Das Schloss Gartrop liegt in einem großzügigen Park zwischen Lippe und Wesel-Datteln-Kanal. Aus der Siedlung der einstigen Schlossbediensteten entwickelte sich der heutige Ort Gartrop-Bühl. Die Schlossanlage umfasst ein barockes Herrenhaus, eine Vorburg mit Schlosskirche, zwei Torhäuser und eine Wassermühle. Das Anwesen zählt zu den schönsten und bedeutendsten niederrheinischen Anlagen des 17. Jahrhunderts und ist heute in der Region eines der wenigen vollständig erhaltenen Denkmäler des Feudalismus.
Zurückverfolgen lassen sich die Ursprünge des Wasserschlosses bis ins Mittelalter. Gründer der Burganlage war das Rittergeschlecht de Gardapen, aus dessen Familiennamen sich im Laufe der Zeit die Bezeichnung Gartrop entwickelt hat. Durch die Heirat mit der letzten Erbin des Rittergeschlechts kam um 1400 die Familie Hüchtenbruck in den Besitz der Burg. Ihr Einfluss wuchs von Generation zu Generation und sie stiegen zu einer der einflussreichsten Adelsfamilien des Herzogtums Kleve auf. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage durch einen Brand stark beschädigt. Daraufhin begann Albert Gisbert von Hüchtenbruck 1653 mit den Planungen für den Neu- und Ausbau des Gebäudes zum Barockschloss im strengen holländischen Stil. Über den Kellergewölben des Vorgängerbaus und unter Einbezug einiger Mauerreste wurde ein neues Schloss mit vier Flügeln errichtet. Das datierte Familienwappen über dem Eingangsportal weist auf das Ende der Bauarbeiten im Jahr 1675 hin. Das Erdgeschoss verfügte als Beletage über repräsentati-ve Salons und einen großen schmuckvollen Barocksaal. Die Privaträume im Obergeschoss wurden erst Ende des 17. Jahrhunderts mit standesgemäßen Stuckprofilen ausgestattet.
1993 veräußerte der damalige Schlossherr Egbert Freiherr von Nagell zu Gartrop das Anwesen an einen Essener Unternehmer. Im Jahr 2004 ersteigerte Dr. Peter Blumrath die teilweise verfallene und einsturzgefährdete Schlossanlage und führte aufwendige Restaurierungs-arbeiten durch. Dabei wurden alte Wandbespannungen – die sogenannten Gartroper Chinoiserien – entdeckt. Die neun Leinwände mit einer Höhe von 3,5 Metern sind in ihrer Form und Qualität besonders wertvoll und im Rheinland einzigartig. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten steht das Herrenhaus nun für Veranstaltungen, Empfänge und Seminare zur Verfügung. In einigen Räumen befinden sich exklusive und nostalgisch eingerichtete Hotelzimmer. Zudem hat das Standesamt Hünxe eine Außenstelle im Schloss Gartrop eingerichtet.
Neben dem Herrenhaus liegt die dreiflügelige Vorburg. Früher diente sie als Wirtschaftsgebäude und beherbergte Stallungen, Schreinerei, Räucherkammer, Bäckerei, Wagenremise und Personalwohnungen. Ab 1828 fanden umfassende Veränderungen der Schlossanlage statt, bei denen der Graben zwischen Herrenhaus und Vorburg zugeschüttet und die Zugbrücke abgebrochen wurde. Wenige Jahre später wurde das Wirtschaftsgebäude vom Schlossplatz in nördliche Richtung verlegt, wo es heute noch steht. Inzwischen befinden sich in der Vorburg sowohl Gästezimmer als auch großzügige Versammlungsräume. Dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude schließt sich im Westen eine Schlosskapelle aus dem Jahr 1698 an. Neben dem Ausgang der Kirche befindet sich eine Widmungstafel aus Sandstein mit lateinischer Inschrift, die auch heute noch an den Erbauer Albrecht Georg Hüchtenbruck erinnert. 1836 wurde die Schlosskapelle gemeinsam mit dem Wirtschaftsgebäude im neugotischen Stil umgebaut. Seit 2007 steht sie wieder für Gottesdienste und Hochzeiten zur Verfügung.
Die gesamte Schlossanlage liegt inmitten eines etwa drei Hektar großen Schlossparks. Als Zufahrt zum Schlossgelände diente bis 2004 ein Gittertor, auf dessen zwei Pfeilern sich beinahe lebensgroße Sandsteinstatuen der Göttinnen Athene und Concordia befinden. Zwei quadratische Torhäuser aus dem frühen 18. Jahrhundert flankieren die ehemalige Einfahrt. Im Osten der Grünanlage und zurzeit nur über die Gahlener Landstraße erreichbar steht ein kleines Mausoleum als Begräbnisstätte der Familie von Hüchenbruck. Es ist im Stil der Neo-romanik gebaut und stammt aus dem Jahr 1901.
An der Schlosszufahrt befindet sich auf der rechten Seite eine Mahlmühle, die zeitweilig auch als Walkmühle diente. Es handelt sich hierbei um eine für den Niederrhein untypische mittelschlächtige Mühle, bei der das Wasser auf Höhe der Achse auf das Mühlrad trifft. Ältester Teil des Bauwerks ist die Südwand mit mächtigen Sandsteinquadern aus dem 15. Jahrhundert. Die Backsteinwand an der Westseite des Gebäudes stammt aus dem 18. Jahrhundert. Noch bis 1967 war die Schlossmühle, die vom Gartroper Mühlenbach angetrieben wurde, in Betrieb. Mit Hilfe eines angeschlossenen Generators versorgte sie Schloss Gartrop während des Zweiten Weltkrieges mit dem nötigen Strom. Sie gehört zu den letzten drei Wassermühlen im Kreis Wesel, die komplett erhalten geblieben sind.
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