherorter Altrhein, Bienener Altrhein); Festes Haus Tillhaus mit Warft.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Elemente, Strukturen und Sichträume von Adelssitzen und Hofanlagen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Bewahren überlieferter naturnaher Landschaftselemente.
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Kulturlandschaftliche Entwicklung
Die beiden Rheininseln sind aufgrund der Rheinlaufveränderungen durch Mäandrierung entstanden. Die älteste Rheininsel Grietherbusch bildete sich seit ca. 1350 durch das Vorrücken von einem Mäanderbogen nordwestlich von Grieth, der schließlich 1531 durchbrach. An der südwestlichen Gleithangseite entstand durch Auflandung neues Land, das seit 1450 besiedelt wurde. Das Tilshaus (heute Bauernhof) wurde 1473 errichtet und die Höfe wurden in etwa der gleichen Zeit auf den Uferwällen und auf Wurten gebaut. Die Kapelle wurde um 1600 errichtet und erst um 1700 zur Pfarrkirche erhoben.
Ähnliches gilt für Grietherort, das durch einen neuen Mäanderbogen nach 1531 allmählich entstanden ist und erst seit ca. 1820 mit Höfen auf Wurten besiedelt wurde. Durch das Graben des Grietherorter Durchstiches 1821 wurde Grietherort schließlich rechtsrheinisch. Beide Rheininseln sind von einem Sommerdeich umgeben und hierdurch hochwassergefährdet.
Die höheren Uferwälle innerhalb des Sommerdeiches wurden und werden traditionell als Ackerland genutzt und in den tiefer gelegenen Auenflächen und Mulden dominiert das Grünland. Auf Grietherort dominiert das Grünland.
Das tradierte Siedlungsgefüge mit Einzelhöfen und das tradierte Landnutzungsgefüge sind heute noch vorhanden.
Charakteristische Kulturlandschaftselemente sind:
- Einzelhöfe
- die Kirche von Grietherbusch
- das Tilshaus als ehemaliges befestigtes Haus
- Einzelhöfe und Hofwurten
- die Sommerdeiche als Wasserschutzanlage und als Siedlungsachse
- das streifenförmige Parzellierungsgefüge in der Aue
- die überwiegend blockflurähnliche Parzellierung innerhalb des Sommerdeiches
- lockere Baumreihen
- tradierte Wege.
Landschaftsbild
Das Landschaftsbild wird von den tradierten Siedlungsstandorten mit den Backsteinhöfen und ihrer Hofvegetation auf den hochwasserfreien Wurten sowie die tradierte Acker- und Grünlandnutzung geprägt. Im Gelände gibt es zahlreiche Spuren der Rheinstromverlagerungen mit Trockenrinnen, Prall- und Gleithängen, die das Mikrorelief prägen und Altrheinläufe.
Bewertung
Durch ihre Lage außerhalb des Hochwasserschutzes gehören die beiden Rheininseln zu den wenigen Überschwemmungsgebieten mit hochwasserfreien Wurtenstandorten für die Höfe des Niederrheins. In diesem Zusammenhang sind die charakteristische Siedlungsstruktur, das tradierte Landnutzungsgefüge, sowie die charakteristische hofnahe und das Landschaftsbild prägende Vegetation von hohem Wert.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 17.03.2015)