Der Inhalt eines Winfasses ist für den Winzer und Weinverkäufer immer wichtig, aber zur Bestimmung des Inhaltes gab es verschiedene Methoden. Eine von ihnen war das Messen mittels Messlatte. Hierbei wurde die Messlatte diagonal in die Ecken des Fasses gelegt, um dann den Inhalt des Fasses abzumessen.
Doch warum wurde damals diagonal nach beiden Seiten abgelesen? Der Grund hierfür ist die ungenaue Bohrung des Spundlochs in die Mitte des Fasses. Nachdem Preußen die Rheinprovinz in Besitz nahm, wurde vieles per Gesetz geregelt, so auch das Eichen der Weinfässer. Hierfür wurde im Jahr 1898 der Bau eines Eichhauses ausgeschrieben. In einem Artikel vom 18.08.1877 steht hierzu folgendes:
„Mit Genehmigung des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe- und öffentliche Arbeiten ist zu Pünderich im Kreise Zell ein Fass-Eichungsamt mit der Ordnungsnummer 123 errichtet und demselben bis auf Weiteres die Befugnis zur Eichung und Stempelung von Fässern jeder Größe von 30 Litern aufwärts beigelegt worden.“ (Zeller Zeitung vom 18. August 1877)
Ob damals wirklich ein Eichamt in Pünderich gegründet wurde, ist bis heute fraglich, da Unterlagen zu einem solchen Bau fehlen. Es wird davon ausgegangen, dass nach der oben ausgeschriebenen Submission ein erstes Eichhaus in Pünderich errichtet wurde.
Die Eichung der Winzerfässer in Pünderich ging bis in das Jahr 1981. Noch im Jahr 1965 eichte der letzte Fasseicher Pünderichs Karl Feiden 68 Fässer, in den 1970er Jahren nahm die Zahl dagegen bis auf etwa 30 ab. Verdrängt wurde diese Art des Eichens durch genormte Plastik- und Edelstahltanks. Heute messen moderne Weintanklastzüge die Füllmengem über Ovalradzähler.
Der Prozess des Eichens
- Das Fass wurde ins Eichamt gerollt und aus dem Kessel durch einen dicken Schlauch mit Wein befüllt. In dem Kessel befand sich ein Schwimmer, der über einen dünnen Draht ein Zählwerk startete.
- War das Fass bis zur Unterkante, sogenannte Lochdaube gefüllt, lass der Fasseicher die Menge am Zählwerk ab.
- In einem Holzofen wurden derweil die Brenneisen mit den passenden Zahlen und der Eichamtsstempel heiß gemacht. Bei bereits vorher genutzten Fässern musste die Eiche an der bereits benutzten Stelle (an der die alte Eichung stand) mittels eines Spezialhobels weggehobelt werden.
- Der Fasseicher drückte die entsprechende Zahlenkombination passend zum Volumen in das Holz.
- Zum Schluss notierte er die Literzahl und den Namen des Winzers in das sogenannte Fasseichbuch.
Geeicht wurde meist im Herbst und im Winter, wenn der Wein des vorherigen Jahres bereits verkauft war.
Das Dachgeschoss des Eichhauses war bis in die Mitte der 1970er Jahre Wohnraum für Kriegsflüchtlinge. Nachdem dieser Raum nicht mehr als Sozialwohnung genutzt wurde, wurde eine Außentreppe abgerissen, die vorher noch zu diesem Geschoss führte.
Am 05.03.1982 beschloss der Gemeinderat sogar den Abbruch des kompletten Eichhauses. Aufgrund mehrerer Anträge zur Erhaltung wurde jedoch am 05.07.1982 in einer Gemeinderatsitzung die Umfunktionierung zu einem Eichmuseum beschlossen. So kann man das Alte Eichhaus bis heute besichtigen und durch dieses einen Blick in vergangene Weinkultur werfen.
Das Objekt „ehem. “Eichhäuschen„ (Fasseichstelle), kleiner Bruchsteinbau, 1898, Ausstattung mit alten Eichmaßen“ ist als geschütztes Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, S. 38).
(Vanessa Bindarra, Universität Koblenz-Landau, 2015)