Im Kern von Sankt Pankratius findet sich die Bausubstanz eines einschiffigen Saales aus dem 11. Jahrhundert, der durch zahlreiche Erweiterungen, Um- und Anbauten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts seine heutige Gestalt erhielt.
Baugeschichte Die Bausubstanz von Sankt Pankratius reicht bis in das 11. Jahrhundert zurück, als ein einschiffiger Saalbau mit zweigeschossigem Westturm errichtet wurde. Im darauf folgenden Jahrhundert erfuhr dieses Gebäude eine Erweiterung zu einer dreischiffigen, flach gedeckten Pfeilerbasilika. Um 1200 wurde der Turm um zwei weitere Geschosse aufgestockt. In den Jahren 1893-1894 erfolgte nach den Plänen des Architekten Karl Freyse nach der Niederlegung des alten Chores eine Erweiterung nach Osten durch die Anfügung von zwei Langhausjochen, einem Querschiff und dem Chor mit einer halbrunden Apsis in neoromanischen Formen, während an dem bereits bestehenden hochmittelalterlichen Kirchenbau die Gesimse und Fenster auf ein romanisches Erscheinungsbild zurückgeführt wurden. Im Zuge dieser historisierenden Baumaßnahme erhielt der Kirchturm sein stumpfes, ebenfalls an die Romanik anknüpfendes Pyramidendach.
Baubeschreibung St. Pankratius ist eine dreischiffige Basilika mit Westturm, Querhaus und einem apsidial abschließenden Chor. Die romanische Substanz aus den beiden ersten Bauperioden des 11. und des 12. Jahrhunderts sind in den drei westlichen Langhausjochen erhalten. Bei der Verlängerung des Langhauses nach Osten und der Anfügung von Querhaus und Chor am Ende des 19. Jahrhunderts hielt sich Freyse an die vorhandenen Proportionen und bemühte sich um Einheitlichkeit. Die Kirche bietet mithin das Erscheinungsbild einer hochromanischen Basilika, ist jedoch in den Einzelformen sowie in weiten Bereichen seiner Bausubstanz neoromanisch überformt. Über dem romanischen, aus Andesit gearbeiteten Westportal sitzt ein barocker Aufsatz mit einer Marienskulptur, der vom Westportal der 1693 errichteten „Neuen Abtei“ in Altenberg stammt.
Ausstattung Das älteste Ausstattungsstück ist ein Taufstein aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der aus Andesit gearbeitet ist. Das achtseitige Becken wird von Säulen gehalten, deren Basen Ecksporen ausbilden, während die Würfelkapitelle eine Ornamentstruktur aufweisen. In der Apsis befindet sich ein Kruzifix; der Corpus des Gekreuzigten stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Eine der Glocken ist fast 1000 Jahre alt; sie gilt als älteste Glocke im Rheinland.
Pilgerspuren Bei Aufräumarbeiten in der Sakristei wurden 2011 in einer Kiste zwei bedeutende, in barocken Seidenbrokat gehüllte Schädelreliquien entdeckt. Sie konnten als Überreste des römischen Märtyrerpaares Johannes und Paulus identifiziert werden. Die Zisterzienserabtei Altenberg hatte sie im Jahre 1344 für ihren Reliquienschatz erworben. Eine letzte Erwähnung fanden die Reliquien im Jahre 1702, danach gerieten sie in Vergessenheit und waren schließlich nicht mehr auffindbar. Bei den Heiligen Johannes und Paulus handelte es sich der hagiographischen Überlieferung zufolge um zwei Brüder, die um die Mitte des 4. Jahrhunderts als Palasteunuchen der Prinzessin Constantina, einer Tochter des Kaisers Konstantin des Großen, dienten. Entweder 361 oder 363 starben sie während der Christenverfolgungen unter Kaiser Julian Apostata.
(Christoph Kühn, im Auftrag des LVR-Fachbereichs Umwelt, 2012)
Georg Dehio - Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen I, Rheinland. (Neubearbeitung durch die Dehio-Vereinigung). 1056-1057, München.
Janke, Petra (2009)
Der Reliquienschatz der Abtei Altenberg. Berlin.
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.