Denkmalbereich Essen-Werden

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 23′ 24,23″ N: 7° 00′ 8,49″ O 51,39006°N: 7,00236°O
Koordinate UTM 32.361.011,15 m: 5.695.096,47 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.569.814,01 m: 5.695.518,70 m
  • Abtei Werden, Ansicht des ehemaligen Klostergebäudes, heute Folkwanghochschule (Aufnahme Mitte 1970er Jahre)

    Abtei Werden, Ansicht des ehemaligen Klostergebäudes, heute Folkwanghochschule (Aufnahme Mitte 1970er Jahre)

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    Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege in Essen
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  • Gaslaterne in Essen-Werden (2018)

    Gaslaterne in Essen-Werden (2018)

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    Wiemer, Karl Peter
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    Karl Peter Wiemer
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Lage
An den nördlichen Ausläufern des Bergischen Landes fließt die Ruhr in weiten Windungen durch das niederbergische Hügelland und gliedert den Naturraum. An einer nord- südlich gerichteten Ruhrschleife, am linken Flussufer im sanft ansteigenden Westhang liegt Werden, ein Stadtteil von Essen.

Geschichte
Liudger, Missionar der Friesen und Sachsen und 805 erster Bischof von Münster, gründete um 800 hier auf einem hochwasserfreien Hügel zwischen Tiefenbach und Mühlenbach ein Benediktinerkloster. Wenige Jahrzehnte nach Liudgers Tod, 809, setzte mit der Verehrung des Heiligen die Wallfahrt zu seiner letzten Ruhestätte in der Abteikirche ein. Die Wallfahrt stärkte das Kloster und damit die unterhalb entstandene Siedlung Werden. Seit dem 10. Jahrhundert ist unweit des Klosters eine Brücke als Ruhrübergang für Fern- und Handelswege von Köln und aus dem Wuppertal zum Hellweg bezeugt.

Während das Kloster den Rang einer Reichsabtei erlangte, gewann die Siedlung durch den festen Ruhrübergang an Bedeutung als verlässlicher Fixpunkt im mittelalterlichen Fernwegenetz. Sie erhielt in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Marktrecht und wurde befestigt. Mit der Verleihung des Stadtrechts um 1317 erfolgte der Ausbau der Befestigung mit Mauern und Toren.
Zwei Rittersitze liegen auf Werdener Gebiet, außerhalb der ehemaligen Stadtmauer das 1412 erstmals erwähnte, heute wieder aufgebaute Haus Heck von 1803 und das schon im 14. Jahrhundert bezeugte, jedoch nur noch in den Fundamenten erhaltene Haus Fuhr. Beide Häuser sind als ehemalige Lehnsgüter der Abtei Zeugnisse für die Verwaltung und Organisation des Abteigebietes.

Den mittelalterlichen Ort beherrschten die Abteigebäude, das im 15. Jahrhundert errichtete Kastell der königlichen Schutzvögte, die Ruhrbrücke und die Stadtmauer mit den Tortürmen. Der Ort stützte seine Existenz auf den Kohleabbau und auf das Schürfen von Eisenerzen. Neben Kleineisenindustrie ist seit dem Mittelalter auch Weberei überliefert. Nach einem flächenhaften Brand 1498 mit Vernichtung nahezu der gesamten städtischen Bausubstanz erlebten Abtei und Stadt im 17. und 18. Jahrhundert eine Blütezeit. Die Abtei wurde in eine prächtige Barockresidenz umgewandelt und der Ort erhielt durch das aufstrebende Textilgewerbe Auftrieb. 1776 bis 1780 erfolgte mit dem Bau von Schleusen die Schiffbarmachung der Ruhr. Die Industrialisierung schlug sich in mächtigen Fabrikbauten der Textilindustrie und in der zunehmenden Wohnungsbautätigkeit nieder, wodurch sich das Ortsbild bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts tief greifend veränderte. Der vorindustrielle Stadtkern wurde an verschiedenen Stellen mit zeittypischen Neubauten überformt und erweiterte sich vor allem im Tal nach Norden und Süden. Im Norden verband ein Rondell mit Kaiser- Friedrich- Denkmal über sternförmig abzweigende Straßen die neuen Fabrikantenvillen am Ruhrufer mit dem Ortskern. In der ehemaligen Bismarckstraße, heute Wesselswerth, entstanden öffentliche Bauten wie Post, Schule, Amtsgericht, Bank und Wohnhäuser in geschlossener Reihe mit rückwärtigen kleinen Gewerbebetrieben. Nach der Säkularisation 1811 war in den Abteibauten bis ins 20. Jahrhundert das Zuchthaus untergebracht. Heute ist die Anlage Sitz der Folkwangschule/ Folkwang Universität. Das Kastell wurde Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. 1929 erfolgt die Eingemeindung in die Stadt Essen, jedoch konnte Werden seinen kleinstädtischen und den an die abteiliche Epoche erinnernden Charakter bewahren.

Charakteristik
Einzelne städtebauliche Elemente formen im Miteinander den historischen Ortskern und lassen Ortsgeschichte anschaulich ablesen: So bestimmte die topographische Situation den in der Grundstruktur mittelalterlichen Ortsgrundriss aus Straßen, Wegen, Plätzen und Parzellenzuschnitten. Die aufgehende Bausubstanz gliedert sich in Abtei und Ort. Die ehemalige Benediktinerabtei im Hang beherrscht den unterhalb des Klostergeländes zum Ruhrufer hin kleinteilig verdichteten und vielgliedrigen Ort. Die Stadterweiterungen aus geschlossenen Zeilenabschnitten gleichwertiger Bauten sind an den Ausfallstraßen sowohl nach Norden als auch nach Süden erhalten. Über das Ortsbild verstreut sind wenige bürgerliche zum Teil verschieferte Wohnhäuser erhalten, ebenso einzelne holzverschalte giebelständige Fachwerkbauten in der für die niederbergische Region typischen Konstruktion mit charakteristischen Schmuckformen, auch Massivbauten im Typ des Mittelflurhauses. Solitärbauten mit öffentlichen Nutzungen definieren markante Punkte im Ort und am Ortsrand. Hierzu zählen das Rathaus und die anschließende Apotheke, die evangelische Kirche und das Pastorat. Innerhalb des städtischen Gefüges verbinden gestaltete Freiflächen die einzelnen Teilbereiche, bündeln Geschichte und verleihen dem Ort eine eigene Qualität. So ist die im Scheitel der Ruhrschleife gelegene Brehminsel als Parkanlage angelegt und dient, vergleichbar mit einer Promenade, als Naherholungsgebiet. Von der gegenüberliegenden Ruhrseite wird die Stadtsilhouette als Identität stiftendes Element erlebt. Seine nördliche Begrenzung findet der Denkmalbereich im alten Friedhof mit Trauerhalle am Ende der Forstmannstraße.
Das Verfahren zur Unterschutzstellung des Denkmalbereiches wurde bis zur Offenlage 1996 geführt, jedoch trat die Denkmalbereichssatzung nicht in Kraft.

(Elke Janßen-Schnabel und Corinna Weber, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2010)

Ausgewertete Unterlagen
  • Satzungsentwurf der Stadt Essen vom 29.03.1994
  • Gutachten, LVR Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Walter Buschmann: Geschichte und Charakteristik der historischen Bauten in Werden. 1983
  • Gutachten, LVR Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Barbara Eger: Denkmalbereich Essen Werden. 1984

Denkmalbereich Essen-Werden

Schlagwörter
Ort
Essen - Werden
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 800

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„Denkmalbereich Essen-Werden”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-5015-20110201-2 (Abgerufen: 26. April 2024)
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