Alter Jüdischer Friedhof Hinter der Mauer in Goch

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Goch
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 40′ 25,64″ N: 6° 09′ 32,14″ O 51,67379°N: 6,15893°O
Koordinate UTM 32.303.562,81 m: 5.728.579,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.511.037,16 m: 5.726.619,72 m
  • An dem Geschäftshaus rechts im Bild befindet sich die Gedenk- und Erinnerungstafel, die an den alten jüdischen Friedhof "Hinter der Mauer" in Goch erinnert (2016).

    An dem Geschäftshaus rechts im Bild befindet sich die Gedenk- und Erinnerungstafel, die an den alten jüdischen Friedhof "Hinter der Mauer" in Goch erinnert (2016).

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    Gildenhard, Felicitas / Landschaftsverband Rheinland
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  • Gedenk- und Erinnerungstafel erinnert an den alten jüdischen Friedhof "Hinter der Mauer" in Goch (2016).

    Gedenk- und Erinnerungstafel erinnert an den alten jüdischen Friedhof "Hinter der Mauer" in Goch (2016).

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  • Im Bereich des heutigen Parkplatzes "Hinter der Mauer" in Goch (nähe Kaufland) befand sich einst der alte jüdische Friedhof (2016).

    Im Bereich des heutigen Parkplatzes "Hinter der Mauer" in Goch (nähe Kaufland) befand sich einst der alte jüdische Friedhof (2016).

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  • Im Bereich des heutigen Parkplatzes "Hinter der Mauer" in Goch (nähe Kaufland) befand sich einst der alte jüdische Friedhof (2016).

    Im Bereich des heutigen Parkplatzes "Hinter der Mauer" in Goch (nähe Kaufland) befand sich einst der alte jüdische Friedhof (2016).

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Ein erster Friedhof in Goch wurde nach 1800 geschlossen, zwei weitere wurden 1822 und 1901 angelegt (Reuter 2007).

Geschichte des Friedhofs
Nach den Angaben des Projekts „Jüdische Friedhöfe in Deutschland“ wurde der alte Jüdische Friedhof Goch „vermutlich vom 16. bis ins 19. Jahrhundert“ belegt (www.uni-heidelberg.de):
„Laut Pracht-Jörns ist der untergegangene Friedhof auf einer Luftaufnahme von 1937, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, noch zu erkennen. 1939 musste die Synagogengemeinde Goch ihre gesamte Liegenschaft zwangsweise an die Stadt Goch verkaufen. 1948 gelangte das Gelände in Privatbesitz. In Teilen ist der alte Begräbnisplatz ‚Hinter der Mauer‘ vermutlich noch vorhanden, ein Teil der Steine in Goch (Alter Friedhof). Heute befindet sich auf der Friedhofsparzelle ein Parkplatz.“ (ebd.)

Dieser Begräbnisplatz lag innerhalb der Stadtmauern. Noch in der Zeit, als der Niederrhein zum französischen Kaiserreich gehörte (1794-1815), wurde damit begonnen, die innerstädtischen Friedhöfe und Begräbnisplätze aufzulösen und neue außerhalb der alten Stadtbefestigungen anzulegen. Dies betraf auch den jüdischen Friedhof Hinter der Mauer.

Nach einer Aktennotiz sollen hier noch bis 1822 Bestattungen erfolgt sein; diese Angabe ist anhand der vorhandenen Akten nicht zu belegen. Jedoch kam es 1822 zum Ankauf eines Grundstückes an der Kalkarer Straße / Pfalzdorfer Straße, wo ein weiterer jüdischer Friedhof neben dem evangelischen Friedhof angelegt wurde. Dies erfolgte auf Anordnung der preußischen Regierung (Stadtarchiv Goch).

Das Grundstück des ehemaligen Begräbnisplatzes Hinter der Mauer blieb im Eigentum der jüdischen Gemeinde. 1939 kaufte die Stadt Goch das Grundstück von der der jüdischen Gemeinde zum Preise von 15.000 Reichsmark. Anschließend wurden die noch auf dem Grundstück befindlichen Denkmäler und Grabsteine von der Stadt entfernt und zu dem vorab genannten Friedhof an der Kalkarer Straße verbracht.
Die Stadt Goch verkaufte 1948 das Grundstück an einen örtlichen Schreinermeister.

Im Januar 1952 beantragte die Jewish Trust-Corporation for Germany (JTC), Mülheim/Ruhr die Rückerstattung des unbeweglichen Vermögens der jüdischen Gemeinde. In dem sich anschließenden Wiedergutmachungsverfahrens vor dem Wiedergutmachungsamt beim Landgericht Kleve wurde zwischen der JTC und der Stadt Goch am 28. Mai 1954 ein Vergleich geschlossen. Es wurde dabei die Rückgabe des ehemals jüdischen Grundbesitzes an die JTC festgesetzt. Ausgenommen war das Grundstück des ehemaligen Begräbnisplatzes an der Straße „Hinter der Mauer“, da sich dieses in Privateigentum befand. Die Stadt Goch zahlte hierfür einen Ausgleichsbetrag von 927,50 DM an die JTC.

Auf dem Gelände wurden in der Folgezeit Gebäude für die Schreinerwerkstatt errichtet und diese bis in die 1970er Jahre betrieben. Teile der Gebäude waren unterkellert. Das Grundstück diente danach lange als Parkplatz.
Im Jahre 1972 beschloss die Stadt Goch eine Sanierungsmaßnahme nach dem Städtebauförderungsgesetz für den Bereich Hinter der Mauer / Neustraße. In der Folgezeit wurden mehrere Grundstücke durch die Landesentwicklungsgesellschaft aufgekauft, neu geordnet und an Privat verkauft. Der ehemalige Begräbnisplatz war zu einem kleinen Teil der verbreiterten Straße Hinter der Mauer zugeschlagen worden.
Für die geplante Bebauung wurden Bebauungspläne aufgestellt. Im Rahmen der öffentlichen Beteiligungen ergaben sich keine Hinweise auf den ehemaligen Begräbnisplan im betroffenen Plangebiet.

Jüngere Geschichte und aktuelle Situation
In den späten 1990er Jahren war das Gelände des Alten Friedhofes für eine Bebauung bzw. Nutzung als Parkplatz vorgesehen. Bei der Verlegung von Versorgungsleitungen sollen in diesem Bereich menschliche Skelette gefunden worden sein. Daraufhin gab es erste Hinweise sowohl aus dem Ausland als auch vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein auf die Existenz des Friedhofes. Bei den weiteren Nachforschungen konnten die genaue Lage des Friedhofes ermittelt werden. Er war auf der Urkatasterkarte Goch von 1831 (berichtigt bis 1902) und auf der Katasterkarte von 1912 (fortgeführt bis ca. 1950) verzeichnet. 1831 wird das Grundstück mit „Kirche, israelitische zu Goch“ bezeichnet. Das Grundstück hat bis zur Anlage des Neuen Liegenschaftskatasters um 1955 bestanden.

Heute sind geringe Teile des ehemaligen Friedhofes überbaut oder liegen unter der Straße „Hinter der Mauer“. Der größte Teil befindet sich unter einem Parkplatz – von dem früheren Friedhof ist daher heute vor Ort nichts mehr zu erkennen, auch sind vor Ort keine Grabsteine o.ä. erhalten. An einem Geschäftshaus befindet sich eine im November 2003 angebrachte Gedenk- und Erinnerungstafel, mit der die Stadt Goch an den untergegangenen Judenfriedhof erinnert (Ortsbesuch am 20.04.2016).

Die Inschrift der Gedenktafel lautet:

„An dieser Stelle befindet sich seit dem Mittelalter
der erste jüdische Friedhof ‚Hinter der Mauer‘.
Auf Anordnung der französischen Obrigkeit mussten zu
Beginn des 19. Jahrhunderts alle Friedhöfe innerhalb des
Stadtgebietes aus hygienischen Gründen geschlossen werden.
Danach wurde außerhalb der Stadtmauern beerdigt.
Stadt Goch, im November 2003“

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2016 / Claus Weber, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2019)

Quellen
  • Stadtarchiv Goch, Akte B 169.
  • A. Schmitz, Von alten Begräbnisplätzen in Goch. Niederrhein. Heimatbeilage des Niederrheinischen Volksblattes, der Calcarer Volkszeitung und der Uedemer Volkszeitung, 2. Jahrgang Nr. 26 vom 27. Dezember 1930.

Internet
de.wikipedia.org: Jüdische Friedhöfe in Goch (abgerufen 08.02.2023)
wp.ge-mittelkreis.de: Jüdische Friedhöfe in Goch (abgerufen 04.04.2012)
www.uni-heidelberg.de, Projekt: Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Goch (Hinter der Mauer) (abgerufen 20.06.2011 und 15.01.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2022)

Literatur

Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 327-335, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 44, Bonn.

Alter Jüdischer Friedhof Hinter der Mauer in Goch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hinter der Mauer
Ort
47574 Goch
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1501 bis 1600, Ende 1801 bis 1900

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„Alter Jüdischer Friedhof Hinter der Mauer in Goch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-12343-20110620-22 (Abgerufen: 3. Dezember 2024)
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