Das geschichtsträchtige Bauwerk im Herzen der Mainzer Altstadt prägt das Stadtbild in besonderem Maße und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Mainzer Dom durchlief mehrere Phasen der Zerstörung und Wiederherstellung. Der dreischiffige Dom hat zwei Chöre und einige Kapellenanbauten. Die „Domkirche St. Martin und St. Stephan“ trägt diesen Namen, da der Westchor mit Hauptaltar St. Martin und der Ostchor St. Stephan geweiht sind. Der heilige Martin von Tours ist der Dompatron.
Baugeschichte Mit der Errichtung der Domkirche wurde im Jahr 975 unter Erzbischof und Erzkanzler Willigis (940-1011, Erzbischof von Mainz 975 bis 1011) begonnen. Er wollte mit diesem prächtigen Neubau die kirchen- sowie reichspolitische Stellung der Erzbischöfe in Mainz zum Ausdruck bringen. Unter Erzbischof Hatto II. (* 970, Erzbischof von Mainz 968 bis 970) wurde zuvor bereits die Johanniskirche erbaut, die als alter Dom angesehen wurde, die beim Bau des Willigis-Domes jedoch bestehen bleiben konnte. Der Mainzer Dom brannte einen Tag vor seiner Weihe im Jahr 1009 ab, die Wiederherstellung erfolgte bis 1036. Geweiht wurde der Dom nach der Wiederherstellung von Erzbischof Bardo (~980/81-1051), der von 1031 bis zum seinem Tod 1051 regierte. Bereits 1081 kam es erneut zu einem schweren Brand, woraufhin Kaiser Heinrich IV. den Dom wiederherstellen ließ. Zudem wurde von ihm der teilweise Neubau von Langhaus und Ostchor veranlasst. Als Kaiser Heinrich IV. starb, war die Ostapsis bereits bis auf Höhe der Zwerggalerie errichtet. Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (+1137, Erzbischof 1111 bis 1137) führte den Bau des Mittelschiffes sowie des Ostchores 1137 zum Abschluss. Etwa um 1130 wurde unter Adalbert I. die Gotthardkapelle errichtet, die sich heute noch am nördlichen Querhausarm befindet.
Schwere Beschädigungen führten dazu, dass der nächste Bauabschnitt des Mainzer Domes begann. Dieser erfolgte unter Erzbischof Konrad von Wittelsbach (~1120/25-1200, Erzbischof von Mainz 1161 bis 1165 und 1183 bis 1200). Die Außenwände der Seitenschiffe wurden bis 1210 erneuert, ebenso wurde das Langhaus eingewölbt. Zudem schlossen die Außenwände der Seitenschiffe sowie das Langhaus im Jahr 1210 an das neu errichtete Westquerhaus und den Westchor an. Im Jahr 1239 waren die Baumaßnahmen beendet, der Dom wurde von Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (~1194-1249, Erzbischof 1230 bis 1249) geweiht. Große Brandschäden erlitt der Dom bei der Beschießung im Jahr 1793. 1798 wurde zudem der Erzbischofssitz aufgehoben. 1802 wurde in Mainz ein französisches Bistum eingerichtet, auf Grund dessen konnten vorhandene Pläne zum Abbruch des Domes verhindert werden. In den Jahren von 1909 bis 1916 und 1925 bis 1928 wurden umfassende Sicherungsarbeiten am Dom durchgeführt, da dieser stark gefährdet war. 1942 sind nahezu alle Dächer des Domes abgebrannt, erhalten blieben nur die steinernen Dächer des Westchores. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kriegsschäden von 1955 bis 1960 beseitigt, zudem wurde der Dom zum Teil neu ausgestattet. Von 1971 bis 1975 fanden Renovierungsarbeiten statt, bei denen der Dom mit Rottönen versehen wurde.
Bauweise Der Mainzer Dom stellt eine dreischiffige Gewölbebasilika der Romanik mit zwei Chören dar. Der Bau erfuhr eine Erweiterung durch die gotischen Seitenkapellen. Auf der Dom-Westseite befinden sich Querhaus sowie Vierungsturm und zwei Seitentürme. Hauptaltar und Bischofsthron sind ebenfalls im Westchor. Der Ostbau besitzt einen Mittelturm und zwei Flankentürme. Ursprünglich war der Ostchor Pfarrchor. Insgesamt weist der Dom eine Länge von 116 Meter und eine Höhe von 80 Meter auf, letztere Angabe bezieht sich auf die Höhe des Vierungsturmes. Rote Sandsteinquader kennzeichnen den Ostbau, während das Langhaus aus Kalksteinen und der Westbau aus gelbem Mainsandstein bestehen. Die beiden Treppentürme des östlichen Baus haben sich vom Gründungsbau erhalten. Die Ostapsis des Mainzer Domes entstand in Abhängigkeit vom Ostchor des Speyrer Domes. An den Außenwänden des Mittelschiffes vom Ostchor sind unter anderem schlichte Lisenen und Rundbogenfriese zu erkennen.
Zwischen 1200 und 1239 entstand der Westquerbau mit der quadratischen Vierung. Ein quadratischer Chor schließt sich an den westlichen Vierungsturm an. Der im spätromanischen Stil errichtete Westbau stammt aus der Stauferzeit. Die Turmspitze des Vierungsturmes sowie die der Nebentürme erhielten 1767 von Franz Ignaz Michael Neumann Ersatz. Dieser gestaltete sich für den Vierungsturm in Form einer feuersicheren Kuppelkonstruktion aus Stein und mit Steinspitze. Die Seitenschiffe sowie die Kapellenreihe am Mainzer Dom wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mit flachgeneigten Pultdächern versehen. Die Portale verteilen sich an den vier Seiten des Domes. Von der Nordseite gelangt man über das Marktportal in den Innenraum. Die bronzenen Türflügel stammen aus der Willigiszeit. Das Leichhofportal führt von Westen in den südlichen Arm des Querhauses. An der Ostseite des Domes führt das Liebfrauenportal in den Dom hinein, etwas weiter südlich befindet sich ein weiterer Eingang in der Domstraße.
Im Inneren des Mainzer Domes Der Mainzer Dom ist im Westchor mit einem Chorgestühl ausgestattet, das in Form eines Hufeisens geschlossen ist und hohe Rückwände aufweist. Es wurde von dem Mainzer Hofschreiner Franz Anton Hermann geschaffen. Seit dem frühen 11. Jahrhundert wurden im Mainzer Dom Erzbischöfe beigesetzt, wovon die vielen Grabdenkmäler zeugen.
St. Gotthardkapelle: Die Gotthardkapelle grenzt an den nördlichen Arm des Querhauses an und ist vom Markt aus, nicht zuletzt wegen ihrer farblichen Abweichung, gut erkennbar. Die ehemalige Hof- und Palastkapelle ist durch einen Zwischenraum mit dem kürzeren Querhausarm des Domes verbunden. Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken ließ die St. Gotthardkapelle errichten, starb jedoch kurz vor der Fertigstellung des Baus 1137 und ist in ihr beigesetzt. Von 1981 bis 1983 fand eine Erneuerung des Außenbaus statt. Die Kapelle besteht aus unverputzten Muschelkalk-Quadern mit Sandsteingliederungen und gehört dem Typ der salischen und staufischen Burg- und Palastkapellen an. An der östlichen Seite der Kapelle lässt sich von Norden aus ein Chor mit halbrunder Apsis erkennen.
Memorie: Die Memorie, der ehemalige Kapitelsaal des Domkapitels, wurde kurz nach 1200 gemeinsam mit dem Westquerhaus erbaut. Sie befindet sich am südlichen Arm des Querhauses und am Seitenschiff. Ursprünglich als Kapitelsaal genutzt, bildete die Memorie zu späterer Zeit die Grablege der Domherren.
Nikolauskapelle: Die Kapelle wurde 1382 gestiftet und befindet sich am westlichen Flügel des Kreuzganges. Sie ist von der Memorie aus zugänglich. Hier wurden Prälaten sowie Domherren begraben.
Kreuzgang: Der heutige, zweigeschossige Kreuzgang an der Dom-Südseite ist im gotischen Stil zwischen 1400 und 1410 entstanden. Das Obergeschoss wurde ursprünglich als Dombibliothek genutzt. In den einstigen Stiftsgebäuden des Ostflügels war einst die Domschule untergebracht.
Die Umgebung des Domes Der Mainzer Dom liegt im Herzen der Altstadt von Mainz und ist von Plätzen im Norden, Osten und Westen umgeben. Allerdings grenzen nur der Markt im Norden und der Liebfrauenplatz im Osten unmittelbar an den Dom, im Süden und Westen befinden sich Häuserreihen. Der Liebfrauenplatz zeugt von der einstigen, 1096 geweihten, Liebfrauenkirche, mit der der Mainzer Dom ursprünglich durch ein Atrium verbunden war. Diese wurde jedoch bei der Belagerung 1793 ruiniert und anschließend abgebrochen.
Jüngere Sanierungsarbeiten Die Ostgruppe des Domes wurde von 2001 bis 2005 renoviert, das westliche Querhaus von 2006 bis 2010. Später wurden Sanierungsarbeiten am nördlichen Seitenschiff sowie am oberen Westturm durchgeführt. Im Sommer 2013 fand ein bedeutender Austausch des oberen Abschlusses der barocken Westturmspitze statt. Dieser Austausch war notwendig geworden, da die Stabilität der Turmbekrönung gefährdet war.
Die Bedeutung des Mainzer Domes Der Mainzer Dom steht für eine lange kirchliche Entwicklung in der Stadt Mainz und kann auf eine über 1000jährige Entwicklung zurückschauen. Nach seiner Errichtung wurden einige bauliche Veränderungen am Dom vorgenommen, die unter anderem mit Naturkatastrophen sowie Kriegen zusammenhingen. Dass die baulichen Maßnahmen nicht abgeschlossen sind und sich bei einem solch historischen und bedeutenden Bauwerk nicht komplett abschließen lassen, bezeugen die andauernden Sanierungsmaßnahmen. Der Dom ist im Inneren mit zahlreichen Denkmälern ausgestattet, die die langjährige Geschichte dieses Bauwerks veranschaulichen. Allerdings ist heute von der ursprünglichen prächtigen Ausstattung, die den Dom einst komplett bis in die Ecken schmückte, verhältnismäßig wenig vorhanden. Dies liegt zum großen Teil in den Kriegen begründet. Unter anderem verdeutlichen jedoch die Grabdenkmäler von mehr als 40 Erzbischöfen im Dom zu Mainz die über 1000jährige Geschichte des Mainzer Domes.
Zudem trägt der Dom für die Stadt Mainz eine hohe Bedeutung. Er ist dort das bedeutendste historische sowie künstlerische Bauwerk und prägt das Stadtbild enorm. Bei einem Blick von der erhöhten Umgebung, beispielsweise von der Zitadelle oder vom Kästrich, ragt er deutlich heraus. Ebenso ist der dominierende Mainzer Dom von der rechten Rheinseite aus unmittelbar zu erkennen und lässt Mainz in seiner historischen Gestalt erscheinen.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Mainz. Denkmalverzeichnis Kreisfreie Stadt Mainz, 3. April 2023. S. 3, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Mainz, abgerufen am 16.06.2023
Wegner, Ewald (1990)
Stadt Mainz, Altstadt. (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 2.2.) S. 76-84, Düsseldorf.
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