Kurzbeschreibung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland
Im Süden von Bonn an der Ausfallstraße nach Bad Godesberg entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auf großzügig bemessenen Grundstücken mit Blick auf den Rhein eine Reihe freistehender repräsentativer Villen. Am Ende der Reihe lag zwischen Villa Hammerschmidt und Palais Schaumburg und gegenüber der Villa König inmitten einer gestalteten Parkanlage die Villa Selve. Hermann Heinrich Böker hatte die Villa mit Remisen- und Stallgebäude an der Straße 1872/73 vermutlich nach Entwurf von Walter Kyllmann und Adolf Heyden aus Berlin errichten und den Park 1878 durch den Hamburger Gartenarchitekten Jürgens angelegen lassen. Mit Besitzerwechsel in den folgenden Jahrzehnten gingen einzelne wenige bauliche Veränderungen einher. So veranlasste der Universitätsdozent Götz Martius, ab 1892 im Besitz des Anwesens, im folgenden Jahr an der Rheinseite den Ausbau der Terrasse zum Wintergarten. Und der Unternehmer Gustav Selve ließ nach 1901 zur Straße über dem Stall eine Kutscherwohnung und benachbart zur Nibelungengrotte der Villa Hammerschmidt eine Gartenhalle (Walhalla) mit Aussichtsterrasse zum Rhein mit dem Siebengebirge im Hintergrund bauen. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs im Dachbereich konnten behelfsmäßig repariert werden, jedoch brannte die Villa nach zwischenzeitlicher Nutzung als Besatzungsstandort 1949 vollständig zur Ruine aus. 1954 war der Park bereits mit dem Grundstück von Palais Schaumburg verbunden, durch den Gartenarchitekten Hermann Mattern teilweise wiederhergestellt und in eine Gesamtgestaltung einbezogen. 1955 erfolgte der Verkauf des Areals an die Bundesrepublik. Nach Abriss der Ruine und auch der Nebengebäude entstand neben der ehemaligen Villa zum Rhein hin unter Bundeskanzler Ludwig Erhardt 1963/64 nach Entwurf von Sep Ruf (1908-1982) in Zusammenarbeit mit Hanns Oberberger der Kanzlerbungalow, ein Wohn- und Empfangsgebäude mit Gästetrakt, und auf dem Gewölbekeller der Gartenhalle über der Rheinpromenade entstand ein Teehaus.
Die Villa Selve war über einem Sockelgeschoss ein zweigeschossiger in fünf zu drei Achsen rundum achsial konzipierter gemauerter und verputzter stattlicher Solitärbau mit Mansarddach. Ein breiter Treppenaufgang und ein Mittelrisalit mit aufsitzendem Zwerchhaus betonten die Eingangsseite, eine mittige erhöhte Terrasse, bzw. der spätere Wintergarten, getragen von ionischen Säulen, und die beiden Mansardgauben an den Eckachsen gliederten die Gartenseite. Architektonische Schmuckelemente wie Halbsäulen, Verdachungen, Girlanden fassten die Fenster ein, Quaderungen hoben den Sockel hervor und rahmten die Architektur des Baukörpers.
(Angelika Schyma und Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2006/2018)
Literatur
Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim (1997)
Grüne Biographien. Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Berlin u. Hannover.
Hagspiel, Wolfram (1996)
Köln: Marienburg. Bauten und Architekten eines Villenvorortes - einschließlich der Villengebiete von Bayenthal. (Stadtspuren - Denkmäler in Köln 8.) Köln.
Mader, Günter (1999)
Gartenkunst des 20. Jahrhunderts. Garten- und Landschaftsarchitektur in Deutschland. Stuttgart.
Sonntag, Olga (1998)
Villen am Bonner Rheinufer: 1819-1914. (3 Bände). Bonn.
Park zwischen Palais Schaumburg und Villa Hammerschmidt
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.