Die Geschichte der Pulvermühle Elisenthal Die Pulvermühle Elisenthal ist eine der zahlreichen Produktionsstätten im Bergischen Land, in denen man Schwarzpulver herstellte. Im Jahr 1871 wurde die Produktionsstätte vom Kölner Fabrikanten Everhard Schülgen gegründet. Der Fabrikant fusionierte bereits 1873 mit zahlreichen kleinen Pulverfabriken. 1890 ging die Firma in der Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken AG, einem Pulverkartell, auf. Rund 30 Mitarbeiter waren in der Pulvermühle beschäftigt. Zunächst wurde Schwarzpulver für Bergwerke und Steinbrüche produziert, seit den 1880er Jahren ein Militärpulver Typ C/82, unter anderem für die königliche Pulverfabrik Spandau. Von 1904–1908 war die Anlage außer Betrieb. Dieser wurde 1909 wieder aufgenommen und die Pulvermühle entwickelte sich zu den großen Produzenten im Rhein-Sieg-Kreis. Für das Jahr 1909 ist die Produktion von 130.000 Kilogramm Schwarzpulver überliefert. Aufgrund der Auflagen des Versailler Vertrages musste die Produktion 1918 eingestellt werden. Gebäude der Pulvermühle wurden abgerissen und Baumaterial sekundär verwendet. Die Maschinen der Pulverfabrik wurden 1921 abgebaut und noch intakte Geräte in die Sowjetunion geliefert.
Die Produktionsanlagen und Gebäude der Pulvermühle Elisenthal Einige Gebäude am Taleingang, die ursprünglich zur Pulvermühle gehörten, sind erhalten geblieben. Dazu gehören das alte Verwaltungsgebäude und die zugehörige Kapelle mit Baujahr 1840 (heute Elisentalstraße 33), das neue Verwaltungsgebäude mit Baujahr 1914/15 (heute Elisentalstraße 39) sowie das heute als Wohnhaus genutzte Rohmateriallager (heute Elisentalstraße 50). Folgt man dem Wirtschaftsweg ins Tal, so erreicht man das ehemalige Betriebsgelände. Dieses musste laut polizeilichen Vorschriften eingezäunt sein. Der Zaun ist nicht erhalten geblieben. Die ehemals links und rechts des Weges liegenden Gebäude (Schreinerei, Frühstücks- und Waschhaus) existieren nicht mehr. Im Tal stehen entlang des Trimbachs die Grundmauern von zwölf Produktionsgebäuden, die die Gebäude umgebenden Schutzwälle sowie Gräben und Teiche, die als Wasserreservoir dienten. Das Pulver wurde im Gelände in Holzfässern mit Pferdefuhrwerken auf einer Pferdebahn transportiert, deren Damm bis heute in Teilen erhalten geblieben ist und auf dem jetzt der Rundweg verläuft. Der erste Arbeitsschritt der Pulverproduktion fand im Meng- und Zerkleinerungswerk statt. Hier wurden die Rohstoffe im richtigen Verhältnis (75 Prozent Salpeter, 15 Prozent Holzkohle, 10 Prozent Schwefel) miteinander vermischt und zum Zerkleinern in eine bis zu 10 Zentner fassende Mischtrommel mit Stahl- oder Hartholzkugeln gefüllt. Als nächster Arbeitsschritt wurde das Pulver im Läuferwerk gewalzt. Zwei miteinander verbundene, tonnenschwere Steinräder drehten sich in einem gusseisernen Läuferteller um eine senkrechte Achse. Resultat war ein „Pulverkuchen“ in Plattenform. Im Körnerwerk wurde dann diese Platte gebrochen und in eine kleine Korngröße gebracht. Anschließend wurden die Körner im Siebwerk nach Durchmesser sortiert und im Trockenhaus getrocknet. Die Körnergröße hat Auswirkungen auf den Sprenggrad und somit auch auf den Verwendungszweck. Der letzte Arbeitsschritt fand im Polierwerk statt. Unter Zusatz von Wasser und Graphit wurde das Pulver poliert und erhielt hierdurch eine glatte Oberfläche. Danach wurde es verpackt und abtransportiert. Entlang des Tals finden sich am Hang bunkerartige Lagerräume. Hier wurde nach der Arbeit das halbfertige und fertige Pulver zwischengelagert. Im Kesselhaus stand eine Dampfmaschine, um den Pulvermühlenbetrieb aufrecht erhalten zu können, wenn der Trimbach zu wenig Wasser führte. Die Kraft der Dampfmaschine wurde mit Transmissionsseilen ins Tal übertragen. Möglicherweise wurde später mit der Dampfmaschine ein Generator betrieben. An einigen Gebäuden finden sich noch immer Isolatoren und auch Kabelreste wurden gefunden. Das Kesselhaus wurde auf einer Länge von mehr als 26 Metern und einer Breite von 14 Metern ausgegraben. Nach der Untersuchung wurde ein Teil mit Schotter verfüllt, der Standort der Dampfmaschine blieb offen und ist heute für Besucher einsehbar.
Explosionsunglücke und ihre Spuren In einer Pulvermühle bestand immer Explosionsgefahr durch Pulverstaub. Reibung von Eisen auf Eisen war streng verboten, ebenso wie das Tragen von eisenhaltigen Schuhen oder die Benutzung von Laternen. Die einzelnen Gebäude wurden mit genügendem Abstand zueinander gebaut, um bei Explosionen Kettenreaktionen zu vermeiden. Die Produktionsanlagen hatten drei massive Wände, Dach und Rückwand waren hingegen in Leichtbauweise ausgeführt. Bei einer Explosion konnte der Druck aus dieser „Ausblasseite“ entweichen und die vollständige Zerstörung des Gebäudes wurde so verhindert. Außerdem wurden Erdwälle aufgeschüttet, um die Wucht der Explosion abzufangen. An den Gebäuden waren Blitzableiter angebracht, von denen sich bis heute einige erhalten haben. Trotzdem kam es im Elisental wiederholt zu Unfällen. Am 19.7.1913 explodierten das Körn- und Siebhaus sowie das Polierwerk, ein Arbeiter kam ums Leben. Am 9.2.1915 kam es zu einer Explosion im Körner- und Siebwerk bzw. Sichter- und Polierwerk, wobei sechs Arbeiter starben. Eine dritte Explosion ereignete sich am 31.7.1915 und forderte drei Tote. Bis heute liegen vereinzelt die Trümmer der Explosionen auf dem Gelände.
Heute / Baudenkmal Die Pulvermühle Elisenthal war Bestandteil des Projektes „Natur und Kultur quer zur Sieg“ der Regionale 2010. Im Zuge dieser Maßnahme wurde ein Rundweg durch die Pulvermühle angelegt. Die Arbeiten wurden von Archäologen begleitet und das Kesselhaus ausgegraben. Ein Teil dieser Ausgrabungsfläche wurde in den Rundweg integriert. Die Pulvermühle Elisenthal ist ein eingetragenes Bodendenkmal (Gemeinde Windeck, UDB-Nr. 27; LVR-ABR, SU 183).
(Wiebke Hoppe, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014)
Die Pulvermühle Elisenthal war KuLaDig-Objekt des Monats im Mai 2014.
Internet www.ksta.de: „Pulvermühle Elisenthal - Auf dem Weg zum Geheimtipp“ (Kölner Stadt-Anzeiger vom 19.10.2010, abgerufen 17.03.2014) de.wikipedia.org: Pulvermühle Elisenthal (abgerufen 17.03.2014) naturregion-sieg.de: Beschreibung Wanderweg „13 Pulvermühlenweg“ der Erlebniswege Sieg (abgerufen 02.04.2014)
Literatur
Beyer, Brigitte (1998)
Verschossenes Pulver - Schwarzpulverherstellung im Elisenthal. In: Archäologie im Rheinland 1997, S. 173-175. Stuttgart.
Drinhaus, Horst (1963)
Zur Geschichte der Pulvermühlen im Oberbergischen. In: Romerike Berge. Zeitschrift für das Bergische Land 13, S. 73-83. Köln.
Hoppe, Wiebke; Wegener, Wolfgang (2014)
Archäologische Kriegsrelikte im Rheinland. (Führer zu archäologischen Denkmälern im Rheinland, 5.) S. 316-319, Essen.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.