Gut Vinkenpütz liegt nördlich von Stommeln auf der Mittelterrassenebene, unweit des deutlich ausgeprägten Hangs zur Niederterrassenfläche des Stommeler Bruchs. Der ehemalige Standort des Hofes lag in dieser Bruchniederung, ca. 100 Meter östlich vom heutigen Standort entfernt. Dieser ältere Hof brannte um 1852 ab, nachfolgend errichtete man ihn als Vierkanthof an heutiger Stelle in Backsteinbauweise neu. Eine Torbogeninschrift verkündet das Baujahr „1852“. Das fünfachsige Haupthaus ist zweigeschossig und charakterisiert durch einen hofseitig einachsigen Mittelrisaltit mit Dreiecksgiebel. An das Haupthaus schließt sich ein großer Garten mit altem Baumbestand an. Der rechteckige Innenhof wird durch zwei sich in West-Ostrichtung gegenüberliegende Eingangstore erschlossen. Die heutige Zufahrt erfolgt aus Westen und wird in der Feldflur durch ein historisches Wegekreuz markiert. Die ehemalige Zufahrt führte aus Osten aus der Bruchniederung Stommelns (Bruchstraße) die Terrassenkante herauf. Heute ist hier ein Hohlweg umgeben von Bruchwald ausgeprägt. Diese ehemalige Eingangssituation wird durch eine Kastanienallee und einen kleinen Platz betont. Hier verweist eine Inschrift darauf, dass sich das Gut seit 1713 im Besitz der Familie Schumacher befindet.
Geschichtliches Der Hofname taucht in den Schriften erstmalig 1350 auf, der älteste Pachtbrief stammt aus dem Jahr 1525. Bis 1804 gehörte das Gut zum Kölner Stift St. Cäcilien. Die Größe des Hofes betrug 100,29 Hektar. Bis zur Säkularisation 1804 erfolgte die Bewirtschaftung durch Pächter, sogenannte Halfen. Die soziale Lage dieser Pächter musste recht gut gewesen sein: Niedrige Pachtgebühren, die persönliche Freiheit des Bauerntums und die Möglichkeiten der Erbpacht von Höfen ermöglichten vielen von ihnen einen relativen Wohlstand. 1804 wurde das Gut an eine Handelsgesellschaft, die die Armee belieferte, abgetreten. Dies war eine der Möglichkeiten zur Privatisierung von Kircheneigentum während der Säkularisation. Ziel war es, die hohen Schulden des Staates gegenüber der Armee zu reduzieren. Wenig später gelangte das Gut in die Versteigerung und konnte vom früheren Pächter Gerhard Nießen ersteigert werden. Zwischen 1816 und 1871 lebten ständig 15 bis 17 Personen auf Gut Vinkenpütz (Wißkirchen 1997). 1713 gelangte durch Einheirat der Katharina Schomacher (Schumacher) eine Ahnin der heutigen Familie Schumacher-Nesseler auf den Hof. Sie bewirtschaftet das im Besitz der Stadt Köln befindliche Gut in Pacht.
Kulturhistorische Bedeutung Gut Vinkenpütz ist zeugnishaft für die landwirtschaftliche Nutzung auf den fruchtbaren linksrheinischen Lößplatten der Mittelterrasse der Köln-Bonner Rheinebene. Bemerkenswert ist die seit dem Mittelalter persistente Alleinlage. Diese Überlieferung wird in der intensiv genutzten Börde immer seltener und ist daher aus kulturlandschaftlicher Sicht wertvoll. Die Größe des Gutshofs zeugt von der Fruchtbarkeit der Böden und dem damit verbundenen (relativen) Reichtum der Gutsbesitzer. Die Anlage ist baulich zeugnishaft für die Gutshöfe in der erweiterten Bördelandschaft (Ziegelstein, Vierkanter). Das unweit westlich in der Feldflur stehende Wegekreuz verweist auf die katholische Bevölkerung der Bördelandschaft und die in der Historie tief verankerte Religiosität. Der von Osten auf den Hof zuführende Hohlweg an der Mittelterrassenkante dokumentiert die historische Zugangssituation, die in Zusammenhang mit der ehemaligen Hofstelle steht. Der Hohlweg ist ein typisches anthropogenes Landschaftselement aus den Hangbereichen der (rheinischen) Lößgebiete, entstanden durch die jahrhundertelange Eintiefung von Wagenrädern bei gleichzeitig relativer Standfestigkeit der Hangbereiche. Hohlwege stellen heute wertvolle Biotope dar, hier unterstützt durch den umgebenden Bruchwald.
Hinweis Das Objekt „Gut Vinkenpütz in Stommeln“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Gut Vinkenpütz bei Stommeln (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 306).
(Martina Gelhar, LVR Fachbereich Umwelt, 2014)
Internet www.vfg-pulheim.de: Verein für Geschichte Pulheim e.V., Denkmäler in Pulheim, Stommeln - Gut Vinkenpütz (abgerufen 16.07.2014).
Literatur
Wißkirchen, Josef (1997)
200 Jahre Geschichte Stommelns, Band 1: 1794-1914. 42, 44f., 99, Pulheim.
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