Die Steinbachtalsperre liegt bei Bad Münstereifel, befindet sich aber noch auf Euskirchener Stadtgebiet. Sie staut am Nordhang des Münstereifeler Waldes den Steinbach und den Treuenbach mit einer 18,4 Meter hohen und 240 Meter langen Staumauer, die in den Jahren 1934 bis 1936 errichtet wurde. Mit einem Gesamtstauraum von 1,2 Millionen Kubikmetern gehört sie zu den kleineren Talsperren in Nordrhein-Westfalen.
Veranlasst wurde ihre Errichtung durch die Tuchindustrie in Euskirchen und Kuchenheim. Seit dem Ende der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts konnten die Tuchfabriken ihren Wasserbedarf aus den nördlicher gelegenen Bachläufen nicht mehr decken. Einerseits war die Wasserqualität durch Einleitungen aus dem Bleibergbau bei Mechernich gesunken, andererseits überstieg inzwischen der Wasserbedarf der in der Tuchindustrie eingesetzten Turbinen die zur Verfügung stehende Wassermenge. 1933 wurde ein Zweckverband zum Bau der Talsperre gegründet; im Februar des darauffolgenden Jahres begannen die Bauarbeiten, 1935 konnte das erste Wasser entnommen werden und 1936 war die Talsperre fertiggestellt. Eine gusseiserne Rohrleitung, deren Gesamtlänge einschließlich ihrer Verzweigungen 16 Kilometer beträgt, brachte das Wasser zu den Tuchfabriken. Mit dem Niedergang der Euskirchener Tuchindustrie infolge von Billigimporten sank nach dem Zweiten Weltkrieg die wirtschaftliche Bedeutung der Talsperre.
Seit ihrer Eröffnung der Talsperre dient der Stausee auch als Naherholungsgebiet. Ein Waldfreibad mit Sportpätzen und Spielgeräten wurde in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnet. Zu den Freizeiteinrichtungen gehört auch die Waldgaststätte Steinbach mit einer hauseigenen Brauerei. Gegen Überlegungen der Stadt Euskirchen, das Waldfreibad aus wirtschaftlichen Erwägungen zu schließen und der Universität Bochum zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen, gründeten die Bürger Euskirchens einen Förderverein. Das Denkmalamt des Landschaftsverbandes Rheinland bemüht sich, das Waldfreibad unter Denkmalschutz zu stellen.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Nachtrag: Hochwasserkatastrophe 2021 Während der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 kam es aufgrund der Überschwemmungen am Abend des 14. Juli zu einer Überströmung der Dammkrone und zur teilweisen Erosion des Damms. Da die Talsperre als einsturzgefährdet galt, wurde die Evakuierung von mehreren tausend Bewohnern in den unterhalb dieser liegenden Ortschaften Schweinheim, Flamersheim, Palmersheim (Ortsteile von Euskirchen, ca. 4.500 Menschen), Odendorf, Ludendorf, Essig, Heimerzheim, Miel (Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis, ca. 7.700 Menschen) Niederdrees und Oberdrees (Ortsteile von Rheinbach, ca. 1.900 Menschen) angeordnet. Erst am Morgen des 19. Juli konnte die Steinbachtalsperre nach einer Überprüfung für sicher erklärt werden und die Evakuierungen endeten im Laufe des Tages.
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
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