Katholische Pfarrkirche Sankt Kornelius

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Aachen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 43,48″ N: 6° 10′ 56,48″ O 50,72874°N: 6,18236°O
Koordinate UTM 32.301.152,32 m: 5.623.447,41 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.512.919,50 m: 5.621.486,40 m
  • St.Kornelius in Kornelimünster (2005)

    St.Kornelius in Kornelimünster (2005)

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  • Propsteikirche St. Kornelius (2022)

    Propsteikirche St. Kornelius (2022)

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  • Die Propsteikirche St. Kornelius am Korneliusmarkt in Aachen-Kornelimünster (2012).

    Die Propsteikirche St. Kornelius am Korneliusmarkt in Aachen-Kornelimünster (2012).

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Die dem heiligen Kornelius geweihte Pfarrkirche war eine ehemalige Abteikirche. Ihre Anfänge reichen in das Jahr 814 zurück.

Baugeschichte
Der fränkische König und spätere römische Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn und Nachfolger Karls des Großen, gründete noch im Jahr seines Regierungsantritts 814 das ursprünglich dem Erlöser geweihte Benediktinerkloster im Tal der Inde südöstlich von Aachen. Die usprünglicghe Klosterkirche Sankt Salvator war eine dreischiffige Basilika, deren Weihe 817 während des Reformkonzils von Aachen geweiht wurde. Ihr Grundriss konnte durch Ausgrabungen unter dem heutigen Kirchenbau ermittelt werden. Durch die Normanneneinfälle in den Jahren 881 und 892 wurde das Gotteshaus zerstört, der heutige Bau geht in seinem Kern auf den sogleich in Angriff genommenen Neubau, eine dreischiffige Pfeilerbasilika des späten 9. Jahrhunderts, zurück. Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgte eine durchgreifende Umgestaltung im Sinne der klassischen Gotik. Die ursprüngliche Holzdecke wurde dabei durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt. Schließlich wurden die frühromanischen Apsiden durch gotische, polygonal geschlossene ersetzt, den Anlass dazu gaben Zerstörungen an der Kirche, die durch Bürger Aachens im Jahre 1310 verursacht worden waren. Allerdings dürfte es auch ohne die baulichen Schäden zur Errichtung des neuen Chores gekommen sein, denn die Chorpartien knüpfen an die Erweiterung des Langhauses an.
Mit der Einführung eines periodischen Pilgerns im Sieben-Jahres-Turnus ab 1389 nahmen die Pilgerzahlen in den Jahren der Aachener Heiligtumsfahrt erheblich zu, so dass eine Erweiterung der Kirche vorgenommen werden musste. Anstelle des südlichen Seitenschiffes entstanden 1470 zwei größere, zu der sogenannten Pilgerhalle zusammengefasste Seitenschiffe. Jüngster Bauteil ist die barocke Korneliuskapelle, die 1706 östlich an den Hauptchor angefügt wurde, um die Relquien der heiligen Kornelius und Cyprianus aufzunehmen.

Baubeschreibung
Der heutige Bau ist eine vierschiffige Hallenkirche, die zu unterschiedlichen Zeiten und zu verschiedenen Zwecken entstanden sind. Mittelschiff und nördliches Seitenschiff gehen auf die vorromanische Pfeilerbasilika des späten 9. Jahrhunderts zurück: Am deutlichsten lässt sich das Mauerwerk aus dieser Zeit am Westbau erkennen. Das Gewölbe der beiden Schiffe ist ein hochgotisches Kreuzrippengewölbe des 13. Jahrhunderts, aus derselben Zeit stammt die nördliche Apsis, der Hauptchor verkörpert eine weiterentwickelte Gotik des frühen 14. Jahrhunderts, und die beiden südlich anschließenden Schiffe der Pilgerhalle aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts weisen Formen der ausgereiften Spätgotik auf. Die Korneliuskapelle östlich des Chores ist ein hochbarocker Zentralbau, der vom Chor aus durch ein Portal hinter dem Hauptaltar zugänglich ist.

Ausstattung
Die Kirche konnte einen Großteil ihrer Ausstattung bewahren. Sie besitzt daher mehrere Altäre, die im 16. und 17. Jahrhundert für den Kirchenraum entstanden sind, das Hauptaltarretabel aus der Zeit um 1650, das auf der gotischen Altarmensa des 14. Jahrhunderts steht, der Benediktusaltar aus der selben Zeit im nördlichen Seitenschiff und vor allem der reich geschnitzte Annenaltar in der Apsis des inneren Schiffes der Pilgerhalle. eine Arbeit des niederrheinischen Meisters Tilmann vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Vom selben Bildschnitzer stammt die Figur des heiligen Christophorus. Vom Aachener Architekten Johann Joseph Couven stammen zwei qualitätvolle Werke in reich ornamentiertem Rokoko-Dekor der Zeit um 1750 und 1760, das prächtige Tabernakel und die Kommunionbank.

Pilgerspuren
Aufgrund seiner Nähe zu Aachen und der Vielzahl der in der Korneliuskapelle aufbewahrten Reliquien ist Kornelimünster jener Ort, der nach Aachen während der im siebenjährigen Turnus stattfindenden Heiligtumsfahrt die meisten Pilger anzieht. Neben den Reliquien besitzen mehrere Bauteile und Ausstattungsstücke der Kirche einen direkten Bezug zum Pilgerwesen und weisen auf die Bedeutung des Ortes als Pilgerzentrum hin: die zweischiffige Pilgerhalle der Spätgotik an der Südeite, die eigens errichtet wurde, um der Menge an Pilgern Zugang zu den Gottesdiensten zu ermöglichen, die barocke Korneliuskapelle als begehbare, auch den Pilgern zugängliche Reliquienkammer östlich des Chores, die gotische Loge an der Westseite des nördlichen Seitenschiffes, von der aus Ehrengäste die Reliquienweisungen während der Aachenjahre verfolgen konnten, und die Steinfigur des heiligen Kornelius links neben dem Hauptaltar, die 1460 womöglich als Werk des Kölner Bildhauers Konrad Kuyn entstanden ist und ein Pilgerpaar zu Füßen des Heiligen zeigt.

Die Pilger kommen vor allem wegen der vier christologischen Heiligtümer, die zeitlich parallel zu den Aachener Reliquienweisungen gezeigt wurden, dem „Linteum Domini“ (Schürztuch des Herrn), dem „Sindon munda“ (Grabtuch) und dem „Sudarium Domini“ (Schweißtuch des Herrn). Erwähnt werden diese drei Stoffreliquien zwar erst in einer Ablassbulle des Papstes Innozenz VI. aus dem Jahre 1359, doch gilt als gesichert, dass Ludwig der Fromme sie bereits 817 dem Schatz des Aachener Marienstiftes entnommen und der Abtei anlässlich der Weihe ihrer ersten Kirche geschenkt hat.
Daneben verehren die Pilger auch die weiteren, in der Korneliuskapelle aufbewahrten Reliquien. Die bemerkenswerteste Goldschmiedearbeit ist das große Büstenreliquiar des Papstes Kornelius, eine kölnische oder Aachener Arbeit der Zeit um 1360. Das Trinkhorn des heiligen Kornelius soll im 10. Jahrhundert aus Stavelot nach Kornelimünster gekommen sein. Es ist im ausgehenden 15. oder im beginnenden 16. Jahrhundert in Silber gefasst worden. Das Büstenreliquiar des heiligen Cyprianus entstand im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts, die Stephanusreliquien sind in einem längsovalen Glaskörper enthalten, der laut Inschrift 1734 gefertigt wurde.
Hauptwallfahrtszeit außerhalb der Reliquienweisungen in den Aachenjahren ist die Oktav um den 16. September, dem Festtag des heiligen Kornelius. Dann ist die Korneliuskapelle für die Pilger, die nach Kornelimünster kommen, geöffnet.

Abteigebäude
Ringsum die Kirche Sankt Kornelius haben sich Gebäude der ehemaligen Abtei erhalten. In ihrer Geschlossenheit vermögen sie einen Eindruck von der der benediktinischen Klosteranlage zu geben, wie sie sich vom 9. bis zum 18. Jahrhundert entwickelt hat. Es handelt sich dabei vor allem um den 1721 bis 1728 neuerrichteten Abteikomplex der Barockzeit sowie um eine Doppeltoranlage. Dieser Zugang zum Abteigelände besteht aus einer Torburg von 1498 und dem vorderen Tor, das 1682 zur Verstärkung der Verteidigungsanlage hinzugekommen ist. Das barocke Konventgebäude ist ein ausgedehnter Komplex mit fünf Flügeln, die sich um zwei Innenhöfe gruppiern. Es beherbergt unter anderem eine Sammlung zeitgenössischer Kunst des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport.

(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)

Literatur

Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2009)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland. Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal-Beyenburg über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (4. Auflage).

Katholische Pfarrkirche Sankt Kornelius

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Korneliusmarkt
Ort
52076 Aachen - Kornelimünster
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 814 bis 1706

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„Katholische Pfarrkirche Sankt Kornelius”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-55084-20121005-3 (Abgerufen: 25. April 2024)
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