Ziegelwerk Nelskamp

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Schermbeck
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 41′ 24,5″ N: 6° 51′ 28,22″ O 51,69014°N: 6,85784°O
Koordinate UTM 32.351.934,28 m: 5.728.747,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.559.362,95 m: 5.728.775,80 m
Am Waldweg befinden sich die Hauptverwaltung und eine Produktionsstätte der Firma Nelskamp, die auf eine lange Geschichte in der Dachziegelherstellung zurückblicken kann. Bereits 1870 zog Heinrich Nelskamp nach Schermbeck, um im damaligen Ziegelwerk „J.B. Prinz und Sohn zu Schermbeck b. Wesel“ zu arbeiten. Seine Söhne setzten die Familientradition fort und eröffneten ein eigenes Ziegelwerk. 1970 übernahm die Firma Nelskamp schließlich die am Waldweg gelegenen Produktionsanlagen der „Schermbecker Thon- & Falzziegelwerke AG“.

Die Geschichte der örtlichen Tonverarbeitung reicht jedoch noch viel weiter zurück, denn Schermbeck war einst ein Töpferdorf. Mindestens seit dem 17. Jahrhundert hat es hier „Pottbäcker“ gegeben. Die mächtigen tertiären Tonvorkommen liegen bei Schermbeck nur knapp unter der Erdoberfläche und waren somit leicht abbaubar. Den Ton holten die Töpfer eigenhändig mit dem Pferdewagen aus den selbstgegrabenen Tongruben. Aus dem Rohstoff stellten sie ausschließlich einfaches Gebrauchsgut her, welches weder signiert noch datiert wurde.
Der erste namentlich erwähnte „Pottbäcker“ war Jan Dietrich Küpper, dessen Nachfahren noch über sechs Generationen das Töpferhandwerk Schermbecks bestimmten. Allerdings gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts nie genügend Abnehmer, um mehr als einem oder zwei Töpfern ein Auskommen zu sichern.

Dies änderte sich mit dem Beginn der Industrialisierung, als die Bevölkerung im nahegelege-nen Ruhrgebiet sprunghaft anstieg und somit ein neuer Absatzmarkt entstand. Um sich im Ruhrgebiet eine neue Existenz aufzubauen, kauften die zugewanderten Familien die einfachen und funktionalen Haushaltswaren der Schermbecker „Pottbäcker“, unter anderem Schüsseln, Kannen und Blumentöpfe. So erlebte das Töpferhandwerk in Schermbeck ab den 1860er Jahren einen plötzlichen und starken Aufschwung. Trotz der großen Nachfrage nach Haushaltswaren erzielten die meisten Betriebe jedoch nur einen mittelmäßigen Gewinn, so dass durchweg alle Familien nebenher noch eine kleine Landwirtschaft betrieben.
Bereits kurz nach 1900 endete die Blütezeit des Schermbecker Töpferhandwerks. Innerhalb weniger Jahre überschwemmte neue industriell hergestellte Massenware den Markt und unterbot die Preise der handgefertigten Erzeugnisse. Die Töpfer mussten ihr unrentabel gewordenes Handwerk schließlich aufgeben.

Neben den „Pottbäckern“ gab es seit dem 17. Jahrhundert auch „Ziegelbäcker“, die Dachziegel und Ziegelsteine herstellten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in Schermbeck schon 1805 kein strohgedecktes Haus mehr stand, sondern alle Gebäude mit Tondachziegeln eingedeckt waren. 1858 wurde die erste mechanische Ziegelei im Ort errichtet. Als die Töpferei kein Auskommen mehr bot, wandten sich immer mehr „Pottbäcker“ diesem Gewerbe zu, so dass in Schermbeck um 1900 bereits 57 Ziegeleiarbeiterfamilien wohnten. Aus dem Töpferdorf entwickelte sich mit der Zeit ein modernes Zentrum der Dachziegelproduktion. Auch heute noch sind die Schermbecker Tondachziegel überregional bekannt. Inzwischen betreibt jedoch die Firma Nelskamp, mit einer Produktion von zwölf Millionen Dachziegeln pro Jahr, das einzige produzierende Ziegelwerk.

(LVR-Fachbereich Umwelt, 2012)

Ziegelwerk Nelskamp

Schlagwörter
Ort
46514 Schermbeck
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
keine Angabe
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1870

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„Ziegelwerk Nelskamp”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-55841-20121023-2 (Abgerufen: 25. April 2024)
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