Typisch niederbergischer Kulturlandschaftsbereich aus Angerbachtal, Schwarzbachtal und der dazwischen liegenden Hochfläche um Homberg:
- Angerbachtal, beginnend in Wülfrath, über Rohdenhaus (L 426) bis Ratingen und Schwarzbachtal zwischen Quelle und Gut Volkardey (Ratingen), geprägt durch Hofanlagen und Mühlen vom Mittelalter bis 19./20. Jahrhundert. Bedeutende Gutshäuser; Industriedenkmal Haus Cromford, erste mechanische Baumwollspinnerei auf dem Kontinent (1784); wasserumgebener Herrensitz Haus zum Haus (14./16. Jahrhundert); Flusslauf mit Uferlandschaft.
- Homberg (Ratingen) an einer alten Höhenstraße gelegenes Dorf mit katholischer Kirche (12. Jahrhundert), evangelischer Kirche von 1912 und Fachwerkwohnhäusern ab dem 17. Jahrhundert sowie Bauernhöfen des 19. Jahrhunderts, erhaltenswerte Dorfsilhouette mit den Kirchtürmen als Dominanten; Hofanlagen am Homberger Bach.
- Niederungen des Schwarzbaches und des Angerbaches mit konservierten geoarchäologischen Relikten und Nutzungsrelikten; zahlreiche Relikte paläolithischer, mesolithischer und neolithischer Siedlungsstellen, besonders in Quelllagen; wüst gefallene bzw. noch bestehende Höfe der hochmittelalterlichen Besiedlungsphase; Hohlwege und Landschaftsbestandteile (Hecken, Ackergrenzen) aus dem Spätmittelalter; erhaltene Abschnitte der mittelalterlichen Heidenstraße von Düsseldorf zum Hellweg, erhaltene Relikte neuzeitlicher Industrien, Bergwerke, Kalköfen.
Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
- Bewahren und Sichern der Elemente, Strukturen und Sichträume von Adelssitzen und Hofanlagen
- Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
- Bewahren überlieferter naturnaher Landschaftselemente.
Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013
Kulturlandschaftliche Entwicklung
Im 11. Jahrhundert war der Bereich noch Bestandteil des Reichsforstes und dicht bewaldet. Einer der für den Bereich herausragenden naturräumlichen Gunstfaktoren waren die fruchtbaren Lößböden, deren gute landwirtschaftliche Erträge eine seit dem Mittelalter dem Relief angepasste dichte Einzelhofbesiedlung ermöglichte. Damit datiert die Umwandlung in das waldarme Mettmanner Lößlehmgebiet mit intensiver ackerbaulicher Nutzung nach ca. 1100. Während die ersten Vollbauernstellen noch sehr günstige Voraussetzungen erschließen konnten, entstanden seit dem Spätmittelalter zunehmend Kötterstellen in den ungünstigeren Randbereichen des Mettmanner Lößlehmgebietes.
Weiterhin standortentscheidend und ausschlaggebend für die Begrenzung des kulturhistorisch wertvollen Bereiches, repräsentativ für die umgebende Mettmanner Agrarzone, waren die zum Rhein hin entwässernden Täler von Schwarzbach und Anger. Ein weiterer naturräumlicher Gunstfaktor für anthropogene Nutzung waren die Vorkommen von Kalk, Dolomit- und Sandstein, Ton, Sand und Raseneisenerz.
Innerhalb der Landschaftsentwicklung sind zwei große Zäsuren für den Bereich kennzeichnend:
- die Phase mit fast ausschließlicher landwirtschaftlicher Orientierung überwiegend im Bereich der Selbst- und Nahversorgung bis ca. 1860 und
- die Phase mit Einsetzen der Industrialisierung insbesondere im nördlich anschließenden Ruhrgebiet mit einer Intensivierung in der Agrarproduktion im kulturhistorisch wertvollen Bereich.
Seit 1500 dominierte zunächst der Anbau von Getreide, während Viehzucht eine geringere Bedeutung hatte. Das Verhältnis von Grünland zu Ackerland hat sich nach 1800 verschoben, so entwickelte sich die Pferdezucht zu einem wichtigen Erwerbszweig.
Das Schwarzbachtal weist Spuren historischer Ressourcengewinnung des 18.-19. Jahrhunderts auf mit Relikten verschiedener Gruben des Kalk-, Sand-, Tonschiefer- und Kiesabbaus, berühmt war der Abbau von graugeflammten Marmor (Massenkalk).
Verkehrsgeschichtlich bedeutsam war der Heerweg zwischen Kaiserswerth, Ratingen und Mettmann.
Gegenwärtig dominiert die ackerbauliche Nutzung als Persistenz einer historischer Nutzungsform in zeitgenössischer agrartechnischer Anpassung. Innerhalb der Vegetation liegen insbesondere entlang der Bäche linear strukturierte Waldflächen.
In dieser wellig-hügeligen Agrarlandschaft dominiert die landwirtschaftliche Nutzung. Insbesondere an den Rändern der eingeschnittenen Täler gliedert sich das Landschaftsbild stellenweise in kleinere Waldparzellen oder in Waldstreifen. Die landwirtschaftlichen Betriebe liegen entweder als Einzelhöfe in Streulage oder sind in Hofgruppen (Weilern) verbunden.
Im Schwarzbachtal befinden sich Relikte vor- und frühindustrieller Nutzung, Mühlen, Abbaubereiche, Gruben, Pingen. Nördlich des Schwarzbachtales liegt eine auffällige Dolinenlandschaft mit Einsturzkratern des unter der Lößdecke anstehenden Massenkalks und hat damit eine charakteristische landschaftliche Eigenart durch naturräumliche Voraussetzungen. Die Erholungseignung beschränkt sich auf die Bereiche entlang der Bäche und auf das Schwarzbachtal.
Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
- Historische Agrarnutzung (Altackerflächen)
- Relikte historischer Ressourcengewinnung (18./19. Jahrhundert) im Schwarzbachtal (Gruben, Halden, Pingen)
- Heerweg zwischen Kaiserswerth, Ratingen und Mettmann
- Wassermühlen
- Mühlenteiche, Stauwehre
- Hohlwege
- Historische Einzelhofstandorte
- Streusiedlungen (historische Siedlungsstruktur)
- Hangwälder.
(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)
Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 17.03.2014)