Kurzbeschreibung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland
Raiffeisenstraße 2a, Villa Prieger Gartenhaus Raiffeisenstr.2
Architekt: Stadtbaumeister Paul Richard Thomann Bauherr: Dr. med. Oskar Prieger (1820-1897)
Im Süden der Stadt Bonn, jenseits der Stadtbefestigung, entstanden auf großzügig bemessenen Grundstücken am Rhein, erhöht über dem Ufer mit Blick auf das Flusspanorama und das Siebengebirge im Hintergrund eine Reihe von repräsentativen Villen, umgeben von großen Gärten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die planmäßige Erschließung des Areals zwischen Rhein und Bahn als planmäßige Stadterweiterung auf der Grundlage eines von Thomann erstellten Bebauungsplanes. In der Nachbarschaft lagen Villa Loeschigk (später Palais Schaumburg), Villa Lepopold König (später villa Hammerschmidt), Villa Friedrich König, Villa Kyllmann. Um 1865 errichtete der Bonner Stadtbaumeister Paul Richard Thomann (1827-1873, Stadtbaumeister in Bonn von 1855-1872) in dieser Reihe etwa 50 Meter von der Koblenzer Straße zurückgesetzt über dem Wilhelm-Spiritus-Ufer als Teil dieses hochkarätigen Ensembles stadtnaher Landvillen ein weiteres repräsentatives Wohnhaus, ebenfalls eingebunden in eine gestaltete Parkanlage. Nach dem Tod von Oskar Prieger ging die Villa in den Besitz seines ältesten Sohnes, des Schriftstellers und Sammlers von historischen Manuskripten Dr. phil. Erich Prieger, über und blieb bis Anfang der 1970er Jahre im Familienbesitz. Nach erheblichen Kriegsschäden und jahrzehntelangem Lehrstand stand Ende des Jahrtausends nur noch eine Ruine, die jedoch um 2000 wieder zu Wohnzwecken ausgebaut werden konnte.
Das Objekt entstand um 1865 als freistehender Kubus mit klarer architektonischer Gliederung, zweigeschossig mit Mezzanin im Stil der um 1860 wiederentdeckten italienischen Renaissance als ein hell verputzter Baukörper mit verzierten Portal- und Fensterrahmungen aus rötlichem Sandstein mit zwei Schauseiten nach Westen zum Park und nach Osten zum Rhein mit jeweils 5 Achsen mit dreiteiliger Mittelachse, von vier kannelierten Sandsteinsäulen mit ionischem Kapitell gerahmt, mit toskanischen Pilastern und Architrav im Obergeschoss. Rheinseitig leitete eine großzügige Terrasse über zwei Freitreppen in den Park. Ursprünglich betonte ein Belvedere-Türmchen auf dem flach geneigten Dach sowohl die Architektur als auch die besondere Lage am Rhein mit den weiten Blickbezügen. Nach Kriegszerstörung wurde die Ruine um 2000 wieder zu einem Wohnhaus ausgebaut. An der Ufermauer steht ein zweigeschossiges, ebenfalls zu Wohnzwecken umgebautes Gartenhaus.
Das Objekt „ehemalige Villa Prieger, Raiffeisenstraße 2“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 34442 / Denkmalliste der Stadt Bonn, laufende Nr. A 866).
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2005/2016)
Quelle Paul Thomann, Architektonisches Skizzenbuch 1868.
Literatur
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914. (3 Bände). Bonn.
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