Das monumentale Empfangsgebäude des Bahnhofs Kierberg errichtete die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft 1874 nach Potsdamer Vorbildern als großbürgerliche Villa mit antiken und Renaissance-Elementen im Stil des Historismus. Die herrschaftliche Anlage diente als Repräsentationsbahnhof des deutschen Kaisers.
Der Bahnhofsvorplatz wurde als großzügige Parkanlage gestaltet. Einst führte eine bogenförmige Zufahrtsstraße durch den Park direkt vor die hohe Freitreppe des Empfangsgebäudes. Am Ende der Freitreppe befanden sich drei Bogenöffnungen, welche der Kaiser und sein Gefolge durchschreiten mussten, um in die Eingangshalle (das Vestibül) und von dort aus auf den Bahnsteig zu gelangen. Die Winkelform des Backsteingebäudes mit dem eingestellten Aussichtsturm sollte an Burgen vergangener Zeiten erinnern. Von der Turmspitze aus bot sich ein wunderbarer Blick über Brühl und die Rheinebene.
Restaurationstrakt und Terrassenareal Während im Rechteckbau die Räumlichkeiten für den Bahnbetrieb untergebracht waren, befand sich im Südflügel des Empfangsgebäudes die Gastronomie. An diesen Restaurationstrakt schloss sich ein gärtnerisch gestaltetes Terrassenareal mit Sitzplätzen und einer doppelreihigen Pergola an. Die Terrasse war den Gästen der Ausflugsgaststätte vorbehalten. Eine zweite Pergolaarchitektur fasste die Terrasse auf dem Restaurationstrakt als weiteren Freiraum für die Gäste ein. Die auf unterschiedlichen Höhen kontruierten Terrassenanlagen mit luftigen Lauben sollten das viel bewunderte Italien ins Rheinland holen. Die Terrasse im Erdgeschoss wird bis heute von einem Musikpavillon begrenzt. Im Zentrum des Pavillons und umgeben von gemalter Musterdekoration befindet sich ein scheinarchitektonisch gerahmtes Gemälde mit dem Titel „Allegorie des Eisenbahnwesens“. Die Malarbeiten führte M. Advena im Jahr 1897 durch.
Der alte Kaiserbahnhof im neuen Glanz Sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg überstand der Kaiserbahnhof glücklicherweise weitestgehend unbeschadet. Mit dem Ende der wilhelminischen Ära und mit dem fortschreitenden Siegeszug des Automobils verlor der Kaiserbahnhof Kierberg jedoch an Bedeutung – das Empfangsgebäude verfiel zusehends. Im Jahr 1977 konnte schließlich ein privater Nutzer gefunden werden, der das historische Bauwerk vor dem endgültigen Verfall rettete und eine Gastronomie eröffnete. Seit dem 02. Februar 1984 steht das Empfangsgebäude des Kaiserbahnhof unter Denkmalschutz. Nach einem mehrfachen Eigentümerwechsel begann Ende 2008 die umfangreiche Kernsanierung des Empfangsgebäudes. In diesem Rahmen wurde nach Plänen des Büros Humperdinck Architekten im Obergeschoss ein Glasanbau errichtet und zudem ein Staffelgeschoss aus Glas aufgesetzt. Im Juni 2010 öffnete das Restaurant im Kaiserbahnhof mit angrenzendem Biergarten seine Türen. Heute befinden sich im ehemaligen Empfangsgebäude zusätzlich zur Gastromonie mehrere Büroräume, ein Tagungscenter und Räumlichkeiten für Hochzeiten, Geburtstage und Feierlichkeiten aller Art.
Baudenkmal Das Objekt „Kaiserbahnhof Kierberg“ mit seinen Nebengebäuden ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nr. 71972 / Denkmalliste der Stadt Brühl, laufende Nr. 31).
(Anne Stollenwerk, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2014, mit freundlicher Unterstützung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege)
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