Die Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Kronenburg gehört zu den spätgotischen Einstützenbauten, die in der Nachfolge der Hospitalkapelle in Kues entstanden sind.
Im Jahre 1451 hat Kardinal Nikolaus Cusanus an seinem Geburtsort Kues an der Mosel ein Hospital gegründet, dessen Kirche den Typus des Einstützenbaus verkörpert. Die Kirche folgt dabei Vorbildern aus Böhmen, die Cusanus womöglich über die Franziskanerkirche in Salzburg vermittelt wurden. Bei einem Einstützenbau haben zwei Kirchenschiffe ein sie gemeinsam überspannendes Gewölbe, das von einer Mittelstütze mit strahlenförmig ausgehenden Rippen getragen wird.
Die Hospitalkapelle in Kues erfuhr eine ungeahnt reiche Nachfolge: 37 Einstützenbauten konnten im Eifelraum nachgewiesen werden; siebzehn von ihnen sind noch vorhanden. Einer der am getreuesten dem Vorbild in Kues folgenden Bauten ist die Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Kronenburg. Der Baubeginn war vor 1489 im Bereich des Langhauses, eine Datierung im Chorgewölbe aus dem Jahre 1508 weist auf die nahe Fertigstellung um 1510 hin. In der Ausgestaltung wurden die Einzelformen aus mitsamt der ihnen zugrunde liegenden Zahlensymbolik übernommen. Die achteckige Mittelstütze verweist auf die Zahl acht als Symbol für die Unendlichkeit und verkörpert Christus, der Anfang und Ende ist. Von ihr gehen zwölf Rippen aus, welche die vier sternförmig angelegten Gewölbejoche des Kirchenschiffes tragen; die Rippen stehen dabei für die zwölf Apostel, die vier Gewölbejoche für die vier Evangelien wie auch für das die Welt nach allen vier Richtungen hin überspannende Himmelsgewölbe. Es gilt als sicher, dass Nikolaus Cusanus als Verfasser mehrerer Schriften, die Mathematik und Theologie zueinander in Einklang brachten, der Urheber jener Zahlensymbolik ist, die in Kronenburg von Kues übernommen wurde.
Restaurierungen förderten die Reste der ursprünglichen Ausmalungen zutage. Beachtenswert ist die Darstellung des heiligen Georg im südlichen Seitenschiff, der vor der Kulisse von Kronenburg den Drachen tötet. Der hierin zum Ausdruck gebrachte Gedanke des christlichen Ritters wird auch am Bau sichtbar, denn der Kirchturm ist in die Bruchsteinummauerung, die zeitgleich mit der Kirche am Ende des 15. Jahrhunderts entstand, einbezogen.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 2: In 13 Etappen von Köln und Bonn über Trier nach Perl/Schengen am Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Köln (3. Auflage).
Katholische Pfarrkirche Sankt Johann Baptist in Kronenburg
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