Das Empfangsgebäude von 1841
Das Gebäude in Horrem errichtete man in massiver Steinbauweise mit abgesetzten Gewänden für Fenster und Türen. Da es freistehend geplant und damit den Witterungsverhältnissen ausgesetzt war, kam ein Fachwerkbau nicht in Frage. Der mehrgliedrige Bau bestand aus einem zweistöckigen Mittelbau mit fünf Achsen auf der Straßenseite unter einem Giebeldach. Auf beiden Schmalseiten waren weitere einstöckige Funktionsbauten angeschlossen. Der Zugang von der Straße erfolgte durch eine hohe Tür in der Mittelachse, die ansonsten nicht weiter abgesetzt war. Im Erdgeschoss gab es hohe rundbogige Sprossenfenster, im Obergeschoss kleine rechteckige Sprossenfenster mit Oberlichtern. Im Mittelbau befanden sich die Warteräume, die Fahrkartenausgabe. Im Obergeschoss hatte man Beamtenwohnungen eingerichtet.
Die Fenstergliederung setzte sich in den Seitenbauten fort. Die Abstände waren der Aufteilung in den Räumen angepasst. Nach Osten war ein breiter zweiachsiger Bau mit abgewalmten Dach mit dem Bahnhofsrestaurant angefügt. Nach Westen folgte einem dreiachsigen Zwischenbau ein weiterer Baukörper, der einstöckig war und ebenfalls ein abgewalmtes Dach besaß. Hier fanden sich Funktionsräume der Bahn, wie Gepäck- und Güterabfertigung. Dieser Gebäudeteil wurde offenbar nachträglich angefügt (wohl in den 1890er Jahren).
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Auf der Gleisseite bot sich ein anderes Bild. Der Mittelbau hatte hier nur drei Fensterachsen, der Ausgang lag in der mittleren Achse. Das Vordach war vermutlich eine spätere Zugabe. Vom Hausbahnsteig konnte man über die Gleise auch den zweiten Bahnsteig erreichen.Der nördliche Trakt mit der Restauration hatte einen verandaartigen Vorbau bekommen, mit enger Fenstergliederung. Vor der Gepäckausgabe befand sich ebenfalls ein Vordach, das wohl später hinzugefügt wurde.
Das Empfangsgebäude entsprach in seinem Baustil weiteren Bahnhofsbauten der Rheinischen Eisenbahn entlang der Strecke nach Aachen (vgl. Eschweiler, Stolberg). Wegen seiner betrieblichen Bedeutung wurde es als Nebenstation 1. Klasse deklariert.
Das Gebäude wurde im Laufe der Zeiten verändert und umgebaut und den sich wechselnden Bedürfnissen angepasst. Aber auch die neuen Verbindungen von Horrem nach Bergheim und Mödrath von 1896 führten nicht zu einem Neubau des Empfangsgebäudes.
Nach 1920 wurde der zentrale Teil des Empfangsgebäudes umgebaut. Dabei blieb das Erdgeschoss erhalten, das Obergeschoss und das Dach wurden abgetragen. Anschließend wurde das Obergeschoss in vereinfachten Formen, aber in denselben Dimensionen wieder aufgebaut.
Im Zweiten Weltkrieg wurden sowohl die Bahnstrecke als auch der Bahnhof Horrem massiv durch alliierte Flieger angegriffen und großflächig zerstört.
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Das Empfangsgebäude von 1950
Im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Verkehrs nutzte man zunächst die vorhandenen und nutzbaren Reste des alten Bahnhofsgebäudes weiter. Allerdings war klar, dass ein Ne erforderlich sei. Die Arbeiten begannen wohl bereits 1946. 1950 konnte das neue Empfangsgebäude an der Stelle des alten Bahnhofes in Betrieb genommen werden.
Es war ein zeitgemäßer Neubau, der sich in seinen Formen dem Altbau anglich. Wiederum gab es einen zentralen, zweistöckigen Mittelbau, diesmal mit begehbarem Flachdach. Der Eingang lag straßenseitig unter einem schmalen Vordach. Über den sieben schmalen Fenstern im Obergeschoss zeigte sich der Schriftzug Bahnhof Horrem in moderner und prägnanter Schrifttype.
Nach Norden schloss sich ein einstöckiger, zweiteiliger Bau mit sechs Fensterachsen und abgewalmten Dach an, der wiederum das Restaurant enthielt. Nach Osten schloss sich ein vergleichbarer Baukörper an, ebenfalls mit Walmdach. Bei den beiden Seitengebäuden hatte man die alte Fassadenstruktur mit Fenstern unter Rundbögen wieder aufgenommen.
Der Zugang zum Mittelbahnsteig erfolgte über einen Tunnel am westlichen Ende des Bahnsteigs.
Dieses Gebäude wurde 2012 abgerissen. Zum einen war es stark sanierungsbedürftig. Zum anderen sollte im Zuge der Ausbauarbeiten an der Bahnstrecke ein neues, modernes Empfangsgebäude mit neuem Umfeld entstehen, der erste klimaneutrale Bahnhof Deutschlands.
(Sandra Lüling, Fachhochschule Köln 2013 / Claus Weber, Redaktion KuLaDig, 2025)
Hinweise
Kartiert ist das zweite Empfangsgebäude. Das erste befand sich im westlichen Teil des Neubaues.
Der Bahnhof Horrem der Bergheimer Kreisbahn wird an anderer Stelle behandelt.
Internet
nrwbahnarchiv.bplaced.net: Bahnarchiv NRW von André Joost, Bahnhof Horrem (abgerufen 19.07.2025)
de.wikipedia.org: Bahnhof Horrem (abgerufen 19.07.2025)
www.wisoveg.de: Sammlung von Aufsätzen zu Horremer Bahnen (abgerufen 15.07.2025)
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