Ein zentrales Element des Marktes war die Butterwaage, die zunächst in einem Fachwerkhäuschen untergebracht war, das 1843 durch eine transportable Bude ersetzt wurde. Die Bedienung der Waage war ursprünglich mit dem Amt des Stadtdieners verbunden, der auch für die Aufsicht über den Markt zuständig war. Ab den 1840er-Jahren wurde die Waage verpachtet, doch aufgrund fehlender Nutzungspflicht war sie für die Pächter finanziell wenig attraktiv. Käufer und Verkäufer einigten sich oft eigenständig oder nutzten private Waagen. Mit der Einführung einheitlicher Maße und Gewichte sowie moderner Eichvorschriften verlor die Butterwaage schließlich ihre Bedeutung.
Die Abläufe des Buttermarktes waren streng geregelt. Der Markt begann im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr, jeweils eingeläutet durch die Rathausglocke. Mit dem Mittagsläuten der Martinskirche endete der Markt. Eine Besonderheit war die sogenannte „Marktfreistunde“, während der Zwischenhändler Waren einkaufen durften. Diese Maßnahme sollte verhindern, dass Händler durch Spekulationen das Warenangebot verknappen. Die Platzaufteilung war ebenfalls klar geregelt: Händler aus verschiedenen Regionen hatten feste Standorte auf dem Markt, wobei die südliche Seite fremden Händlern vorbehalten war, die östliche den rechtsrheinischen Dörfern und die nördliche den Landbewohnern aus dem Westerwald.
Mit der Zeit wurde der Markt zunehmend durch den Verkehr beeinträchtigt, der trotz Verbots den belebten Platz passierte. 1853 beschloss die königliche Regierung daher, den Buttermarkt mit dem gesamten Wochenmarkt auf den Hauptplatz der Stadt zu verlegen. Diese Entscheidung stieß auf großen Widerstand, insbesondere bei den Bewohnern der Oberstadt und den Geschäftsleuten am Buttermarkt, die wirtschaftliche Einbußen befürchteten. In einem Kompromiss wurde der Buttermarkt umgestaltet: Der Mühlenbach wurde in einen gedeckten Kanal verlegt, der Platz wurde gepflastert und ein neuer Brunnen errichtet. Diese Maßnahmen erlaubten es, den Markt an seinen ursprünglichen Ort zurückzuverlegen. Mit dem Bau von Umgehungsstraßen 1856 und 1873 wurde der störende Durchgangsverkehr außerdem deutlich reduziert.
In Krisenzeiten, insbesondere während des Ersten Weltkriegs, musste der Buttermarkt eingestellt werden, da die Versorgung mit Lebensmitteln stark eingeschränkt war. Nach dem Krieg wurden mehrere Versuche unternommen, den Markt wiederzubeleben, doch Inflation, Wirtschaftskrisen und Preisüberwachungen erschwerten dies. Schließlich führte die Modernisierung des Lebensmittelhandels, insbesondere die Eröffnung der Neustädter Molkereigenossenschaft, zum endgültigen Niedergang des Buttermarktes. Die neue Genossenschaft bot eine effizientere Vermarktung von Milchprodukten, die sowohl die Interessen der Erzeuger als auch der Verbraucher berücksichtigte.
Trotz des Niedergangs bleibt der Buttermarkt ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte. 1924 wurden im Zuge von Stadtverschönerungsmaßnahmen Lindenbäume gepflanzt, was bei den Anwohner ein geteiltes Echo hervorrief. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist der Bereich zwischen Mittel- und Neustraße, einschließlich des Buttermarktes, eine Fußgängerzone. 1986 wurde ein Brunnen mit der Figur der Buttermarktfrau „Agnes“ des Bildhauers Josef Kaspers errichtet. Am Brunnen laden Bänke zum Verweilen im Schatten der Lindenbäume ein. Der frühere Verlauf des Mühlenbachs wird durch weiße Pflastersteine symbolisiert. Der Platz ist umgeben von aufwendig restaurierten historischen Fachwerkhäusern.
(Andrea Rönz, Stadtarchiv Linz am Rhein, 2025)