Kurfürstliche Zoll- und Zwingburg in Linz am Rhein

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Linz am Rhein
Kreis(e): Neuwied
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 33′ 57,05″ N: 7° 16′ 43,64″ O 50,56585°N: 7,27879°O
Koordinate UTM 32.378.103,29 m: 5.602.961,60 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.590.645,49 m: 5.604.131,26 m
  • Gesamtansicht der Linzer Burg in Linz am Rhein (2015).

    Gesamtansicht der Linzer Burg in Linz am Rhein (2015).

    Copyright-Hinweis:
    Lickfett, Magnus
    Fotograf/Urheber:
    Magnus Lickfett
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Burg Linz

    Burg Linz

    Copyright-Hinweis:
    Frank Metzemacher / Lichtreim Photography
    Fotograf/Urheber:
    Frank Metzemacher
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Die Burg in Linz am Rhein (2015).

    Die Burg in Linz am Rhein (2015).

    Copyright-Hinweis:
    Lickfett, Magnus
    Fotograf/Urheber:
    Magnus Lickfett
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Burg Linz

    Burg Linz

    Copyright-Hinweis:
    Frank Metzemacher / Lichtreim Photography
    Fotograf/Urheber:
    Frank Metzemacher
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Burg Linz

    Burg Linz

    Copyright-Hinweis:
    Gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Burg Linz

    Burg Linz

    Copyright-Hinweis:
    Stadtarchiv Linz am Rhein / Theo Söhnen
    Fotograf/Urheber:
    Theo Söhnen
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Gebäude der Burg in Linz am Rhein (2015).

    Gebäude der Burg in Linz am Rhein (2015).

    Copyright-Hinweis:
    Lickfett, Magnus
    Fotograf/Urheber:
    Magnus Lickfett
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Burg Linz

    Burg Linz

    Copyright-Hinweis:
    Gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Matthäus Merian
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der Kölner Erzbischof Engelbert III. von der Mark ließ die Anlage 1365 als Zwingburg errichten. Zur Finanzierung des Bauwerks stellte das Kölner Domkapitel dem Erzbischof aus der Geldkiste im Zollhaus von Bonn 800 Gulden zur Verfügung. Die Linzer Bürger wurden verpflichtet, die Burg mit aller Macht jederzeit gegen jedermann zu behüten und zu beschirmen. Bereits ein Jahr später verpfändete Engelbert III. die Anlage an den Trierer Erzbischof Kuno II. von Falkenstein, seinen Koadjutor. Engelberts Nachfolger Friedrich III. von Saarwerden konnte die Pfandsumme zwar 1376 zurückzahlen, musste die Burg aber bereits 1384 erneut an den Erzbischof von Trier versetzen. 1456 teilten sich sogar drei Pfandeigner, die Grafen Heinrich von Nassau und Philipp von Katzenelnbogen sowie Frank von Kronberg, den Besitz.

Die heutige Anlage entstammt nur noch zu einem geringen Teil dem späten Mittelalter und es ist unklar, wie viel von der mittelalterlichen Bausubstanz erhalten ist. Sicher aus der Erbauungszeit stammen der Eckturm und der Haupteingang im Süden. Frühe Stadtansichten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts könnten jedoch einen recht detailgetreuen Eindruck von der ursprünglichen Burganlage mit wenigen kleinen Fenstern, schmalem Rundtürmchen und rheinseitigem Erker mit spitzer Dachhaube vermitteln. In die Burg führte eine Brücke, die einen Wassergraben überspannte. Der auch als Weiher bezeichnete Graben schützte die Süd- und Ostseite des Burgareals und reichte weit in den heutigen Burgplatz hinein. Die Aufsicht über das Burgtor und die Brücke hatte ein Pförtner, der den Zugang zur Burg kontrollierte. Des Nachts lösten sich zwei Wächter bei der Nachtwache ab. Die Linzer Burg komplettierte die seit den 1320er Jahren errichtete Stadtfestigung mit Stadtmauer, vier mächtigen Stadttoren und mehreren Türmen bzw. Erkern, die über 500 Jahre bis weit ins 19. Jahrhundert hinein praktisch unverändert Bestand hatte. Bei den häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen, in die die Stadt Linz verwickelt war - genannt seien hier nur die Belagerung im Neusser Krieg 1475, in deren Verlauf „dat slos zo Lins wart uisgebrant“, die Besetzung im Kölnischen Krieg 1583 und natürlich vor allem auch die Besetzung der Stadt durch die Schweden während des Dreißigjährigen Krieges - erlitt die Burg wiederholt mehr oder minder schwere Schäden.

Im Innern der Burg lagen rechts des Eingangs Küche, Stuben und Schrankkammern, in der 1. Etage die große Stube und eine weitere Kammer. Um den Innenhof mit Brunnen gruppierten sich außerdem Stallgebäude, Gefängnis und ein Taubenhaus. Vor der Burg lag ein Kelterhaus, vor dem Graben erstreckten sich Gärten. Ein bedachter Wehrgang führte über die Stadtmauer zu Rheintor und Zollhaus, denn die Burg diente auch dem Schutz des Linzer Rheinzolls, den der Kölner Erzbischof ebenfalls 1365 nach Streitigkeiten mit der Stadt Andernach von dort nach Linz hatte verlegen lassen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Rheinzolls war enorm, denn obwohl die direkten Einkünfte aus dem Zoll an den Landesherrn flossen, profitierte die Stadt von der Kaufkraft des meist finanzkräftigen Zollpersonals und der Schiffsbesatzungen, die ihren Landgang zum Einkaufen und vor allem zum Einkehren in eine der zahlreichen Linzer Gastwirtschaften nutzten.

In erster Linie aber war die Linzer Burg Sitz des kurfürstlichen Amtmanns und Kellners. Die landesherrlichen Vertreter residierten häufig dort und übten Einfluss auf die städtische Politik und Rechtsprechung aus. 1707 wurde der kölnische Amtssitz von Altenwied nach Linz verlegt, was umfangreiche Baumaßnahmen an der Burg zur Folge hatte. Augenfällig wird dies besonders an der Rheinseite, von nun an ein langgestreckter Wohnbau mit zahlreichen Fenstern. Hier lagen die privaten Räumlichkeiten der Amtspersonen. Die Amtsstuben waren im Gebäudetrakt rechts des Eingangs eingerichtet, der nördliche Flügel diente als Pferdestall. Nach dem Ende des Kurstaats beherbergte die Burg ab 1802 die fürstlich-nassauischen Verwaltungs- und Justizbeamten, nach dem Übergang an Preußen 1815 und der Einrichtung des Kreises Linz 1816 diente sie für einige Jahre als Sitz des landrätlichen Büros und der Kreiskasse. In der Burg wurde ein Geschäftslokal mit zwei Stuben für den Landrat und seine Beamten eingerichtet. Die Kreiskasse bezog einen Raum im Erdgeschoss des Turmes und wurden mit allen erforderlichen Utensilien wie Truhen, Büchsen mit Schloss und Schlüsseln, Stempeln und Siegeln ausgestattet. Zudem verwahrte der Kreiskassenbeamte dort ein umfangreiches Archiv mit beachtlichen Beständen an Heberegistern, Lagerbüchern oder Kellereirechnungen aus mehreren Jahrhunderten.

Bereits 1821 wurde die Linzer Burg an Anton Feith verkauft. Bis 1950 blieb die Anlage im Besitz dieser Familie, weshalb sie auch als „Feiths Burg“ bekannt ist. Eisenanker an der nördlichen Außenwand zeugen noch davon. Die Zeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts brachte weitere bauliche Veränderungen. Ab 1823 wurde der Weiher verfüllt und der entstandene Platz - der heutige Burgplatz - mit Steinen der seit 1817 nach und nach abgebrochenen Stadtmauer gepflastert. Anstelle der Brücke geht es seitdem über eine Steintreppe in die Burg. 1896 folgten Um- und Erweiterungsbauten, deren augenfälligstes Ergebnis der Ostturm ist, dessen Dachstuhl im April 1972 komplett ausbrannte. Während beider Weltkriege waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Burg untergebracht. Seit 1984 wieder in Privatbesitz, präsentierte sich die Anlage nach umfassender Renovierung zwischenzeitlich mit mittelalterlicher Burggastronomie im Rittersaal, römischer Glashütte, Waffen- und Folterkammer sowie Ausstellungs- und Geschäftsräumen als Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Zuletzt als Hochzeitslocation genutzt, ist das Gebäude derzeit aufgrund von Umbaumaßnahmen geschlossen.

(Andrea Rönz, Stadtarchiv Linz am Rhein, 2025)

Internet
archivlinz.hypotheses.org: „…eyne burgh zu machen in synre Stat zu Lyns…“ – Zur Geschichte der kurfürstlichen Zoll- und Zwingburg seit 1365 (abgerufen 17.03.2025)

Literatur

Burghard, Hermann; Kasper, Cordula (2002)
Linz am Rhein. Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. S. 53, Köln.
Neu, Heinrich; Weigert, Hans (1984)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied. S. 256, Düsseldorf.
Rings, Anton und Anita (2002)
Häuser und Menschen in Linz. Ein Beitrag zur Sozialtopographie der Linzer Altstadt. Linz am Rhein.
Steger, Denise (2023)
Die Burg in Linz am Rhein. Kurfürstliche Zoll- und Zwingburg, 1365. Linz am Rhein.
Steger, Denise (2020)
Mauern und Türme. Die Linzer Stadtbefestigung vom Mittelalter bis heute. Linz am Rhein.
Thon, Alexander; Ulrich, Stefan (2010)
"...wie ein Monarch mitten in seinem Hofstaate thront" - Burgen am unteren Mittelrhein. Regensburg.

Kurfürstliche Zoll- und Zwingburg in Linz am Rhein

Schlagwörter
Ort
Linz am Rhein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1365

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Kurfürstliche Zoll- und Zwingburg in Linz am Rhein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-118116-20150318-2 (Abgerufen: 23. März 2025)
Seitenanfang