Synagoge Ahrweiler

heute Gedenk- und Begegnungstätte

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 32′ 29,15″ N: 7° 05′ 34,78″ O 50,54143°N: 7,09299°O
Koordinate UTM 32.364.876,23 m: 5.600.568,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.522,34 m: 5.601.204,57 m
  • Die heute als Gedenk- und Begegnungstätte genutzte Synagoge in der Altenbaustraße in Ahrweiler (2020)

    Die heute als Gedenk- und Begegnungstätte genutzte Synagoge in der Altenbaustraße in Ahrweiler (2020)

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  • Die Synagoge in der Altenbaustraße in Ahrweiler, heute Gedenk- und Begegnungstätte (2009).

    Die Synagoge in der Altenbaustraße in Ahrweiler, heute Gedenk- und Begegnungstätte (2009).

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  • Frontansicht der Synagoge in Ahrweiler (2015).

    Frontansicht der Synagoge in Ahrweiler (2015).

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  • nordwestliche Ansicht der Synagoge in Ahrweiler (2015).

    nordwestliche Ansicht der Synagoge in Ahrweiler (2015).

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Die jüdische Gemeinde Ahrweiler seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Bereits seit dem Mittelalter lebten Juden in Ahrweiler. Im 19. Jahrhundert wuchs die jüdische Gemeinde an; seit 1900 ging die jüdische Bevölkerung zurück. 1875 gehörten zur Gemeinde auch Dernau und Lantershofen; 1932 Dernau und Altenahr (hier 1925 9 Juden).
Gemeindegröße um 1815: 11 (1808) / 20 (1822), um 1880: 82 (1885), 1932: 42 / 68 (1925), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: Ab 1773 sind Beträume bezeugt; 1894 Einweihung eines Neubaus, der 1938 beschädigt wurde. Das Gebäude wird nach der Wiederherstellung in den Jahren 1982-90 kulturell und museal genutzt.
Friedhof: Der noch erhaltene Friedhof wurde 1870 eröffnet (Angaben vorab nach Reuter 2007).

Juden in Ahrweiler
Schon vor dem Mittelalter ist von jüdischen Bewohnern Ahrweilers die Rede. Um das Jahr 1096, nach dem ersten Kreuzzug kam es im gesamten Rheinland zur Judenverfolgung. Diese sollten durch die Kreuzfahrer mit Gewalt getauft werden. Die Juden entzogen sich diesem Ritual allerdings durch einen Massensuizid.
Mit besonderer landesherrlicher Erlaubnis erhielten Juden im Mittelalter, die Zustimmung in Ahrweiler zu siedeln. Ab 1335 wurde ihnen seitens des Erzbischofs das Recht zuteil, mit Fleisch und Vieh zu handeln. Später kam auch der Salz- und Weinhandel hinzu. Durch den erzbischöflichen Landesherren erhielten sie neben der Zuzugsgenehmigung auch Beschirmnisse und Frieden (Schutz), natürlich gegen Bezahlung. In dieser Zeit stieg die Zahl der jüdischen Familien in Ahrweiler von 3 auf 14. Trotz des besonderen Schutzes der Juden kam es 1348/49 infolge der Pest im ganzen Rheinland zur Judenverfolgung. Man machte die Juden dafür verantwortlich.
1364 lassen sich Juden als Geldverleiher in Ahrweiler nachweisen.

Einwohnerzahlen der jüdischen Gemeinde in Ahrweiler (vgl. auch vorab die Zahlen nach Reuter 2007): 1858: 29, 1875: 79, 1890: 100, 1900: 80, 1925: 68, 1932: 42, 1942: keine jüdischen Einwohner.
Bis zur nationalsozialistischen Herrschaft lebten die jüdischen und katholischen Einwohner Ahrweilers friedlich zusammen. Auch hier kam es in der Folgezeit zu Ausgrenzung der jüdischen Einwohner. Nach und nach flohen die jüdischen Einwohner aus dem Land und gingen ins Exil. Die, die dies nicht taten, wurden deportiert und ermordet.

Das Synagogengebäude
Der erste Gottesdienstsaal der Juden in Ahrweiler befand sich in der heutigen Niederhutstraße 65 (um 1430 vermutlich Judengasse). Dies lässt sich durch Stuckarbeiten im Keller nachweisen, die auf einen jüdischen Kulturraum hinweisen. Ebenso gab es eine jüdische Badestelle an der Ahr und eine jüdische Schule in der Niederhutstraße. Ab 1840 wurde vermutlich ein Raum in der Plätzerstraße angemietet, der nun als religiöser Versammlungsort diente. Erst 1894 begann der Bau der Synagoge. Man benötigte zehn jüdische Männer um eine Gemeinde zu gründen. Die gab es zu dieser Zeit in Ahrweiler nicht. So legte man die Gemeinden Ahrweiler, Dernau und Lantershofen zusammen. Um 1870 wurde den Juden in Ahrweiler eine eigene Begräbnisstätte an der heutigen Schützenstraße zugestanden.

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Ahrweiler ist das ehemalige Bethaus der jüdischen Gemeinde Ahrweilers und dient heute als Raum für kulturelle Veranstaltungen.

Im Jahr 1893 begann man mit dem Bau des Gebäudes aus bräunlichem Sandstein, welches sich ausschließlich durch seine Fassade von den Nachbargebäuden abhebt. Mit der Einweihungsfeier am 21. Oktober 1894 wurde der Bau der Synagoge offiziell beendet.
Baulich bestimmend an diesem Gebäude sind die drei Fenster auf der Giebelseite des Gebäudes, die einen maurischen bzw. orientalischen Stil aufzeigen. An der Giebelspitze findet man zwei in das Gestein eingelassene Tafeln, auf der die Anfangsbuchstaben der zehn Gebote in hebräischer Schrift eingemeißelt wurden.
Im rückwertigen Teil der Synagoge befindet sich ein kleiner Anbau, der früher einmal einen kleinen Unterrichtsraum beherbergte, und von dem aus man über eine Treppe zur Frauenempore kommt. Der Haupteingang für die männlichen Gläubigen befand sich im Westen. So betrat man das Haus immer mit dem Blick in Richtung Osten. An der Ostwand der Synagoge fand man den Thoraschrein und einen roten Vorhang. Dieser ist auch heute noch vorhanden.

Während des Regimes der Nationalsozialisten während des „Dritten Reichs“ wurde das Gebäude einen Tag nach der so genannten „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938 im Inneren verwüstet und zerstört und konnte nicht mehr genutzt werden. Dabei wurde das Gotteshaus zwar in Brand gesteckt, konnte aber durch einen Ahrweiler Feuerwehrmann gelöscht werden. Ein jüdischer Gottesdienst fand in diesem Gebäude seit diesem Tag nicht mehr statt. Am 23. August 1939 wurde durch den Landrat des Landkreises Ahrweiler die „Entjudung“ des Gebäudes angeordnet. Es fand sich allerdings niemand, der die zwei hebräischen Tafeln vom Giebel des Gebäudes entfernen wollte. So sind sie noch heute angebracht.
Nach der Zerstörung des Gebäudes war ein Ahrweiler Hotelier Eigentümer, wurde aber nach dem Krieg enteignet. Die Synagoge fiel unter französische Verwaltung und wurde von dieser an die Ahrweiler Raiffeisenkasse verkauft. Durch diese wurde in dem Gebäude eine Düngemittellager eingerichtet. Erst 1981 wurde die ehemalige Synagoge durch den neu gegründeten Bürgerverein Synagoge erworben und bis ins Jahr 1990 renoviert.
Nach der Wiederherstellung des Originalzustandes durch den Verein dient das Haus heute als Raum für kulturelle Veranstaltungen.

Kulturdenkmal
Das Objekt „Altenbaustraße 12A, ehem. Synagoge, Saalbau, Quadermauerwerk, 1894“ ist ein eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Ahrweiler 2018, S. 11).

(Simone Jakobi, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Quelle
Hinweisschild am Gebäude.

Internet
synagoge-ahrweiler.eu: Synagoge Ahrweiler (abgerufen 06.12.2015)
www.alt-ahrweiler.de: Heimatverein Alt Ahrweiler (abgerufen 06.12.2015)
www.jüdische-gemeinden.de: Jüdische Gemeinden, Ahrweiler (abgerufen 06.12.2015)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. S. 11, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Klein, Hans-Georg (2005)
Ahrweiler. Düsseldorf.
Klein, Hans-Georg (1992)
De aruuilre. 1100 Jahre Ahrweiler. Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) Bonn.

Synagoge Ahrweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Altenbaustraße 2
Ort
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler - Ahrweiler
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1894

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Synagoge Ahrweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-57442-20121122-2 (Abgerufen: 27. April 2024)
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