Villa Hammerschmidt

zweiter Amtssitz des Bundespräsidenten, Villa Troost, Villa Koenig, früher Coblenzerstraße 47/127/135

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 21,64″ N: 7° 07′ 2,97″ O 50,72268°N: 7,11749°O
Koordinate UTM 32.367.123,98 m: 5.620.676,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.578.954,64 m: 5.621.391,79 m
  • Villa Hammerschmidt (ehemals Villa Troost / Villa Koenig) in Bonn (2012)

    Villa Hammerschmidt (ehemals Villa Troost / Villa Koenig) in Bonn (2012)

    Copyright-Hinweis:
    Schürholt, Kerstin
    Fotograf/Urheber:
    Kerstin Schürholt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Villa Hammerschmidt, Gartenanlagen (2012)

    Villa Hammerschmidt, Gartenanlagen (2012)

    Copyright-Hinweis:
    Schürholt, Kerstin
    Fotograf/Urheber:
    Schürholt, Kerstin
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Villa Hammerschmidt, Hinweistafel zum Weg der Demokratie (2012)

    Villa Hammerschmidt, Hinweistafel zum Weg der Demokratie (2012)

    Copyright-Hinweis:
    Schürholt, Kerstin
    Fotograf/Urheber:
    Schürholt, Kerstin, GIUB, 2012
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Die Villa Hammerschmidt in Bonn vom Rheinufer aus gesehen (2015).

    Die Villa Hammerschmidt in Bonn vom Rheinufer aus gesehen (2015).

    Copyright-Hinweis:
    Montforts, Christoph
    Fotograf/Urheber:
    Christoph Montforts
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Bundesadler aus der Nachkriegszeit als Plastik (2014)

    Bundesadler aus der Nachkriegszeit als Plastik (2014)

    Copyright-Hinweis:
    Knieps, Elmar / Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Knieps, Elmar
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die Villa Hammerschmidt ist wohl eine der eindrucksvollsten und bedeutsamsten Villen am Bonner Rheinufer; ihre zeitweilige Funktion als Wohnsitz des Bundespräsidenten hat sie in die deutsche Geschichte hat eingehen lassen.
Das Gelände, auf dem sich neben der Villa Hammerschmidt auch das Palais Schaumburg, der Kanzlerbungalow und das ehemalige Bundeskanzleramt befindet, scheint sich perfekt für Regierungszwecke geeignet zu haben, da es sich zwischen der Adenauerallee, einer der größten Verkehrsachsen im Regierungsviertel, und dem Rheinufer mit Blick auf das Siebengebirge befindet, welches dem Gelände an Exquisität verleiht.

Baugeschichte der Villa Troost (ab 1860)
Ihren Ursprung hat die Villa Hammerschmidt jedoch schon sehr viel früher, nämlich im 19. Jahrhundert. Das bauliche Erscheinungsbild der Villa unterzog sich stark einem zeitlichen Wandel, der auf mehreren Umbaumaßnahmen im Zuge von Besitzwechseln begründet ist.
1860 wurden erste Kaufverträge für das 17.329 Quadratmeter große Gründstück, auf dem der Fabrikant Albrecht Troost eine Villa im klassizistischen Stil entstehen lassen wollte, abgeschlossen. Die entstehende Villa sollte nach ihrem Bauherren benannt werden: Villa Troost. Die Planung für dieses Vorhaben übernahm der Bonner Architekt Dieckhoff, der bereits mehrere Universitätsgebäude entworfen hatte. Seit dem zweiten Weltkrieg gelten die Bauunterlagen als verschollen, sodass die ursprüngliche Gestalt der Villa nur auf Basis alter Fotos und Zeichnungen rekonstruiert werden kann. Fest steht, dass die Villa Troost sehr viel kleiner als die heutige Villa Hammerschmidt gewesen sein muss. Insgesamt lebte die Familie Troost nur vier Jahre zwischen der Fertigstellung 1863 und dem Verkauf 1867 dort.

Erster Besitzerwechsel Villa Koenig (ab 1867)
1867 konnte der kaiserlich russische Staatsrat Leopold Koenig die Immobilie von Albrecht Troost erwerben. Dieser besaß eine sechsköpfige Familie und Personal, sodass auf Grund von Platzmangel eine Erweiterung erforderlich war. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurde die ehemalige Villa Troost fast bis zur Unkenntlichkeit überbaut. Nach Rekonstruktionen alter Baupläne ließ Koenig die gesamte Straßenfront und die Nord- und Südfronten der Seitenflügel abbrechen, um nach eigenem Geschmack erweitern zu können. Insgesamt soll das Gebäude so mehrere Meter an Länge, Breite und Tiefe gewonnen haben. Eine Besonderheit stellt das 1870 erbaute, fast 40 Meter lange Palmenhaus an der südlichen Grundstücksgrenze dar. Es handelt sich dabei um eine Art Gewächshaus mit Kalt- und Warmluftabteilungen. Auch die beiden Belvedere-Türme an der Vorderseite gingen auf Koenig zurück und zeigen, dass der Umbau weit über eine bloße Funktionalität hinaus geht. Zwar dienten die Türme auch als Aussichtsplattformen, in erster Linie jedoch sollten sie als markante unverkennbare Zeichen in der Landschaft fungieren und die Repräsentationsfähigkeit steigern. Dabei fällt auf, dass die zur Straße gewandte Seite genau diesen Zweck erfüllt. Die von außen uneinsichtige, am Rhein gelegene Seite, hingegen hat keine Solchen Elemente, sondern ist auf privates Wohnen und Leben ausgerichtet.
Leitender Architekt dieser Umbaumaßnahmen war Otto Penner, der sich nach bestehenden Plänen von Ludwig Bohnstedt richtete.
Auch Leopold Koenig ließ die Villa nach seinem Namen benennen: Villa Koenig.

Zweiter Besitzerwechsel Villa Hammerschmidt (ab 1899)
1899 ging die Villa in den Besitz des geheimen Kommerzienrat Rudolf Hammerschmidt über, der sich im Rheinland zur Ruhe setzen wollte. Durch ihn bekam die Villa ihren heutigen Namen: Villa Hammerschmidt. Große Umbau- oder Erweiterungsmaßnahmen ließ er nicht durchführen. Lediglich schuf der eine wintergartenähnliche Verbindung zwischen dem Wohnhaus und dem Palmenhaus, den sogenannten Muschelsaal.
Nachdem Rudolf Hammerschmidt starb, kaufte sein Schwiegersohn Ernst Poesgen 1928 das Anwesen und verpachtete es an den Immobilienmakler Maur. Dieser entschloss sich dazu, die Villa zu einem profitablen Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten umzufunktionieren. Im Erdgeschoss entstanden drei Wohnungen, im Obergeschoss zwei und auf dem Dachboden eine. Den restlichen vier Wohnungen fiel der Muschelsaal zum Opfer, der nun seinen Glanz verloren hatte. Das Palmenhaus ließ sich schlecht zu rentablem Wohnraum umfunktionieren und wurde abgerissen.
Nach dem zweiten Weltkrieg, den die Villa weitgehend unbeschadet überstanden hat, wurde das Gebäude von belgischen alliierten Besatzungsmächten beschlagnahmt und als Bürogebäude genutzt.

Die Villa Hammerschmidt als Sitz des Bundespräsidenten (seit 1950)
Nachdem Bonn 1950 zur provisorischen Bundeshauptstadt wurde erwarb die Bundesrepublik das Anwesen, um es zum ersten Amtssitz des Staatsoberhauptes zu machen. Hierfür waren einige Renovierungen von Nöten. Einige Wände des ehemaligen Mehrfamilienhauses wurden entfernt, um Platz für Sitzungssäle zu schaffen. Die Renovierungsarbeiten waren eines stark funktionell ausgerichteten Charakters. So war es beispielsweise nicht vorgesehen beschädigte Stuck- und Ornamentdecken wieder herzurichten. Stattdessen ließ man sie entfernen oder mit neu eingezogenen moderneren Decken überspannen. Ebenfalls nicht dem Zeitgeschmack unterlagen die beiden Belvedere-Türme, also entfernte man sie.
Theodor Heuss war der erste Bundespräsident, der die Villa Hammerschmidt beziehen durfte. Neben Heuss nutzen auch Heinrich Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Carl Carstens, Richard von Weizsäcker und Roman Herzog die Villa als Amts- und Wohnsitz.
Im Jahre 1994 wurde die Villa Hammerschmidt zum Zweitwohnsitz des Bundespräsidenten. Ob sich gerade Staatsbesuch in der Villa aufhält, lässt sich an einer gehissten Flagge an der Frontseite erkennen.

„Seit der Entscheidung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1994, den ersten Amtssitz des Staatsoberhauptes ins Schloss Bellevue nach Berlin zu verlegen, ist die Villa Hammerschmidt der zweite Amtssitz des Bundespräsidenten. Wenn sich der Bundespräsident dort aufhält, wird die Standarte auf dem Dach des Gebäudes gehisst.“
(www.bundespraesident.de)

Das Gelände ist der Öffentlichkeit nicht frei zugänglich, sondern kann nur zu wenigen Terminen im Jahr mit einer Führung besichtigt werden. Besondere Anlässe, wie das Deutschlandfest 2011 haben die Bundesrepublik ebenfalls dazu veranlasst, die Pforten für Besucher zu öffnen und eine Besichtigung der Parkanlage und der Villa zu ermöglichen.
Eine Neuheit ist die Möglichkeit, sich dort trauen zu lassen. Die Termine für eine solche Trauung sind allerdings sehr rar.

(Kerstin Schürholt, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2012)

Das Objekt „Villa Hammerschmidt“ in Bonn, Adenauerallee 135, ist ein eingetragenes Denkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34467 / Denkmalliste der Stadt Bonn, Nr. A 1355).

Internet
www.bundespraesident.de: Amtssitz Villa Hammerschmidt (Abgerufen: 21.02.2012)

Literatur

Baumunk, Bodo-Michael; Brunn, Gerhard (1989)
Hauptstadt: Zentren, Residenzen, Metropolen in der deutschen Geschichte. Ausstellung Kunsthalle am August-Macke-Platz, Bonn, 19. Mai - 20. August 1989. Köln.
Dennebaum, Alexander / Bundespräsidialamt (Hrsg.) (2011)
Villa Hammerschmidt - Der Bonner Amtssitz. Berlin.
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914. (3 Bände). Bonn.
Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2006)
Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand: 01.08.2006). Bonn.

Villa Hammerschmidt

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Adenauerallee / Kaiser-Friedrich-Straße 135
Ort
53115 Bonn
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1860 bis 1863

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Villa Hammerschmidt”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-30067-20120114-2 (Abgerufen: 3. Dezember 2024)
Seitenanfang