Sankt Martinus hatte eine Doppelfunktion als Kirche eines Kollegiatstiftes wie auch als Stadtpfarrkirche. Die Gründung des Kerpener Stiftes soll lokaler Überlieferung zufolge zur Zeit von Kaiser Karl dem Großen erfolgt sein. Urkundlich fassbar wird es allerdings erst seit dem Jahre 1178; die Geschichtswissenschaft nimmt heute an, dass es sich um eine pfalzgräfliche Gründung aus der Mitte des 11. Jahrhunderts handelt. Denn durch bauarchäologische Untersuchungen konnten Baureste im Bereich des Querhauses mit seinen Seitenapsiden in die Zeit um 1060 datiert werden.
Von einem spätgotischen Neubau des 15. Jahrhunderts ist nach den erheblichen Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges lediglich der massive Westturm erhalten geblieben, der im Jahre 1496 errichtet wurde. Er besteht aus Ziegelmauerwerk mit Gesimsen aus Tuffstein; seine Wandflächen sind durch Maßwerkblenden gestaltet. Von einem frühromanischen Kirchensaal der Zeit um 1060 sind noch geringe Reste in den unteren Partien erhalten. Sie lassen erkennen, das römische Flachziegel als Durchsetzung des Bruchsteinmauerweks eine Wiederverwendung fanden. Das 1949 bis 1952 nach Plänen des Kölner Regierungsbaumeisters Wilhelm Hartmann neuerrichtete Kirchenschiff mit Querhaus und Chor zitiert die Baugeschichte der alten Kirche, insbesondere die dreischiffige Basilika vom Ende des 12. Jahrhunderts sowie die um 1230 gewölbten Chorpartien.
Von der Ausstattung der alten Kirche sind zwei Holzskulpturen erhalten, eine Anna Selbdritt der Zeit um 1520 und ein Vesperbild aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereich Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
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