Das alte Backhaus in Pünderich kann auf eine lange Tradition als quasi Dorfmittelpunkt zurück blicken. Als die elektrischen Backöfen jedoch zu Grundausstattung jeder Küche wurden, nutzte die Gemeinde das Gebäude zunächst als Lagerhaus und baute es im Jahr 1972 zum Feuerwehrgerätehaus um. Die Backöfen sind nicht erhalten geblieben.
Der Nutzungswandel Das alleinige Backrecht konnte für ein Jahr von Bäckern gepachtet werden. Fand sich kein Bäcker, wie es ab dem 19. Jahrhundert der Fall war, backten die Einwohner Pünderichs ihr Brot selbst, anstatt es wie heute zu kaufen. Das Brot wurde bis Ende der 1950er Jahre für eine oder für 2-3 Wochen gebacken, damit sich der Aufwand lohnte. Wöchentlich wurden sonntags nach dem Hochamt die Backzeiten im heutigen Haus von Hans Collmann (Römerstraße 2) verlost.
Der erste Backtermin war ungünstig, da zum Aufheizen ein zusätzliches Bündel Reben nötig war. Der Backofen wurde mit altem Rebenholz der Weinberge („Bärt Reffe“) aufgeheizt. Mit Körnern aus Kornähren überprüfte man am Brotschieber die korrekte Temperatur. Diese war erreicht, wenn die Körner leicht angebrannt waren. Während die Brotlaibe gebacken wurden, tauschten die Einwohner sich über die Neuigkeiten im Dorf aus, womit das Backhaus ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens wurde.
Die Asche war als Dünger für die Landwirtschaft begehrt und wurde am „Äschtag“ versteigert. Kuchen gab es damals nur zu den Feiertagen. Eine bekannte Spezialität ist der Schneckenkuchen, welcher von Familie Schneiders heute (2015) noch zu Weihnachten gebacken wird, da auch die jüngste Generation sich ein Fest ohne den traditionellen Kuchen nicht vorstellen kann.
„Schneckenkuchen á la Oma Emma“ (Rezept von Familie Schneiders, wird nur an hohen kirchlichen Feiertagen gebacken) Zutaten 1 Paket Rosinen 150 – 200 Milliliter braunen Rum 1 Würfel Hefe Etwas Salz 750 Milliliter Milch Circa 250 Gramm Butter 1 – 1,5 Kilogramm Mehl Circa 200 Gramm Zucker Zimt und nach Belieben 2 Pakete Marzipanrohmasse
Anleitung Rosinen 1 -2 Tage vorher in Rum einlegen. Hefe, Milch eine Priese Salz und 3 Esslöffel Mehl vermischen und eine halbe Stunde zugedeckt an einem warmen Platz gehen lassen. Circa 100 -150 Gramm Butter schmelzen, leicht abkühlen lassen und mit circa 100 – 150 Gramm Zucker zu der Masse geben. Danach soviel Mehl unter die Masse geben bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Den Teig wieder zugedeckt an einem warmen Platz eine halbe Stunde gehen lassen. In der Zwischenzeit eine große Fläche mit Mehl bestäuben und wenn der Teig fertig ist dort circa 5 Millimeter dick ausrollen. Den Teig mit zerlassener Butter bestreichen und die Rumrosinen, Zimt und etwas Zucker darüber streuen. Nach Belieben Marzipan dünn ausrollen und den Teig damit belegen. Nun den Teig in circa 7-8 Zentimeter breite Streifen schneiden und zusammenrollen. Danach die Rollen aufrecht in eine große Springform stellen, und den Kuchen bei 200 Grad 45 - 60 Minuten backen. Wenn der Kuchen sehr dick ist, 60 Minuten. Nach dem Backen den Kuchen etwas abkühlen lassen und mit einer Glasur aus Puderzucker und Butter-Vanillearoma bestreichen.
(Karolina Paus, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quellen Gespräche und freundliche Hinweise von Herrn Winfried Schneiders (Co-Autor der Dorfchronik) sowie von Familie Lay (Weingut Werner Lay in Pünderich).
Internet puenderich.de: Ortsgemeinde Pünderich (abgerufen 29.11.2015)
Pünderich, Geschichte eines Moseldorfes. (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) Trier.
Schneiders, Winfried; Busch, Alois (2009)
Das alte Backes. In: Busch, Alois; Gilles, Karl-Josef; Schneider, Winfried (Hrsg.): Pünderich. Geschichte eines Moseldorfes, (Ortschroniken des Trierer Landes, 51.) S. 340-341. Trier.
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