Die jüdische Gemeinde in Solingen seit dem frühen 19. Jahrhundert: Die Synagogengemeinde Solingen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch anwuchs, umfasste die Juden in den Bürgermeistereien Solingen, Dorp, Gräfrath, Wald (dort lebten 1828-40 etwa 12-15 und 1869 2 Juden), Merscheid (mit Ohligs, wo Ende des 19. Jahrhunderts 6-9 und 1912/27 19 Juden lebten) und Höhscheid. Seit 1879 gehörten zur Gemeinde die Filiale Richrath (mit Reusrath, Langenfeld, Immigrath, Monheim und Hitdorf) und die Filiale Opladen (mit Wiesdorf, Bürrig und Bergisch Neukirchen). 1932 waren Richrath-Reusrath und Opladen angeschlossen. Gemeindegröße um 1815: 23 (1816), um 1880: 179 (1885), 1932: 290, 2006: –. Bethaus / Synagoge: Seit 1787 bestand ein Bethaus, 1872 konnte eine neue Synagoge eingeweiht werden. Diese wurde 1938 zerstört und 1939 abgerissen (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Friedhof: Es existieren Hinweise, dass ein Beerdigungsplatz seit dem frühen 18. Jahrhundert bestand. Der Judenfriedhof im heutigen Estherweg wurde seit dem 18. Jahrhundert bis 1941 belegt, seitdem gilt der Friedhof als geschlossen. 1886 wurde eine 2,20 Meter hohe Mauer um den Friedhof herum errichtet. 1904 erfolgte eine Erweiterung, die Kapelle wurde 1913/14 errichtet. Ein Mahnmal „Zum Gedenken an das Unrecht“ stammt aus dem Jahr 1969.
Der älteste Grabstein des noch erhaltenen Friedhofs datiert von 1820, insgesamt sind hier 175 Grabsteine erhalten, die in Richtung Jerusalem nach Südosten ausgerichtet sind. „Auf dem Friedhof sind zum Beispiel Mitglieder der Solinger Unternehmerfamilie Coppel sowie der Journalist Max Leven bestattet. (…) Der Friedhof ist heute normalerweise geschlossen und verfügt nicht über einen freien Zugang. Es finden allerdings regelmäßig Führungen statt.“ (de.wikipedia.org)
Baudenkmal, Hinweis Der Judenfriedhof steht seit dem 15. Juni 2001 unter Denkmalschutz (Denkmalliste Solingen, lfd. Nr. 1018 / LVR-ADR Nr. 43283). Im Jahr 2020, 75 Jahre nach dem Ende des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs sowie der Gründung der Vereinten Nationen am 24. Oktober 1945, wurde das Solinger Museum „Zentrum für verfolgte Künste“ Teil der interaktiven Online-Ausstellung der Vereinten Nationen „7 Places - Sieben Orte in Deutschland“, die mit Hilfe eines Zeitstrahls die Erinnerung an den Holocaust, die Shoah, ebenso lebendig hält wie den laufenden Diskurs über die Erinnerungskultur (www.7places.org).
Internet www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland (abgerufen 04.07.2011) de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Solingen (abgerufen 17.08.2015) www.7places.org: Online-Ausstellung „7 Places - Sieben Orte in Deutschland“ (abgerufen 17.08.2021) www.solingen.de: Denkmalliste Solingen, Stand 01.08.2018 (PDF-Datei, 136 kB, abgerufen 17.08.2021)
Literatur
Kaiser, Reinhold (1985)
Höhscheid. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung VIII, Nr. 45.) S. 6f., Köln.
Kaiser, Reinhold (1983)
Dorp. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung VII, Nr. 38.) S. 4f., Köln.
Kaiser, Reinhold (1980)
Wald. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung VI, Nr. 36.) S. 9, Köln.
Kaiser, Reinhold (1979)
Solingen. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung V, Nr. 30.) S. 11f., Köln.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 262-269, Köln.
Reuß, Elisabeth (1996)
Ohligs. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung XII, Nr. 66.) S. 7, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) Bonn.
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