Die jüdische Gemeinde Rheinberg seit dem frühen 19. Jahrhundert: 1854 wurde der Synagogenbezirk Rheinberg gebildet, zu dem auch Moers (bis 1881), Homberg, Emmerich, Budberg, Repelen, Neukirchen, Vluyn, Kapellen, Schaephuysen, Hoerstgen, Kamp, Vierquartieren, Orsoy, Ossenberg, Alpen, Büderich und Baerl gehörten. 1897 wurde wegen Mitgliederschwunds die Auflösung des Synagogenbezirks Rheinberg und die Verlegung des Hauptortes nach Alpen beschlossen. 1932 angeschlossen an Alpen. Gemeindegröße um 1815: 61 (1806) / 66 (1816), um 1880: 44 (1885), 1932: 9 / 8 (1925), 2006: –. Bethaus / Synagoge: Im 18. Jahrhundert erste Erwähnung einer Betstube, ab 1781 Nutzung eines umgebauten Gebäudes als Synagoge. Nach 1897 wurde die Synagoge nur noch sporadisch genutzt, 1910 im vorderen Teil des Gebäudes ein Ladengeschäft eingerichtet. 1938 wurde das Innere der Synagoge zerstört, 1939 musste das Gebäude an die Kommune veräußert werden (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Friedhof: Ab dem 18. Jahrhundert wurde der heute noch erhaltene Friedhof in der Moerser Straße in Winterswick genutzt, die letzte Beerdigung fand 1933 statt. 42 Grabsteine sind hier erhalten. „Bei einer Schändung dieses Friedhofs Ende März 2006 wurden ca. 20 Grabsteine umgeworfen und zerstört.“ (www.uni-heidelberg.de)
Vor Ort weist ein Schild an der Moerser Straße (L 137) auf den von dort etwa 300 Meter über den Melkweg entfernten Begräbnisplatz hin. Der Friedhof ist von einer Hecke mit massivem Zaun und verschlossenem Tor umgeben, von seiner Rückseite aus aber problemlos zugänglich. Der mit Bäumen bestandene Friedhof befindet sich in einem guten Pflegezustand, Spuren der Friedhofsschändung von 2006 sind keine zu sehen. Zwei größere Gräberfelder liegen in der südwestlichen bzw. nordöstlichen Ecke der Parzelle (Begehung am 01.04.2014). An der Eingangspforte befindet sich eine allmählich verwitternde Informationstafel mit der Inschrift: „Wie die ältesten Grabmale ausweisen, dient dieser Friedhof seit fast 300 Jahren der Rheinberger jüdischen Gemeinde als Begräbnisplatz – er ist also der älteste noch existierende Friedhof der Stadt. Ob hier auch schon der 1471 erstmals erwähnte frühere Friedhof lag, ist nicht nachgewiesen. In den Jahren 1933 bis 1945 und auch in der folgenden Zeit wurden immer wieder Grabsteine umgestürzt und zertrümmert. In der Mitte erinnert ein Mahnmal an die Verfolgung der jüdischen Mitbürger in den Jahren 1933-1945.“
Der zentral auf dem Friedhof am Fuß eines Baums stehende Gedenkstein trägt unter einem Davidstern die Inschrift: „Dem ehrenden Andenken an unsere jüdischen Mitbürger die in den Jahren von 1933 bis 1945 als Opfer des nationalsozial(istischen, Verf.) Terrors den Tod fanden“
Baudenkmal Der Jüdische Friedhof Winterswick ist seit dem 16. Januar 2008 eingetragenes Baudenkmal der Stadt Rheinberg gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen (lfd. Nr. 198).
Internet www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Winterswick (abgerufen 28.06.2011) de.wikipedia.org: Jüdischer Friedhof Winterswick (abgerufen 06.06.2018) de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Rheinberg (abgerufen 06.06.2018)
Literatur
Andernach, Norbert (1982)
Rheinberg. (Rheinischer Städteatlas, Lieferung VII, Nr. 40.) S. 16f., Köln.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 601-604, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 76, Bonn.
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